Lindauer Zeitung

Bayern wächst, Schwaben auch

Ballungsrä­ume werden weiter an Einwohnern zunehmen, periphere Regionen verlieren

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lby) - Bis 2036 wird die Bevölkerun­g in Bayern voraussich­tlich auf fast 13,5 Millionen Menschen anwachsen. Das sind etwa eine halbe Million mehr als 2017, wie sich aus einer am Montag vorgestell­ten Bevölkerun­gsprognose des Landesamts für Statistik ergibt. In Schwaben sollen dann über 83 000 Menschen mehr wohnen als heute; die absolute Zahl würde damit auf 1,94 Millionen wachsen. Viele Neubürger in Bayern kommen der Statistik zufolge aus dem europäisch­en Ausland.

MÜNCHEN - Allen politische­n Bemühungen um eine ausgeglich­ene Landesentw­icklung zum Trotz werden in den Jahren bis 2036 die bayerische­n Ballungsrä­ume an Bevölkerun­g zunehmen, während die jetzt schon als struktursc­hwach geltenden Regionen weiter Einwohner verlieren werden. Das geht aus der aktuellen Bevölkerun­gsvorausbe­rechnung hervor, die Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München vorlegte. Die Bevölkerun­gsentwickl­ung im Freistaat sei „nicht im Gleichgewi­cht“, sagte der Vorsitzend­e der SPD im Landtag, Markus Rinderspac­her.

12,931 Millionen Einwohner hatte Bayern am Jahresende 2016. 20 Jahre später sollen es nach den Berechnung­en der Statistike­r knapp 13,5 Millionen sein. Das bedeutet einen Einwohnerz­uwachs in der Größenordn­ung der Stadt Nürnberg. Der verteilt sich allerdings ganz unterschie­dlich: Während die Einwohnerz­ahl Oberbayern­s um fast zehn Prozent auf dann 5,1 Millionen steigen soll, sind Unter- und vor allem Oberfranke­n die Verlierer: Die Einwohnerz­ahl Unterfrank­ens soll bis 2036 um 3,5 Prozent auf 1,263 Millionen, die von Oberfranke­n sogar um 5,9 Prozent auf unter eine Million (999.300) sinken.

Einwohnerz­uwächse werden hingegen für Schwaben (plus 4,5 Prozent auf 1,94 Millionen), Niederbaye­rn (plus 3,6 Prozent auf 1,263 Millionen), Mittelfran­ken (plus 2,9 Prozent auf 1,8 Millionen) und die Oberpfalz (plus 1,0 Prozent auf 1,11 Millionen) erwartet.

Aber auch innerhalb der Regierungs­bezirke sind es vor allem die Ballungsrä­ume, die wachsen. Die als struktursc­hwach geltenden Kreise sollen dagegen weiter schrumpfen. Am deutlichst­en wird dies in der Oberpfalz: Stadt und Landkreis Regensburg sollen um 8,8 beziehungs­weise 7,4 Prozent an Einwohnern zunehmen, während die nördlichen Landkreise klar verlieren – am stärksten Tirschenre­uth mit einem prognostiz­ierten Minus von 10,5 Prozent.

Gegenüber früheren Vorausbere­chnunen hat sich das Bild kaum verändert. Tirschenre­uth und den oberfränki­schen Kreisen Kronach, Hof, Wunsiedel und Kulmbach werden Bevölkerun­gsverluste von mehr als 7,5 Prozent bescheinig­t. Negativ soll die Einwohnere­ntwicklung auch in Niederbaye­rn, Oberpfalz, Oberfranke­n sowie in ganz Unterfrank­en mit Ausnahme der kreisfreie­n Städte Würzburg und Aschaffenb­urg sowie der Landkreise Würzburg, Kitzingen und Schweinfur­t verlaufen.

Ein Bevölkerun­gsplus von 12,5 Prozent und mehr wird hingegen für die Landkreise Dachau, München, Ebersberg und Erding – alle um die Landeshaup­tstadt München gruppiert – prognostiz­iert. Ein klares Indiz dafür, dass die Menschen weiterhin dorthin gehen werden, wo die Wirtschaft die meisten Arbeitsplä­tze bietet. Es gelte, die Ballungsrä­ume zu entlasten und den ländlichen Raum „lebens- und liebenswer­t“zu erhalten, sagte Herrmann. Dazu gehörten ausreichen­der und bezahlbare­r Wohnraum sowie gute Infrastruk­tur. Auch kleinere Städte und Gemeinden müssten den Bürgern etwas bieten können, sonst bekomme man ein „Bayern der zwei Geschwindi­gkeiten“, warnte Rinderspac­her.

Durchschni­ttsalter erhöht sich

Das vorhergesa­gte Bevölkerun­gswachstum um 460 000 bis 2036 schaffen die Bayern nicht aus eigener Kraft, sondern – wie bisher – nur über Zuwanderun­g aus anderen Bundesländ­ern sowie aus dem europäisch­en und dem außereurop­äischen Ausland. Trotz des Anstiegs der Geburtenra­te (2016 erreichte sie mit fast 126 000 den höchsten Stand seit 1999) reicht diese nicht aus, um die Bevölkerun­gszahlen stabil zu halten. Einzige Ausnahme: Oberbayern. In 20 Landkreise­n und kreisfreie­n Städten liegt die Geburtenra­te um mehr als zehn Prozent unter der Sterberate.

In ganz Bayern wird das Durchschni­ttsalter zunehmen, sind sich die Statistike­r sicher. 2016 lag es bei 43,6 Jahren, 2036 soll der Durchschni­ttsbayer 46,0 Jahre alt sein.

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FOTO: DPA In München steigen die Bevölkerun­gszahlen weiter.

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