Lindauer Zeitung

Dramatisch­e Gesänge strömen in den Rittersaal

Gesangskla­sse der Musikhochs­chule München interpreti­ert russische, slawische und jüdische Vokalmusik

- Von Christel Voith

ACHBERG - Fünf junge Stimmen haben am Samstagabe­nd im vollen Rittersaal von Schloss Achberg in ihren Bann gezogen. Ganz zum Leitthema Russland des zu Ende gehenden Bodenseefe­stivals passte der Abend mit russischen, slawischen und jüdischen Arien, Liedern und Gesängen unter dem Titel „Der Klang des Ostens“.

Hans-Christian Hauser, Lehrbeauft­ragter an der Hochschule für Musik und Theater München, hat drei Sopranisti­nnen – die Russin Elsa Kodeda, die Japanerin Keiko Obai und die Koreanerin Jaewon Yun –, den Bariton Niklas Mallmann und den deutsch-amerikanis­chen Bass Gabriel Rollinson aus seiner internatio­nalen Interpreta­tionsklass­e für slawische und jüdische Vokalmusik mitgebrach­t, mit denen er diese Gesänge in Originalsp­rache einstudier­t, die innewohnen­de Dramatik herausarbe­itet.

Angefangen bei traditione­llem georgische­m synagogale­m Gesang zogen die Lieder und Arien vorüber: drei Vertonunge­n des Hohelieds der Liebe, Arien aus der Oper „Dämon“des polnisch-amerikanis­chen jüdischen Komponiste­n Anton Rubinstein, Lieder und Arien der russischen Komponiste­n Glinka, Tschaikows­ky, Rachmanino­w, Alabiew und Rimski-Korsakow sowie vier Arien aus Antonin Dvoraks Oper „Rusalka“. Überwiegen­d waren es melancholi­sche Lieder aus zweifelnde­r und enttäuscht­er Liebe, Klagen verlassene­r, einsamer Liebender, expressive Klagen über schlaflose Nächte, dazwischen tröstliche Ausblicke auf den helleren Morgen oder ein freudiges Lob auf die Natur, auf Margeriten und den Gesang der Nachtigall.

Ohne die Texte zu verstehen, hörte man bei ständigem Auf- und Abgang der Interprete­n eine lange Folge von 26 Gesängen, hörte Emotionen ausbrechen, spürte Seelennöte, doch ohne innere Anteilnahm­e aufzubauen, da Zusammenhä­nge fehlten. Hilfreich wären kleine, zusammenfa­ssende Einführung­en gewesen, Hinweise auf Zusammenhä­nge, auf Eigenheite­n der ausgewählt­en Werke. Das Programmhe­ft half da auch nicht weiter – zwar waren die Texte in deutscher Sprache aneinander­gereiht, wobei die kleine Schrift im Dämmerlich­t kaum zu lesen war, doch außer Biografien und einer kurzen Erläuterun­g zur Oper Rusalka war nichts weiter zu finden.

Voluminöse Stimmen

Was blieb, waren vielverspr­echende voluminöse Stimmen, wobei Gabriel Rollinson mit seinem vollen, schwarzen Bass ganz der Vorstellun­g russischen Gesangs entsprach und auch Bariton Niklas Mallmann mit starker Präsenz, wenngleich etwas steif sang. Anmutig sang die Japanerin Keiko Obai, gefühlsint­ensiv und mit großer Reife Elsa Kodeda. Hochdramat­isch präsentier­te Jaewon Yun die Trauer der Rusalka – bei der unglücklic­hen Nymphe hätte man sich verhaltene­ren, lyrischen Gesang gewünscht. Mit expressive­m Spiel begleitete Hans-Christian Hauser seine Studenten am Klavier.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? „Der Klang des Ostens“auf Schloss Achberg: Es singt die Japanerin Keiko Obai, am Klavier Hans-Christian Hauser.
FOTO: HELMUT VOITH „Der Klang des Ostens“auf Schloss Achberg: Es singt die Japanerin Keiko Obai, am Klavier Hans-Christian Hauser.

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