„Es kann zur Immobilienblase kommen“
Werner Mang warnt davor, in Lindau weitere Gewerbeflächen in Wohnbaugebiete umzuwandeln
LINDAU (dik) - Die Stadt soll aufpassen, dass sie beim Schaffen von Wohnraum das Gewerbe nicht vergisst, warnt Werner Mang. Der Eigentümer vieler Immobilien, vor allem auf der Insel und in Aeschach, warnt vor einer Blase, wenn die Verantwortlichen nur den Wohnraum und nicht die heimischen Firmen im Blick haben, wie er LZ-Redakteur Dirk Augustin im Interview sagt.
Herr Mang, Sie fordern, die Stadt Lindau solle den Wohnungsbau stoppen. Warum?
Wohnungbau stoppen? So würde ich das nicht formulieren. Sie wissen, dass die Familie Mang Häuser saniert und Wohnungen vermietet. Mein Sohn ist Architekt und soll das mal weiterführen. Wir haben etwa hundert Altbauwohnungen auf der Insel, die wir für Mietpreise zwischen sechs und zehn Euro pro Quadratmeter vermieten, das ist also teilweise sogar unter dem Mietniveau der GWG. Und plötzlich mer- ken wir, dass einzelne unserer Wohnungen leerstehen, obwohl die frisch saniert und bezahlbar sind.
Sprechen Sie sich deshalb gegen das Ziel der Stadt aus, in bis 2030 insgesamt 1800 neue Wohnungen bauen zu lassen?
In dem Stadtentwicklungskonzept ISEK2030 steht diese Zahl von 1800 neuen Wohnungen. aber ich fürchte, dass wir dadurch in Lindau eine Immobilienblase bekommen können, wenn wir die Entwicklung bei der Gewerbeansiedlung verschlafen. Wir brauchen auch neue Arbeitsplätze. Es gibt schon so viele Pläne für Wohnungsbau: Vier-Linden-Quartier, Oberes Rothenmoos, das Coca-Cola-Gelände, das Hoeckle-Grundstück und dann die Hintere Insel, wo allein sicher etwa 300 Wohnungen entstehen werden. Meiner Meinung nach reicht das. Wir müssen deshalb dringend verhindern, dass weitere Flächen in Wohnbauland umgewandelt werden. Das gilt zum Beispiel für das Kunert-Areal in Zech. Das muss Gewerbefläche bleiben. Werner Mang
Da sind Sie sich mit manchen Stadträten einig ...
Ich freue mich über die rasante Entwicklung in Lindau mit der Inselhalle und allem. Aber wir müssen die Balance halten, dazu gehört auch das Gewerbe. Wo hätten denn Continental oder Liebherr noch Möglichkeiten, wenn sie erweitern müssen? Ich wünsche mir, dass Stadtrat und Verwaltung zunächst die Gewerbeentwicklung planen, bevor es weitere Pläne für noch mehr neue Wohnbausiedlungen gibt. Wenn wir in Lindau anders vorgehen, dann kann es irgendwann zur Immobilienblase kommen.
Das will der Stadtrat ja auch vermeiden. Deshalb haben die Räte gerade erst beschlossen, dass sie auf der Hinteren Insel keine Grundstücke mehr auf dem freien Markt verkaufen. Und die Stadt selbst oder die GWG sollen immer nur so viele Flächen dort bebauen, wie für ein gutes Angebot an bezahlbaren Wohnungen nötig sind.
Ob die GWG dies alleine bebauen will, hat sie selbst zu entscheiden. Vielleicht ist es besser einen Investor mit ins Boot zu nehmen, der sich verpflichtet, nicht als Bauträger aufzutreten, sondern günstige Mietwohnungen zu erstellen. Und wenn, dann muss dieses freiwerdende Parkplatzareal in einem Guss geplant und gebaut werden, sonst ist es eine unerträgliche Ewigbaustelle, und das sollte man keinem zumuten. Die Parkplatzsituation auf der Hinteren Insel nach der Gartenschau ist nicht geklärt. Es sollten mindestens 50 öffentliche Parkplätze auf Dauer erhalten bleiben, damit sich auch hier Gewerbe wie Einzelhandel, Restaurants, Büros und so weiter ansiedeln kann. Der neue Stadtteil auf der Hinteren Insel ist ein Juwel und muss mit Leben gefüllt werden. Natürlich muss das ganze Baufenster dann eine Tiefgarage erhalten. Eine Quartiersgarage sollte mit mindestens 120 Plätzen zeitnah erstellt werden, in der Inselbewohner, aber auch Hotels sich Plätze kaufen oder mieten können. Und noch was zur ungelösten Parkplatzsituation: Ich plädiere am Karl-Bever-Platz für ein Hotel mit großzügiger Tiefgarage. Dies schafft Arbeitsplätze, und in der Kongressstadt Lindau fehlt ein neues Dreibis Vier-Sterne-Hotel, wo die Nacht etwa 90 Euro kostet.
Sie selbst schaffen auf der Hinteren Insel auch Wohnraum. Was planen Sie denn in der Dreierstraße 2?
Nach zwei Jahren habe ich endlich die Baugenehmigung bekommen. Natürlich werde ich da für die Bewohner mit einer Tiefgarage planen. Es sollen Zwei-, Drei- und VierZimmer-Wohnungen entstehen, die ich dann zu bezahlbaren Preisen vermieten werde. Aber in der Schoblochvilla, die frisch saniert ist, stehen 120-Quadratmeter-Wohnungen leer, obwohl die auch nur etwa zehn Euro pro Quadratmeter kosten. Da kann man doch nicht von Wohnungsmangel sprechen. Wir sind seit Längerem auf Mietersuche.
Welche Pläne haben Sie denn mit dem früheren Kantinengebäude, das Sie von der Bahn AG gekauft haben?
„Wir haben etwa hundert Altbauwohnungen auf der Insel, die wir für Mietpreise zwischen sechs und zehn Euro pro Quadratmeter vermieten.“
Da plane ich nach einem Umbau Wohnungen für Mitarbeiter. Denn gutes Personal von außerhalb bekommen Sie heute nur noch, wenn Sie eine gute und günstige Wohnung stellen können. Dafür eignet sich das Gebäude gut. Ich will noch eins sagen: Mir wird immer wieder vorgeworfen, ich würde mit den Gebäuden hier auf der Hinteren Insel viel Geld verdienen. Aber da machen Sie doch keinen Profit, wenn Sie fast eine halbe Million Euro in die Schoblochvilla stecken und dann für zehn Euro pro Quadratmeter vermieten. Das kann sich doch jeder selbst ausrechnen. Da betreibe ich doch fast sozialen Wohnungsbau ...