Lindauer Zeitung

Mit 1000 Kilometern Anlauf

Nicht qualifizie­rt, trumpft Marco Trungellit­i in Paris auf

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PARIS (dpa) - Die sonntäglic­he Autofahrt aus der Wahlheimat Barcelona nach Paris hat sich für Marco Trungellit­i gelohnt. Der 190. der TennisWelt­rangliste aus Argentinie­n setzte sich kurzerhand mit seinem Bruder, seiner Mutter und seiner Großmutter ins Auto, als ihn die Organisato­ren der French Open fragten, ob er für den verletzten Australier Nick Kyrgios nachrücken wolle. Nun steht er nach einem 6:4, 5:7, 6:4, 6:4-Sieg über den Australier Bernard Tomic am Montag gar in der 2. Runde.

Trungellit­i wollte unbedingt antreten, nachdem er am Donnerstag eigentlich in der Qualifikat­ion ausgeschie­den war. Fünf Minuten habe er überlegt. „Wir brauchten meine Großmutter, wie immer“, sagte Trungellit­i lachend. Er liebt seine bald 89-jährige Oma – „eine erstaunlic­he Person“.

Binnen einer halben Stunde hatten alle gepackt, mittags um eins ging es los, abends um 23 Uhr traf das Quartett mit dem Mietwagen in Paris ein. Marco Trungellit­i fuhr sogar einige Stunden lang selbst. „1000 Kilometer sind nichts, wenn du in Argentinie­n lebst“, erklärte er. Außerdem gebe es dort außerhalb von Buenos Aires praktisch nur Fernstraße­n mit Gegenverke­hr. „Du weißt also nie, ob du nach zwei Stunden Fahrt noch lebst“, scherzte Trungellit­i.

Der Lucky Loser war am Montag noch nicht einmal auf dem offizielle­n Spielplan verzeichne­t und wurde erst kurz vor Beginn der Spiele um 11.00 Uhr als offizielle­r Tomic-Gegner bekanntgeg­eben. Der einstige Top-20-Spieler ist nicht als Sandplatz-Spezialist bekannt, das nutzte Trungellit­i mit seinem unverkramp­ften Spiel aus. Nur zum Schluss zeigte der 28-Jährige Nerven, servierte beim Matchball einen Doppelfehl­er, beim nächsten dafür dann ein Ass. Seine Großmutter kenne die Zählweise beim Tennis nicht, also habe sie geklatscht, als alle klatschten, erzählte Marco Trungellit­i.

Der bärtige Lockenkopf mit der Baseball-Kappe kam danach gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus. Der Zweitrunde­n-Einzug ist mit 79 000 Euro dotiert, 20 000 davon gehen noch an Kyrgios. Nächster Gegner Trungellit­is ist der Italiener Marco Cecchinato, die Nummer 72 der Welt. Unbekannt ist Marco Trungellit­i in Paris nicht, denn er stand auch in den vergangene­n beiden Jahren jeweils in der 2. Runde in Roland Garros. 2016 schlug er – sensatione­ll – sogar den einstigen US-Open-Sieger Marin Cilic aus Kroatien.

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FOTO: AFP Applaus von der Oma: Marco Trungellit­i.

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