Gegen die Regeln des Handwerks
In der Galerie Lutze wird am 8. Juni eine Ausstellung von Johannes Brus eröffnet
FRIEDRICHSHAFEN (lz) - In der Galerie Bernd Lutze in Friedrichshafen wird am Freitag, 8. Juni, um 20 Uhr eine Ausstellung über Johannes Brus’ frühe Fotoarbeiten eröffnet. Durch das nachdrückliche Engagement der Nürnberger Galerie Defet neugierig geworden, hat sich der Galerist Bernd Lutze seit Beginn der 70er-Jahre für das fotografische Werk von Johannes Brus interessiert. Es verwundert deshalb nicht, dass er den Künstler bereits 1980 in der Galerie in Friedrichshafen zum ersten Mal ausstellte.
Johannes Brus, 1942 in Gelsenkirchen geboren, studierte von 1964 bis 1971 an der Kunstakademie Düsseldorf und hatte von 1986 bis 2002 eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig inne. Fotografie und Plastik sind innerhalb seines künstlerischen Tuns gleichrangig, wobei er ab 1971 vor allem fotografisch arbeitete, zu einer Zeit also, da das für die meisten Künstler noch Neuland war und damit lange vor dem Fotografie- boom der letzten Jahrzehnte.
Seine Fotoarbeiten spiegelten die Aufbruchstimmung der 60er- und 70er-Jahre um die Fluxusbewegung wider, die alles Tradierte infrage stellte. Die damals gewonnene Freiheit kennzeichnet seine Arbeit: Er benötigte keine hochwertige Kamera, die Fotopapiere wurden mehrfach belichtet, Unschärfe war nichts Verbotenes, Hochglanz gab es nicht. Das Arbeiten gegen die Regeln des Fotografiehandwerks wurde mit Lust betrieben. Die Fotoarbeiten spiegelten dementsprechend keine reale Welt wider, sondern erfanden eine surreale, geheimnisvolle, malerische Welt. Durch das Überarbeiten der Fotos mit Lacken und farbigen Tonern entstanden Fotomalereien, wobei zum Bildcharakter das Aufbügeln der Großformate auf Leinwand beitrug.
Der Galerie, die dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert, ist es gelungen, aus dieser Anfangszeit künstlerischer Fotografie in Deutschland einige herausragende Beispiele zusammenzutragen, die die Pionierstellung von Johannes Brus aufs Eindrücklichste belegen.