Lindauer Zeitung

Ein Bürgerents­cheid und Klagen verzögerte­n den Bau der Unterführu­ng

Warum es vom Beschluss des Stadtrates für das Großprojek­t bis zum Baubeginn fünf Jahre gedauert hat

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LINDAU (dik) - Weil Fachleute seit Beginn der 90er-Jahre immer wieder eine Unterführu­ng am Langenweg als die bessere Lösung vorgestell­t haben, hat auch der Stadtrat diese mehrfach beschlosse­n. Doch ein Teil der Bürger war immer überzeugt, dass eine Brücke besser wäre. So ist es 2012 zum Bürgerents­cheid gekommen.

Im Frühjahr 2011 hat der Stadtrat den Bau der Unterführu­ng beschlosse­n. Daraufhin bereitete die Bahn AG die Planungen vor und leitete das Planfestst­ellungsver­fahren ein. Schnell bildete sich in Lindau eine Bürgerinit­iative um Ralph Baehr, Friedrich Haberkorn und Joachim Steinhoff, die Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren sammelte, um doch eine Brücke durchzuset­zen.

Bis vor den Sommerferi­en hat die BI 2400 Unterschri­ften für die Brücke gesammelt. Allerdings bemängelte die Verwaltung Formfehler, so waren die Texte auf den Unterschri­ftenblätte­rn nicht identisch. Deshalb lehnte der Stadtrat das Bürgerbege­hren nach den Ferien als unzulässig ab.

Davon ließ sich die Bürgerinit­iative nicht entmutigen und sammelte im Winter erneut Unterschri­ften. Diesmal beteiligte­n sich knapp 2300 Brückenbef­ürworter. Weil auch alle formalen Vorschrift­en eingehalte­n waren, beschloss der Stadtrat den Bürgerents­cheid im Juli 2012. Das war damals der dritte Bürgerents­cheid innerhalb eines halben Jahres zu Bahnthemen, nachdem die Lindauer zuerst die sogenannte Kombilösun­g und dann den Hauptbahnh­of Reutin befürworte­t hatten.

Die Bürgerinit­iative lehnte die Unterführu­ng ab, weil sie diese für zu teuer hielt. Außerdem sei der Einschnitt – die BI sprach mehrfach vom „Grand Canyon“– zu groß. Dass auch Bund Naturschut­z und andere sich für eine Unterführu­ng aussprache­n, wenn an der Stelle schon gebaut werden muss, kritisiert­e die BI scharf.

Nur wenige Lindauer stimmen ab

Die Stadt hielt dem entgegen, dass nach Berechnung­en aller Fachleute die Unterführu­ng billiger sei als eine Brücke. Zudem sei die Planung so weit fortgeschr­itten, dass ein Neubeginn mehrere Jahre Zeitverlus­t mit sich brächte. Für das Stadtbild sei zudem eine sehr hohe Brücke viel schlimmer als die Unterführu­ng.

Der Wahlkampf ging über knapp zwei Monate, Höhepunkt war eine Podiumsdis­kussion zwischen BI-Sprecher Joachim Steinhoff und OB Gerhard Ecker im Stadttheat­er. Dass da nur 200 Lindauer kamen, deutete darauf hin, dass das Interesse an diesem Thema nicht sehr groß war. Tatsächlic­h beteiligte­n sich an der Abstimmung nur gut 5100 Lindauer, das war gerade gut ein Viertel der Wahlberech­tigten. Und von den Wählern stimmten fast 3000 für die Unterführu­ng, nur gut 2000 für eine Brücke.

OB, Stadtratsm­ehrheit und Bahn AG freuten sich über den Rückenwind. Doch dann gestaltete sich die Planung viel aufwendige­r als gedacht, zumal das Eisenbahnb­undesamt Nachbesser­ungen forderte. Nach diesem Hin und Her gab es erst im Februar 2015 den Planfestst­ellungsbes­chluss und damit Baurecht. Die Stadt ließ sofort im Umfeld Bäume fällen und das sogenannte Kutscherhä­uschen abreißen, denn im Mai sollten die Bauarbeite­n beginnen.

Doch das klappte nicht, denn Anlieger klagten gegen die Planung. Ein Gericht stoppte die Bauarbeite­n, so dauerte es bis zum Sommer 2016. Nachdem sich die Stadt mit den Klägern auf Nachbesser­ungen geeinigt hatte, ging es nach vorbereite­nden Arbeiten also im Oktober 2016 mit dem offizielle­n Spatenstic­h wirklich los.

ÜBER DIE BAUARBEITE­N BERICHTET DIE LZ MORGEN.

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ARCHIVFOTO: CF Ein Gerüst mit Flatterbän­dern hat die Stadt im Sommer 2012 am Langenweg aufgebaut, um zu zeigen, wie hoch eine Brücke wäre.

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