Umstrittener Neubau im Gärtl geplant
Knappe Mehrheit im Bauausschuss stimmt dreigeschossigem Flachdach-Bau zu
- Mit einem, so darf man es nennen, heißen Eisen musste sich der Bauausschuss des Weißensberger Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung befassen. Auf dem Grundstück „Im Gärtl 18“soll ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung und Kleingarage errichtet werden. Der Bauherr, er wohnt gegenüber in Hausnummer 17, will das vorhandene Haus abreißen lassen und stattdessen einen dreigeschossigen Neubau mit Flachdach oder alternativ mit seitlich aufgeklapptem Satteldach errichten.
Dafür hat er bei der Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell, zu der Weißensberg gehört, einen sogenannten „Antrag auf Vorbescheid“gestellt und zwei Entwurfsvarianten beigefügt. Das vorhandene Haus und das Grundstück gehörten zuletzt dem ehemaligen Bürgermeister von Weißenberg, Werner Reich, der vor gut einem Jahr verstorben ist.
Gleich zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes wies Bürgermeister Hans Kern darauf hin, dass der Flächennutzungsplan diesen Bereich als Wohngebiet ausweist, es dafür aber keinen Bebauungsplan gibt. Daher sei das Vorhaben nach Paragraf 34 Baugesetzbuch zu beurteilen. Somit muss sich das geplante Objekt „in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen“, ebenso darf durch den Neubau „das Ortsbild nicht beeinträchtigt“werden.
Kern betonte, dass es sich um einen der exponiertesten Punkte im Gemeindegebiet handle. Die Satteldächer der benachbarten Häuser würden das Straßenbild prägen, weshalb aus seiner Sicht an dieser Stelle kein Flachdach genehmigt werden dürfe. Auch würde der Neubau eine dreigeschossige Bauweise aufweisen, was aber in der Nachbarbebauung ebenfalls nicht vorkomme, so Kern. Laut Sitzungsvorlage beruft sich der Bauherr auf ein informelles Auskunftsgespräch mit der Baubehörde des Lindauer Landratsamtes, wonach „zunächst jede Dachform rechtlich möglich“sei. Lediglich die entsprechenden Eckpunkte und Höhen hätten sich „an der unmittelbaren Umgebung zu orientieren“. Beim Entwurf Variante 1 (Flachdach) – nur diese war Gegenstand der Beratungen im Bauausschuss – liegen die Eckpunkte des Dachgeschosses mit 8,85 Meter höher als beim vorhandenen Satteldach, sind dafür jedoch weit zurückgesetzt.
In der anschließenden Diskussion prallten die gegensätzlichen Positionen aufeinander. Während Ratsmitglied Markus Kaeß (Freie Wähler) in der Gebäudehöhe keinen allzu großen Unterschied zum vorhandenen Gebäude sah, brachte Gemeinderätin Ingrid Bartl (Freie Bürger) den Einwand, dass die Höhe beim Satteldach nur durch die Spitze erreicht werde, das Flachdach sich jedoch auf einer Höhe von 8,85 Meter beinahe über die volle Breite erstrecken würde. Peter Ganal (Freie Wähler) hält das Gebäude für „viel zu groß“, um sich – wie vorgeschrieben – der Umgebung anzupassen.
Uwe Thalheimer (Freie Wähler) sprach von einem „ganz neuen Baustil“und machte klar, dass die Dimensionen des Neubaus „nicht entscheidend“seien. Dennoch schlug er vor, eine Phantomgerüst aufzustellen, um die Ausmaße deutlich zu machen. Und Gemeinderat Joachim Wiese (Freie Bürger) verwies darauf, dass nicht weit vom geplanten Objekt an der Einmündung Lindauer Straße/Im Gärtl vor wenigen Jahren ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit sehr flachem Pultdach genehmigt und errichtet wurde. Diesen Vergleich wollte Bürgermeister Kern allerdings nicht gelten lassen.
Der Neubau von Familie Eggert liege rund 100 Meter entfernt in der Senke und nicht an so exponierter Stelle auf dem Berg.
Knappe Entscheidung
Am Ende war es eine knappe Entscheidung: Vier Räte stimmten dem Bauvorhaben zu, drei waren dagegen. Klar abgelehnt wurde die Flachdachvariante von Bürgermeister Kern, Gemeinderätin Bartl und Gemeinderat Ganal. Nun darf man gespannt sein, wie die Baubehörde im Lindauer Landratsamt urteilen wird.