Lindauer Zeitung

Siebte Spiele bleiben James-Spiele

Clevelands Basketball-Star spielt im entscheide­nden Duell der NBA-Halbfinals­erie in Boston durch – und wie!

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BOSTON (SID/dpa/sz) - Dicke Eispackung­en um die Knie, die Füße in einem Eimer mit kaltem Wasser: LeBron James holte sich in der Kabine jede Kühlung, die er kriegen konnte. „Ich werde die Orange auspressen, bis kein Saft mehr drin ist“, sagte der erschöpfte Star der Cleveland Cavaliers, nachdem er zum achten Mal in Serie ins NBA-Finale eingezogen war. Durch ein 87:79 (39:43) im entscheide­nden siebten Halbfinale bei Rekordcham­pion Boston Celtics hat es Cleveland – wie schon in den vergangene­n drei Jahren – in die letzte Playoff-Runde geschafft. Dass die Cavaliers die Best-of-Seven-Serie nach einem 2:3-Rückstand noch drehten und wieder um den Titel spielen, ist einzig und allein James zu verdanken.

Im entscheide­nden Spiel stand der Dauerbrenn­er in den Play-offs erstmals seit zwölf Jahren wieder für die gesamte Spieldauer auf dem Feld. 2006 hatte er gegen die Detroit Pistons die vollen 48 Minuten absolviert, da war James 21. Inzwischen ist er 33, tritt das Pedal aber weiter voll durch: „Am Ende meiner Karriere kann keiner behaupten, dass ich nicht alles gegeben hätte“, sagte der unermüdlic­he Kämpfer. Auf seiner Kappe stand: „There is no magic pill“(Es gibt keine Wunderpill­e).

Saisonspie­l Nummer 100

In seinem 100. Saisonspie­l trug James die „Cavs“mit 35 Punkten, 15 Rebounds und neun Assists zum ersten Auswärtssi­eg eines Teams im Duell mit Boston. Für den Ausnahmekö­nner war es der sechste Erfolg nacheinand­er in einem siebten Spiel – wieder greift James nach der Krone. Von 2011 bis 2014 hatte er das Finale mit Miami Heat erreicht, seit 2015 mit Cleveland. Meister wurde der 14-malige NBA-Allstar 2012, 2013 und 2016.

„Er ist unglaublic­h“, sagte Bostons Cheftraine­r Brad Stevens über James. Und: „Unser Ziel zu Beginn der Serie war es, ihm so viel Energie wie möglich zu rauben. Ich dachte, die meiste Zeit waren wir ziemlich gut darin. Am Ende hatte er aber trotzdem 35 Punkte. Es ist ein Witz!“Die Celtics, bei denen der deutsche Nationalsp­ieler Daniel Theis den K.o. wegen seiner Knieverlet­zung als Zuschauer erlebte, verpassten ihren ersten Finaleinzu­g seit 2010. Sie konnten James einfach nicht stoppen. Wie in den gesamten Play-offs war das Kraftpaket aus Akron/Ohio der bestimmend­e Faktor bei den Cavaliers. Trotz seiner extrem physischen Spielweise macht James kaum Pausen, erstmals in seiner Karriere war er bei allen 82 Hauptrunde­nspielen dabei. Unerschöpf­lich sind aber auch seine Reserven nicht: Am Sonntag verzichtet­e er lieber auf das Aufwärmen in der Halbzeit.

Entscheidu­ng über Zukunft vertagt

„Es war wie in einem Wirbelstur­m“, sagte James mit Blick auf die äußerst schwierige­n vergangene­n Monate. Kurz bevor das Transferfe­nster schloss, habe er „den Resetknopf gedrückt. Ich wusste nicht, ob wir Spieler holen oder nicht und habe mir gesagt: ,Okay, lasst uns das Beste aus dieser Saison machen.‘“Es funktionie­rte. „Er ist einfach der beste Spieler der Welt“, schwärmte ClevelandC­oach Tyronn Lue über James. „Und wenn du in ein Spiel sieben gehst, willst du den besten Spieler der Welt an deiner Seite haben.“

Vor vier Jahren war James nach dem Engagement in Miami zu seinem Heimatvere­in zurückgeke­hrt und hatte mit Cleveland den ersten NBATitel der Clubgeschi­chte gefeiert. Eine Niederlage bei den bis dahin in den Play-offs zu Hause ungeschlag­enen Celtics hätte seine Zeit bei den Cavaliers, die nun auf Titelverte­idiger Golden State Warriors oder die Houston Rockets treffen, eventuell beendet. Denn LeBron James kann im Sommer aus seinem mit 35,6 Millionen Dollar dotierten Vertrag für 2018/19 aussteigen und noch einmal wechseln. Die Entscheidu­ng über seine Zukunft hat er jetzt selbst vertagt.

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FOTO: AFP „Am Ende hatte er trotzdem 35 Punkte“: LeBron James (links) muss sich hier der zärtlichen Annäherung von Bostons Terry Rozier erwehren.

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