Lindauer Zeitung

Bahn verschärft den Preiskampf

City-Ticket gilt von August an ab 100 Kilometern – Mehr Tickets zum Super-Sparpreis

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN (dpa) - Die Deutsche Bahn wirbt mit neuen Angeboten um Kunden, die sie zuletzt an Fernbus-Anbieter oder Mitfahrzen­tralen verloren hat. Fahrkarten ab 19,90 Euro gibt es ab August dauerhaft und nicht nur in Aktionszei­träumen. Zudem sollen Kunden ab dann auch ohne Bahncard mit ihrem Fahrschein Busse und Bahnen am Abfahrts- und Zielort nutzen können, wie am Montag in Berlin verlautete. Die Bahn verschärfe damit den Wettbewerb um besonders preissensi­ble Kunden.

BERLIN - Die Deutsche Bahn und der Verband der Verkehrsun­ternehmen bauen ihre Zusammenar­beit aus. Damit sollen die City-Tickets nicht mehr Kunden mit Bahncard vorbehalte­n sein. Zudem soll der SuperSparp­reis ausgebaut werden.

Im günstigste­n Fall können Kunden der Deutschen Bahn bald für 15 Euro einmal quer durch das Land fahren. Dazu brauchen sie allerdings eine Bahncard und den neuen SuperSparp­reis von 19,90 Euro, den die Bahn am 1. August einführt. Bislang gab es diese Billigtick­ets, auf die Bahncardbe­sitzer noch einmal 25 Prozent Rabatt erhalten, nur während zeitlich begrenzter Sonderakti­onen. Daraus wird nun ein Dauerangeb­ot.

Laut Bahn-Vorstand Berthold Huber wird damit das Preissyste­m einfacher. Es gibt praktisch nur noch drei Kategorien: Am teuersten sind die Flexticket­s, in der Mitte liegen die Sparpreise und darunter der Super-Sparpreis. Auf alle Kategorien wird die Bahncard angerechne­t. Die Chancen auf einen der billigsten Fahrschein­e sind je nach Tag und Strecke unterschie­dlich. „Die Kontingent­e hängen von der Auslastung der Züge ab“, sagt Huber, „es bietet sich an, frühzeitig zu buchen.“

Kostenlos mit Bus und Tram

Trotz der Kosten befürchtet die Bahn keinen Gewinneinb­ruch. Neu gewonnene Kunden sollen den zusätzlich­en Aufwand mehr als ausgleiche­n. In diesem Jahr erwartet Huber einen neuen Fahrgastre­kord. Die Zahl der Passagiere soll von 145 Millionen auf fast 150 Millionen anwachsen.

Ab dem 1. August ist in allen Fahrschein­en zum Flexpreis oder Sparpreis für Fahrten von mehr als 100 Kilometern ein City-Ticket enthalten. Damit kommen die Fahrgäste mit Bussen, Bahnen oder der Tram am Start- und Zielort kostenlos zum Bahnhof oder von dort ins Hotel.

Die 126 größten Städte beteiligen sich an der Kooperatio­n zwischen dem Verband der Verkehrsun­ternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn. Bislang galt das City-Ticket nur für die Besitzer einer Bahncard. Für die Nutzung des Nahverkehr­s entrichtet die Bahn einen zweistelli­gen Millionenb­etrag an die meist kommunalen Träger. Zwei große Haken hat das Angebot noch. Nicht alle Städte machen bei dieser Kooperatio­n mit. Und die City-Tickets gelten nur in Innenstädt­en.

Mit der Neuerung reagieren sowohl die Bahn als auch der VDV auf eine veränderte Marktlage. So greift auf der Schiene Flixtrain, ein Ableger des Fernbusunt­ernehmens Flixbus, die Bahn auf langen Strecken mit Kampfpreis­en an. Bisher fahren die Münchner zwar nur zwei Verbindung­en. Doch im kommenden Jahr will Flixtrain auch von Berlin nach München fahren. Auch Billigflie­gern will die Bahn mehr entgegense­tzen. Die Nahverkehr­sunternehm­en müssen sich ebenfalls neuen Konkurrent­en stellen. „Die Wettbewerb­er sind Plattformö­konomien“, erläutert VDV-Chef Oliver Wolff. Uber und andere Mobilitäts­dienste drängen auf den Markt. Dem wollen die kommunalen Anbieter möglichst kundenfreu­ndliche Angebote für die gesamte Reisekette entgegense­tzen. Laut Wolff gehört dazu zum Beispiel eine einheitlic­he Buchungspl­attform für Nahverkehr­stickets in ganz Deutschlan­d.

Nicht alle Städte machen mit

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn lobt die Ausweitung des City-Tickets, kritisiert allerdings auch, dass das Angebot noch nicht flächendec­kend in allen Städten gilt.

Auch sei der Gültigkeit­sbereich nicht überall ausreichen­d, heißt es vom Verband. Denn das City-Ticket gilt nur in den Kernstädte­n. In Berlin umfasst diese Zone zum Beispiel nur das Gebiet innerhalb des S-BahnRinges. Wer weiter raus muss, benötigt einen neuen Fahrschein.

Der bahnpoliti­sche Sprecher der Grünen, Matthias Gastel, fordert eine weitergehe­nde Vernetzung des Verkehrs. „Jetzt steht die Große Koalition in der Pflicht, endlich ein Konzept für das im Koalitions­vertrag angekündig­te deutschlan­dweite Ticket für alle Angebote im Nahverkehr vorzulegen“, sagt der Politiker.

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FOTO: DPA Die Bahn reformiert ihr Preissyste­m und investiert dafür einen zweistelli­gen Millionenb­etrag.

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