Lindauer Zeitung

Überholver­bot sorgt für Ärger

Trotz zweispurig­er Strecke dürfen Fahrer auf der A 7 bei Woringen nicht aneinander vorbei – Daran halten sich jedoch nicht alle

- Von Jessica Stiegelmay­er

WORINGEN/BAD GRÖNENBACH Knapp sieben Kilometer lang, zwei Spuren auf jeder Seite – aber Überholen dürfen Autofahrer trotzdem nicht. Hinzu kommt eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 80 Stundenkil­ometer: Für viele ist die Baustelle auf der A 7 zwischen Woringen und Bad Grönenbach ein massives Ärgernis. Doch für das Überholver­bot gebe es gute Gründe, sagt die Polizei. Genauso wie für die Kontrollen.

„Unser Bemühen ist es immer, Baustellen so sicher wie möglich zu machen“, betont Josef Gast, stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Autobahnpo­lizei Memmingen. Für vier Spuren steht entlang der Baustelle nur eine Gesamtbrei­te von 11,5 Metern zur Verfügung – normalerwe­ise teilen sich zwei Fahrbahnen und der Standstrei­fen diesen Platz. Bei einer so engen Gesamtbrei­te gelte automatisc­h ein Überholver­bot, begründet dies Olaf Weller, Kemptener Dienststel­lenleiter der Autobahndi­rektion Südbayern. Genau das aber zweifelt ein Autofahrer aus dem Oberallgäu an. „An anderen Baustellen darf ich selbst bei einer Spurbreite von nur zwei Metern überholen“, sagt der 63Jährige, der mit seinem Wagen auf vielen Autobahnen unterwegs ist. „Warum soll das ausgerechn­et hier nicht möglich sein?“An der A-7-Baustelle bei Woringen misst der linke Fahrstreif­en 2,35 Meter.

Die Fahrbahn einspurig zu führen, ist laut Behörde keine Lösung. Dadurch käme es vermutlich zu einem Rückstau beim Reißversch­lussverfah­ren, sagt Weller. Auf zwei Spuren versetzt zu fahren, bringe mehr Autos und Lastwagen durch die Baustelle. Fast 40 000 Verkehrste­ilnehmer durchquere­n die Teilstreck­e täglich. Wären es 10 000 mehr, müsste laut Vorschrift eine Spur auf der Baustellen­seite verlaufen. Damit wäre zwar die Straße breiter und das Überholver­bot aufgehoben. Die Bauzeit ziehe sich dann aber in die Länge. „So können wir das deutlich schneller abwickeln“, sagt Weller. Ende Juni sollen die Arbeiten beendet sein.

Bis dahin wird die Polizei weiterhin verstärkt kontrollie­ren. Darauf weisen gleich mehrere Schilder am Straßenran­d hin. Vor einem Jahr gab es zwischen Illertisse­n und Altenstadt eine ähnliche Baustelle. „Wir hatten wahnsinnig viele Unfälle durch Überholer“, erinnert sich Gast – und das trotz Verbots. Die Fälle reichten von Blechschäd­en bis hin zu querstehen­den Autos. Teils ragten sogar Lastwagen in den Gegenverke­hr. „Sobald ein Unfall mit einem Lkw passiert, habe ich ein Problem“, sagt Gast. Müsse der geborgen werden, sei die Straße mindestens drei Stunden gesperrt. Auch wenn er nur etwas schräg stehe, seien an einer Baustelle meist beide Spuren blockiert.

Aus diesen Erfahrunge­n hätten Autobahndi­rektion, Verkehrsbe­hörde und Polizei gelernt. Gast fährt die Strecke selbst jeden Tag einmal auf und ab, ebenso mehrere Kollegen. Unterwegs sind die Polizisten sowohl in zivil als auch mit Streifenwa­gen. „Von der ersten Woche bis jetzt ist es schon besser geworden“, berichtet Gast. Bisher gab es zwischen 45 und 55 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Überholver­bot. Geahndet wird das mit 70 Euro und einem Punkt. Mit Rasern haben die Polizisten dagegen kaum Probleme. Bei einer Kontrolle in der vergangene­n Woche war Gast „positiv überrascht“: Nur wenige erhielten eine Verwarnung – eine deutlich bessere Bilanz als vor einem Jahr. Unerfreuli­che Ausnahmen gebe es dennoch – etwa Fahrer, die nicht einmal davor zurückschr­ecken, einen Streifenwa­gen zu überholen.

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FOTO: RALF LIENERT In Warnfarben weisen Schilder an der A 7 auf Kontrollen der Polizei hin. Zu ihnen gesellen sich Tafeln, die das Überholen verbieten und die Geschwindi­gkeit auf 80 km/h begrenzen.

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