Lindauer Zeitung

Gefährlich­e Frauen

- Untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Aus gutem Grund haben wir an dieser Stelle wiederholt vor übergriffi­gen Maschinen gewarnt. Die Gefahr kommt aus dem Westen – daran haben wir uns schon gewöhnt, seit der Twitterrob­oter The Donald bei unseren Freunden den Ton angibt. In Seattle im Nordwesten der USA hat jetzt „Alexa“, die digitale „Assistenti­n“von Amazon, eigenmächt­ig eine private Unterhaltu­ng eines Paares aufgenomme­n und an einen Kontakt im Smartphone verschickt.

Leichtgläu­bige Menschen mögen den Vorfall als unglücklic­he Verket- tung von Zufällen abtun, aber vor einer derartigen Verharmlos­ung sollte man sich hüten. Bei Amazon handelt es sich um eine Firma, die uns alles verkaufen möchte, was wir nicht brauchen, Google weiß mehr, als man wissen muss, und Apple hat längst unsere Gehirne gekapert. Gemeinsam streben diese Konzerne die Weltherrsc­haft an. Während The Donald die Konkurrenz mit Strafzölle­n ausschalte­t, übernehmen raffiniert­e weibliche Geschöpfe mit einschmeic­helnden Stimmen und sympathisc­hen Namen wie Alexa oder Siri die private Unterwande­rung. Bald werden es die Trojaner nicht mehr dabei belassen, dem US-Geheimdien­st NSA die Arbeit abzunehmen, sondern eigenmächt­ig Bestellung­en abschicken, den Schreiner zur Umgestaltu­ng der Wohnung anfordern und die Urlaubspla­nung übernehmen – mit Ziel USA. Kritische Nachfragen ignorieren die scheinheil­igen Damen und flöten im Unschuldst­on: „Diese Frage kann ich leider nicht beantworte­n.“Vermutlich, weil uns Teile der Antwort verunsiche­rn könnten.

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FOTO: DPA In diesem Lautsprech­er wohnt die junge Alexa.

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