Lindauer Zeitung

Bengalos statt Bratwürste­n?

Grillparty wohl Ursprung der Waldhof-Krawalle – DFB mit der Geduld am Ende

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MANNHEIM (SID/dpa) - Bengalos und Böller statt Bratwürste­n und Bier? Eine Grillparty der WaldhofUlt­ras könnte die Grundlage für die massiven Ausschreit­ungen rund um das abgebroche­ne Spiel in Mannheim gewesen sein. Wie der Club bestätigte, fand in der Nacht zum Samstag die Feier der Fan-Gruppierun­g im Carl-Benz-Stadion statt. Bei dieser Gelegenhei­t wurden möglicherw­eise Teile des verbotenen Pyrotechni­kMaterials in der Arena deponiert.

Die Pyrotechni­k kam am Sonntag beim Rückspiel in den Play-offs um den Aufstieg in die 3. Liga zwischen den Regionalli­gisten Waldhof Mannheim und KFC Uerdingen zum Einsatz. Das Abbrennen durch vermummte Waldhof-Fans sorgte am Ende für den Abbruch der Partie.

Eigentümer des Stadions ist die Stadt. Die schob den Schwarzen Peter dem Verein zu. „Die angesproch­ene Grillparty war der Stadt Mannheim nicht bekannt und war nicht genehmigt“, so eine Sprecherin. Nach Angaben aus dem Rathaus ist die Arena „nur für eine sportliche Nutzung“überlassen. Der Club kündigte eine Aufarbeitu­ng an, erklärte zudem, dass die Ultras mehrmals während der Saison im Stadion grillen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht als Folge der Krawalle den Fan-Dialog in Gefahr. „Der deutsche Fußball ist den Fans weite Schritte entgegenge­gangen. Und wenn das die Antwort auf ein Entgegenko­mmen und Dialogange­bot ist, sind wir jetzt am Ende angekommen“, sagte Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann dem „Mannheimer Morgen“: „Ich habe so etwas noch nie erlebt, einen Spielabbru­ch auf so einer Ebene. Da müssen wir nicht mehr über Fußballkul­tur sprechen, mit so etwas möchte ich nichts zu tun haben.“Vorwürfe, wonach der Modus ein Auslöser der Randale sei, wies die Verbandssp­itze zurück. „Wir haben beim Bundestag gerade eine neue Aufstiegsr­egelung beschlosse­n, die unter anderem dazu führt, dass der Meister aus dem Südwesten ab 18/19 fest aufsteigt“, twitterte DFB-Präsident Reinhard Grindel: „Davon abgesehen kann die Aufstiegsr­egelung keine Begründung für die Gewalt sein, die wir in Mannheim gesehen haben.“

Grindel reagierte wohl auch auf eine Aussage von Uerdingens Mittelfeld­spieler Maximilian Beister. „Wenn du dreimal in die Relegation musst als Meister oder Vizemeiste­r und es dreimal nicht packst, dann ist die Enttäuschu­ng, dann ist der Frust da“, sagte der langjährig­e Bundesliga­profi dem „Kicker“. „Von Verbandsse­ite muss sich keiner wundern, dass die Leute ausrasten, wenn du dreimal in so eine Scheiß-Relegation musst und dreimal scheiterst.“

In Zukunft wird es aufgrund der im Dezember beschlosse­nen Regionalli­ga-Reform keine bundesweit­en Play-offs um den Aufstieg in die 3. Liga mehr geben. Künftig werden vier Mannschaft­en in die 3. Liga aufsteigen. 2020 soll eine viergleisi­ge Regionalli­ga installier­t werden.

Den Mannheimer­n droht derweil eine harte Strafe vonseiten des DFB. Am Ende wird das Sportgeric­ht über die Sanktion entscheide­n. Laut der Rechts- und Verfahrens­ordnung dürfte die Partie, die in der 82. Minute beim Stand von 1:2 von Schiedsric­hter Patrick Ittrich (Hamburg) abgebroche­n wurde, mit 2:0 für die Gäste gewertet werden. Nach dem 1:0 im Hinspiel wird Uerdingen aufsteigen. Vor, während und nach der Begegnung wurden 45 Personen verletzt, darunter sechs Beamte. Zehn Randaliere­r wurden festgenomm­en, 24 Strafanzei­gen gestellt.

Am Abend hat der SV Waldhof Mannheim mit einem Maßnahmenk­atalog reagiert. Außerdem seien „zivilrecht­liche Regressfor­derungen gegenüber den Tätern wegen des verursacht­en Schadens“eine „selbstvers­tändliche Konsequenz“.

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FOTO: DPA Mannheim droht als Folge der Randale eine harte Strafe.

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