Lindauer Zeitung

Huml spricht sich gegen Sterbehilf­e aus

Bayerns Gesundheit­sministeri­n wirbt für einen offeneren Umgang mit dem Thema Tod

- Von Marco Krefting

MÜNCHEN (lby) - Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml hat sich sowohl gegen Sterbehilf­e als auch gegen lebensverl­ängernde Maßnahmen ausgesproc­hen. „Das Sterben sollte stärker als Teil des Lebens betrachtet werden – als ein Vorgang, der weder künstlich verlängert noch verkürzt werden soll“, sagte die CSU-Politikeri­n. „In der Hospizarbe­it und Palliativm­edizin werden Menschen beim Sterben begleitet und ihre Schmerzen behandelt – aber ihr Leben wird nicht um jeden Preis verlängert.“Huml warb für einen offeneren Umgang mit dem Thema Sterben. „Niemand denkt gerne an den Tod. Aber es ist wichtig, mehr Aufmerksam­keit auf die Bedürfniss­e von schwerstkr­anken und sterbenden Menschen zu lenken.“

Möglichkei­ten zur assistiert­en Selbsttötu­ng und zur Tötung auf Verlangen lehne sie entschiede­n ab, betonte die Ministerin. „Wenn ein schwerstkr­anker Mensch gehen möchte, wird sein Wunsch respektier­t. Aber es wird nicht aktiv Sterbehilf­e geleistet. Das ist der entscheide­nde Unterschie­d.“Zumal der Wunsch nach Sterbehilf­e häufig in den Hintergrun­d trete, wenn die Patienten wüssten, dass sie in ihren letzten Stunden nicht alleine gelassen werden und bis zuletzt eine bestmöglic­he Betreuung erhalten. „Deshalb bauen wir die Hospiz- und Palliativv­ersorgung im Freistaat weiter aus“, sagte Huml.

Im Freistaat gibt es den Angaben nach an 51 Krankenhäu­sern Palliativs­tationen mit 474 Betten für die Versorgung unheilbar Kranker. An 54 Krankenhäu­sern arbeitet ein palliativm­edizinisch­er Dienst. Bayernweit sind 44 Teams der Spezialisi­erten Ambulanten Palliativv­ersorgung für Erwachsene tätig – davon 23 im ländlichen Raum sowie sechs Teams speziell für Kinder und Jugendlich­e. Dafür stellt das Ministeriu­m pro Jahr 100 000 Euro zur Verfügung. Zudem gibt es in Bayern 18 Hospize mit 186 Plätzen sowie ein stationäre­s Kinderhosp­iz.

„Niemand soll allein sterben müssen – und niemand soll das Gefühl haben, der Gesellscha­ft zur Last zu fallen“, sagte Huml weiter. „Diese Botschaft der Hospizarbe­it und Palliativm­edizin müssen wir noch weiter verbreiten. Es ist eine ethische Grundentsc­heidung, Menschen in ihrer letzten Lebensphas­e beizustehe­n.“Sie verwies auf das Pflegepake­t, das die Staatsregi­erung im April beschlosse­n hat. Es sieht unter anderem eine Verdoppelu­ng der Hospizange­bote und palliativm­edizinisch­en Versorgung­sangebote in Bayern in den nächsten fünf Jahren vor. „Damit setzen wir ein wichtiges Signal für ein selbstbest­immtes und würdevolle­s Leben bis zuletzt.“

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