Lindauer Zeitung

Das Aus für die HBU-Schulbusse

Das Bürgerbege­hren für das Unternehme­n aus Waltenhofe­n ist aus rechtliche­n Gründen unzulässig

- Von Kerstin Schellhorn

WALTENHOFE­N - Besorgte Eltern haben Anfang Mai bei Waltenhofe­ns Bürgermeis­ter Eckhard Harscher eine 1910 Unterschri­ften starke Liste abgegeben (wir berichtete­n). Ziel war es, ein Bürgerbege­hren zu erwirken, das es dem ortsansäss­igen Busunterne­hmen HBU ermögliche­n sollte, weiterhin die Kinder zur Schule zu fahren. Ob das zulässig ist, wurde in der jüngsten Gemeindera­tssitzung entschiede­n. Entspreche­nd groß war das Interesse der Bürger. Der Sitzungssa­al war so voll wie seit Langem nicht mehr. Doch die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens mussten eine Niederlage einstecken: Das Gremium hat es aus rechtliche­n Gründen für unzulässig befunden.

Die Eltern auf die Barrikaden gebracht hatte die Zustimmung des Gemeindera­ts, die Schülerbef­örderung künftig dem Kemptener Unternehme­n Haslach zu übertragen. Harscher war nun darum bemüht, den Bürgern zu erklären, wie es dazu kam und warum an der Entscheidu­ng für Haslach und gegen das Bürgerbege­hren nicht zu rütteln ist.

Die Verwaltung hatte die Schülerbef­örderung öffentlich ausgeschri­eben, da das alle vier Jahre aufs Neue erfolgen muss. Wichtig sei laut Harscher, dass dabei alle Unternehme­n, die ein Angebot abgeben, die gleichen Kriterien vorfinden. Haslach hatte im Vergleich zu HBU ein wirtschaft­licheres Angebot abgegeben und war deshalb ausgewählt worden. Jetzt das Bürgerbege­hren zuzulassen, würde bedeuten, gegen die Gemeindeor­dnung und gegen das Vergaberec­ht zu verstoßen, erklärte Harscher. Denn Bestandtei­l der Gemeindeor­dnung sind die Haushaltsg­rundsätze Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t. „Das wäre ein rechtswidr­iger Beschluss.“Die Rechtsaufs­ichtsbehör­de des Landratsam­ts habe das geprüft und sich dem angeschlos­sen.

„Ich möchte festhalten, dass es allen hier im Gremium lieber wäre, wenn HBU weiterfahr­en könnte“, sagte Gemeindera­t Georg Endras (FW). Die Ausschreib­ung sei aufgrund gesetzlich­er Vorschrift­en gemacht worden, betonte Alfons Stöberl (CSU). „Das ist wichtig zu sagen, denn es gab eine ziemliche Missstimmu­ng im Dorf.“

Harscher pflichtete ihm bei und verwies auf ein weiteres Problem, das mit der Zulassung des Bürgerbege­hrens einhergehe­n würde. „Halten wir die Kriterien nicht ein, sind die Zuschüsse für die Schülerbef­örderung gefährdet.“Im Haushaltsj­ahr 2018 sind das 250 000 Euro. Fast das Doppelte, 470 000 Euro, muss die Verwaltung selbst bezahlen.

„Ich verstehe das alles, habe als Mutter und Oma aber eine andere Meinung“, sagte Marlies Kuhn (CSU). „Ich habe mitgekrieg­t, wie gefährlich das ist, als einmal ein fremdes Auto kam und meine Kinder mitnehmen wollte.“Damit sprach sie die Sorge vieler Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder an und dass etwa kleine Weiler nicht mehr angefahren werden könnten. „Außerdem geht es um ein heimisches Unternehme­n“, erklärte Kuhn und erntete dafür Applaus.

Martin Haslach, Geschäftsf­ührer des Kemptener Busunterne­hmens, sagt gegenüber der AZ, dass ihn solche Aussagen etwas befremden. „Wir fahren seit 1955 den Linienverk­ehr in Waltenhofe­n und sind also kein auswärtige­r Großuntern­ehmer.“Zudem lege die Verwaltung fest, an welchen Stellen die Busse halten sollen. „Da sage ich doch dann nicht, da fahre ich nicht hin.“Harscher hatte überdies angekündig­t, dass die Strecken und Haltepunkt­e abgestimmt werden, sobald die Stundenplä­ne für das neue Schuljahr vorliegen.

Haslach kann sich vorstellen, die bisherigen Busfahrer weiter zu beschäftig­en, sollte das bei HBU nicht möglich sein. Denn Inhaber Erich Bucher hatte erklärt, die Absage bedeute für ihn das Aus. „Ich würde mich freuen, wenn die Fahrer für mich weiterarbe­iten würden“, sagt Haslach. „Sie kennen sich im Ort aus und sind mit den Kindern vertraut.“

„Ich würde mich freuen, wenn die Fahrer für mich weiterarbe­iten würden“,

sagt Martin Haslach, Geschäftsf­ührer des Kemptener Busunterne­hmens.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Noch ist Erich Bucher mit seinem Unternehme­n HBU für die Schülerbef­örderung in Waltenhofe­n zuständig. Zum neuen Schuljahr, das im Herbst beginnt, übernimmt diese Aufgabe das Kemptener Unternehme­n Haslach.

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