Überholverbot sorgt für Ärger
Trotz zweispuriger Strecke dürfen Fahrer auf der A 7 bei Woringen nicht aneinander vorbei – Daran halten sich jedoch nicht alle
WORINGEN/BAD GRÖNENBACH Knapp sieben Kilometer lang, zwei Spuren auf jeder Seite – aber Überholen dürfen Autofahrer trotzdem nicht. Hinzu kommt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Stundenkilometer: Für viele ist die Baustelle auf der A 7 zwischen Woringen und Bad Grönenbach ein massives Ärgernis. Doch für das Überholverbot gebe es gute Gründe, sagt die Polizei. Genauso wie für die Kontrollen.
„Unser Bemühen ist es immer, Baustellen so sicher wie möglich zu machen“, betont Josef Gast, stellvertretender Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Memmingen. Für vier Spuren steht entlang der Baustelle nur eine Gesamtbreite von 11,5 Metern zur Verfügung – normalerweise teilen sich zwei Fahrbahnen und der Standstreifen diesen Platz. Bei einer so engen Gesamtbreite gelte automatisch ein Überholverbot, begründet dies Olaf Weller, Kemptener Dienststellenleiter der Autobahndirektion Südbayern. Genau das aber zweifelt ein Autofahrer aus dem Oberallgäu an. „An anderen Baustellen darf ich selbst bei einer Spurbreite von nur zwei Metern überholen“, sagt der 63Jährige, der mit seinem Wagen auf vielen Autobahnen unterwegs ist. „Warum soll das ausgerechnet hier nicht möglich sein?“An der A-7-Baustelle bei Woringen misst der linke Fahrstreifen 2,35 Meter.
Die Fahrbahn einspurig zu führen, ist laut Behörde keine Lösung. Dadurch käme es vermutlich zu einem Rückstau beim Reißverschlussverfahren, sagt Weller. Auf zwei Spuren versetzt zu fahren, bringe mehr Autos und Lastwagen durch die Baustelle. Fast 40 000 Verkehrsteilnehmer durchqueren die Teilstrecke täglich. Wären es 10 000 mehr, müsste laut Vorschrift eine Spur auf der Baustellenseite verlaufen. Damit wäre zwar die Straße breiter und das Überholverbot aufgehoben. Die Bauzeit ziehe sich dann aber in die Länge. „So können wir das deutlich schneller abwickeln“, sagt Weller. Ende Juni sollen die Arbeiten beendet sein.
Bis dahin wird die Polizei weiterhin verstärkt kontrollieren. Darauf weisen gleich mehrere Schilder am Straßenrand hin. Vor einem Jahr gab es zwischen Illertissen und Altenstadt eine ähnliche Baustelle. „Wir hatten wahnsinnig viele Unfälle durch Überholer“, erinnert sich Gast – und das trotz Verbots. Die Fälle reichten von Blechschäden bis hin zu querstehenden Autos. Teils ragten sogar Lastwagen in den Gegenverkehr. „Sobald ein Unfall mit einem Lkw passiert, habe ich ein Problem“, sagt Gast. Müsse der geborgen werden, sei die Straße mindestens drei Stunden gesperrt. Auch wenn er nur etwas schräg stehe, seien an einer Baustelle meist beide Spuren blockiert.
Aus diesen Erfahrungen hätten Autobahndirektion, Verkehrsbehörde und Polizei gelernt. Gast fährt die Strecke selbst jeden Tag einmal auf und ab, ebenso mehrere Kollegen. Unterwegs sind die Polizisten sowohl in zivil als auch mit Streifenwagen. „Von der ersten Woche bis jetzt ist es schon besser geworden“, berichtet Gast. Bisher gab es zwischen 45 und 55 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Überholverbot. Geahndet wird das mit 70 Euro und einem Punkt. Mit Rasern haben die Polizisten dagegen kaum Probleme. Bei einer Kontrolle in der vergangenen Woche war Gast „positiv überrascht“: Nur wenige erhielten eine Verwarnung – eine deutlich bessere Bilanz als vor einem Jahr. Unerfreuliche Ausnahmen gebe es dennoch – etwa Fahrer, die nicht einmal davor zurückschrecken, einen Streifenwagen zu überholen.