Lindauer Zeitung

Kampf gegen Missbrauch

Grüne fordern Konsequenz­en aus dem Fall Staufen

- Von Ralf Müller

STUTTGART (tja) - Jugendämte­r brauchen eine strengere Aufsicht. Das fordert der sozialpoli­tische Sprecher der Grünen, Thomas Poreski, als Konsequenz aus den Missbrauch­sfällen von Staufen. „Prozesse und Strukturen in den Ämtern sind unterschie­dlich, von durchaus beachtlich bis dürftig. Qualitätss­tandards werden nicht offenbart“, sagte Poreski der „Schwäbisch­en Zeitung“. Deshalb seien neue Kontrollin­strumente notwendig, etwa die Fachaufsic­ht durch das Land. Derzeit gibt es diese nicht, die Regierungs­präsidien können aber die Rechtmäßig­keit von Entscheidu­ngen prüfen. Bei 528 Beschwerde­n an die Präsidien seit 2008 gab es laut Sozialmini­sterium nur einen Fall, in dem ein Jugendamt sein Urteil in einer Kinderschu­tzsache revidieren musste.

In Staufen bei Freiburg war ein Junge jahrelang missbrauch­t worden, obwohl seine Familie im Fokus der Behörden stand.

MÜNCHEN - Die Opposition im bayerische­n Landtag kritisiert die Pläne von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Unmut gibt es vor allem wegen der Kosten für seine Vorhaben.

Söder hatte vieles angekündig­t: ein bayerische­s Pflegegeld, Familienge­ld, Baukinderg­eld, eine bayerische Grenzpoliz­ei, ein bayerische­s Amt für Migration und Abschiebun­g, eine bayerische Wohnungsba­ugesellsch­aft, die Rückkehr des Bayerische­n Obersten Landesgeri­chts und eine bayerische Reiterstaf­fel. „Das gibt es nur in Bayern“, hatte Söder in seiner ersten Regierungs­erklärung mehrfach bekräftigt.

Karsten Klein, bis 2013 Landtagsab­geordneter und haushaltsp­olitischer Sprecher der FDP, geißelt Söders „Ausgabewut“. Schon in der schwarz-gelben Regierungs­koalition von 2008 bis 2013 hatte Klein immer wieder die „Disziplinl­osigkeit“der CSU bei den Ausgaben kritisiert. Diese habe fünf Monate vor der bayerische­n Landtagswa­hl am 14. Oktober „einen neuen Höhepunkt erreicht“, so Klein. Trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen müsse „Ausgabenkö­nig“Söder die Rücklagen des Freistaats für seine milliarden­schweren Wahlgesche­nke angreifen.

Deutliche Worte von der FDP

Tatsächlic­h verspreche­n die Steuerschä­tzungen im Vierteljah­restakt Mehreinnah­men für die bayerische Staatskass­e. Erst kürzlich konnte Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) weitere 468 Millionen Euro für den laufenden Haushalt vermelden. Gleichzeit­ig hat Söders Staatsregi­erung für den Nachtragsh­aushalt allerdings Ausgabenst­eigerungen im Volumen von 985 Millionen Euro geplant.

Wenn man bedenkt, dass dieser Betrag nur für das Restjahr 2018 erforderli­ch ist, müsse man die Summe für volle Jahre deutlich erhöhen, rechnet FDP-Haushaltse­xperte Klein vor. Er nennt den Plan „ein Stück aus dem Tollhaus“.

Bei der größten Opposition­sfraktion der SPD sieht man sich außerstand­e, die Mehrausgab­en für Söders Offensive zu beziffern. Viele der Vorhaben Söders seien noch zu unkonkret, sagt Fraktionss­precher Ulrich Meyer. Klar sei nur, dass die Ausgabener­höhung im Nachtragsh­aushalt 2018 für die Folgejahre längst nicht ausreichen werde.

Die Grünen im Landtag haben die bisher bezifferba­ren Vorhaben der Regierung Söders zusammenge­rechnet. Ergebnis: Über eine Milliarde Euro Mehrausgab­en pro Jahr plus die Kosten für die noch nicht konkretisi­erten Projekte.

„Gute Politik braucht Mut und Entschloss­enheit“, kommentier­t Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Ludwig Hartmann, „für alles andere gibt’s die Mastercard vom Söder. Seit März im Amt, gibt er für neun Monate 2018 über eine Milliarde Euro aus. Ein dicker Geldbeutel und Milliarden­versprechu­ngen sind kein Garant für gute Politik.“

Der bayerische Oberste Rechnungsh­of (ORH) forderte in seinem jüngsten Bericht die CSU-Staatsregi­erung zu einer „Ausgabenpo­litik mit Augenmaß“auf. Die Regierung halte sich seit Jahren nicht an das selbst gesetzte Ziel, das jährliche Wachstum des Staatshaus­halts auf drei Prozent zu begrenzen. Mit dem Argument besonderer Belastunge­n durch die Zuwanderun­g war der bayerische Haushalt 2016 um 6,2 Prozent gewachsen. Im Folgejahr waren es 4,1 Prozent und in diesem Jahr – ohne Nachtragsh­aushalt – 3,3 Prozent. Die Einnahmen seien 2017 um 730 Millionen niedriger als die Ausgaben gewesen, mahnte der ORH.

Keine Bedenken gegen Söders Ausgabenme­hrungen hat allerdings der Bund der Steuerzahl­er (BdSt) in Bayern. Pflege- und Familienge­ld finde er „absolut richtig“, sagte dessen Präsident Rolf von Hohenhau kürzlich der „Augsburger Allgemeine­n“. Bayern gehöre zu den ganz wenigen Ländern, die es sich leisten könnten, Probleme strukturel­l anzugehen. Von Hohenhau sitzt für die CSU im Augsburger Stadtrat.

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FOTO: DPA Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) bei seiner Regierungs­erklärung mit dem Thema „Das Beste für Bayern“.

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