„Wir machen uns da gar keine Sorgen“
Eine Schule in Bodolz gibt es seit über 200 Jahren und dass sich daran etwas ändern könnte ist nicht in Sicht
BODOLZ - Auch wenn eine eigene Schule ein Merkmal für die Eigenständigkeit einer Gemeinde ist, die Schule in Bodolz gibt es schon länger als die politische Gemeinde. Allerdings ist sie erst seit wenigen Jahren wieder völlig selbständig. Jedes Jahr lernen hier um die 100 Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse und werden über den Unterricht hinaus in der Mittagsbetreuung betreut. Und weil die Gemeinde bei jungen Familien beliebt ist, ist der Schulstandort Bodolz auch in den nächsten Jahren gesichert.
„Wir möchten wieder ein selbständiger Schulträger sein und aus dem Schulverband Lindau entlassen werden“, hatte 1993 der damalige Bodolzer Bürgermeister Ferdinand Glatthar gefordert. Zu dieser Zeit ging es der Gemeinde Bodolz darum aus der Verwaltungsgemeinschaft mit Wasserburg und Nonnenhorn entlassen zu werden. Und zu einer völlig selbständigen Gemeinde gehört auch eine selbständige Schule. Zumal Glatthar auch ihr identitätsstiftendes Merkmal nutzen wollte und sich ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl versprach, wenn die Kinder aller Ortsteile gemeinsam in die gleiche Schule gingen. Bis die Bodolzer Grundschule tatsächlich selbständig wurde, sollte es allerdings noch vier Jahre dauern.
Unklar, wo der erste Bodolzer Schulsaal war
Das Schulgebäude, in dem heute die Kinder lernen, wurde 1876/1878 errichtet und 1913 erweitert. Zuvor war Schule eher ein „Provisorium“, wie Karl Heinz Burmeister in der Bodolzer Ortschronik beschreibt. Denn der Unterricht fand in privaten Häusern statt und beschränkte sich auf einen Raum, in dem alle Kinder gemeinsam unterrichtet wurden. Während die Kinder bis 1811 noch in Wasserburg zur Schule gingen, ist bis heute noch nicht klar, wo sich der erste Bodolzer Schulsaal befand. Über den zweiten ist hingegen mehr bekannt. Der befand sich ab 1815 in der heutigen Herrengartenstraße 3 und wurde durch einen raffinierten Tausch zur Lernstätte für die Kinder aus Bodolz, Enzisweiler, Bruggach und Taubenberg. Das Haus gehörte damals der Familie Zürn. Die bot den Bodolzern ihre Wohnstube als Schulzimmer unter der Bedingung unentgeltlich an, dass der Sohn des Hauses, Johann Georg Zürn, als Lehrer angestellt werde. Bodolz nahm das Angebot an und so kam es, dass das Zürnsche Wohnzimmer über 60 Jahre lang Schulzimmer blieb.
Als die Schülerzahlen stetig anstiegen, wurde ein eigenes Schulhaus notwendig. Der Neubau in der Rathausstrasse wurde 1878 feierlich eröffnet und bot 80 Kindern Platz. Allerdings änderte sich an der Unterrichtssituation nicht übermäßig viel. Trotz des neuen Schulhauses wurden die Kinder weiterhin in einem Raum und von einem einzigen Lehrer jahrgangsübergreifend unterrichtet. Das sollte sich erst 35 Jahre später ändern, als der Gemeinderat, gründend auf der Erkenntnis, dass einem älteren Lehrer nicht zugemutet werden könne, 87 Schüler aus sieben Jahrgängen zu unterrichten, einem Schulanbau zustimmte. Durch einen weiteren Schulsaal und eine zweite Lehrkraft verbesserten sich die Unterrichtsverhältnisse. 1913 wurde die Schule ein weiteres Mal erweitert.
Einen einschneidenden Wendepunkt in der Bodolzer Schulgeschichte brachte das Jahr 1967 mit sich. Denn da verlor die Bodolzer Schule ihre Eigenständigkeit und blieb 30 Jahre lang eine Zweigstelle der Grundschule Lindau-Hoyren. Trotzdem wurde die Schule 1996 erneut erweitert und bietet seitdem für hundert Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse Platz. 1997 erreichte eine Elterninitiative schließlich die Wiedererlangung der Eigenständigkeit der „Schule im Obstgarten“und die Gemeindeverwaltung setzte 2011 durch, dass auch die Ebneter Kinder zum Bodolzer Schulsprengel gehören.
Seither lernen alle Bodolzer Kinder wieder gemeinsam. Wie in etwa in den vergangenen Jahren auch sind es aktuell 100 Kinder in vier Klassen. Über den vorgeschriebenen Lehrplan hinaus will die Schule ihren Beitrag dazu leisten, dass die Kinder eine gesunde Lebensführung lernen. Mit regelmäßigen Müsli-Frühstücken, Bewegungspausen und Projekten. Zudem liegt einer ihrer Schwerpunkte auf einer wertschätzenden Kommunikation und einem guten Umgang miteinander. Auch unterstützt sie die Kinder beim selbstständig werden. Eine Besonderheit der Schule liegt darin, dass sie eine voll ausgebuchte Hausaufgaben- und Mittagsbetreuung bietet, die täglich bis halb fünf nachmittags eine sichere Betreuung ermöglicht. Das wirklich Besondere an der Bodolzer Grundschule ist jedoch, dass sie, wie Bürgermeister Christian Ruh findet, „einen sehr familiären Charakter“hat. Was sich darin äußere, dass die Kinder hier gern in die Schule und auch in die Mittagsbetreuung gingen. „Die Kinder können hier essen, Hausaufgaben machen, Theater spielen oder Bogenschießen“, erklärt er und stellt fest: „Das ist einfach eine kuschelige, heimelige Schule. Einfach genau so, wie man sich halt eine ländliche Schule vorstellt.“Eine Gefahr, dass sich daran etwas ändern könnte, sieht der Bürgermeister nicht. Denn im Schnitt kommen in Bodolz jedes Jahr 30 Kinder auf die Welt. Was einer Klasse entspricht. „Der Schulstandort ist gesichert. Wir machen uns da gar keine Sorgen.“