Lindauer Zeitung

„Imposantes Schiff mit interessan­ter Technik“

Reinhard E. Kloser über die Leidenscha­ft bei der Instandset­zung der „Hohentwiel“

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LINDAU - Reinhard E. Kloser war Projektlei­ter bei der Instandset­zung der „Hohentwiel“, des letzten Schaufelra­ddampfers auf dem Bodensee, und später auch Kapitän auf dem Dampfschif­f, das 1913 seine erste und 1990 seine zweite Jungfernfa­hrt hatte. Beim Verein Eisenbahnu­nd Schifffahr­tsmuseum Lindau hat er jetzt einen Vortrag gehalten. Hildegard Nagler hat mit Reinhard E. Kloser gesprochen.

Herr Kloser, wie würden Sie jemandem, der die Geschichte der „Hohentwiel“nicht kennt, das Projekt in möglichst wenig Sätzen beschreibe­n?

Die Geschichte dieses Schiffes führt zurück in eine Zeit, in der die Länder rund um den Bodensee noch von „Kaiser und König“regiert wurden. Ein Schiff mit diesem Alter, dieser Geschichte, dieser Dimension und der damaligen Antriebste­chnik mit Schaufelra­d und Dampfmasch­ine – das hat mich fasziniert, auch wenn letztlich nur Schrott übrig geblieben ist. Im Übrigen kann ich mich gedanklich und gefühlsmäß­ig gut in diese Zeit zurückvers­etzen.

Warum haben Sie sich persönlich so engagiert?

Schon immer hat mich die „Hohentwiel“interessie­rt, schon als ich sie zum ersten Mal gesehen habe: Das war 1962, als sie nach Bregenz geschleppt wurde zur Umrüstung als Clubheim und Restaurant. Damals dachte ich mir, wie schön wäre es, wenn dieses imposante Schiff mit der interessan­ten Technik wieder fahren würde. Wie das Leben so spielt, durch meine Ausbildung zum technische­n Schiffsoff­izier in der großen Fahrt, in der ich als leitender Ingenieur noch auf Dampfschif­fen reichlich Erfahrung gesammelt habe, habe ich das notwendige Rüstzeug zur Instandset­zung des Schiffes als Planer und Projektlei­ter mitbekomme­n.

Was war die größte Herausford­erung?

Zu Anfang die Überzeugun­gsarbeit, dass es möglich ist, dieses Wrack von einem Schiff wieder aufzurüste­n und voll zu restaurier­en. In weiterer Folge die Kapitalbes­chaffung. Die technische Umsetzung hat mich weit weniger beschäftig­t als die Abwehr vieler „Experten“mit einem bestenfall­s Halbwissen.

Hatten Sie schlaflose Nächte?

Ja schon, wenn kein Geld da war, um allfällige Rechnungen zu begleichen – auch wenn wir letztlich das Schiff um ein Viertel der Kosten instandges­etzt haben, die sonst bei einer werftmäßig­en Instandset­zung angefallen wären.

Wie lange hat die Restaurier­ung gedauert?

Zweieinhal­b Jahre Überzeugun­gsarbeit und drei Jahre Instandset­zung.

Die „Hohentwiel“haben Sie schon vor längerer Zeit Ihrem Nachfolger überlassen. Ganz von Dampfschif­fen lassen können Sie aber nicht. Mit der „Duchess of Argyll“haben Sie ein neues, wenn auch nicht ganz so großes Projekt...

Die Restaurier­ung der Dampfyacht „Duchess of Argyll“aus dem Jahr 1883 war ein würdiges und interessan­tes Projekt für einen Senior-Kapitän. Meine Schiffe wurden mit zunehmende­m Alter zwar immer kleiner, dafür die Anzahl ihrer Lebensjahr­e immer größer.

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FOTO: HILDEGARD NAGLER Reinhard E. Kloser, ehemaliger Kapitän der „Hohentwiel“.

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