Immer mehr Viertklässler drängen in die Gymnasien
G 9 macht die Entscheidung der Familien offensichtlich leichter – Realschulen spüren Geburtenrückgang
LINDAU - Bogy-Chef Edward König freut sich natürlich: Bei 83 Anmeldungen kann er im September mit vier fünften Klassen starten. Auch das benachbarte VHG bleibt bei den Eingangsklassen mit 102 Schülern vierzügig. Die beiden Lindauer Gymnasien stehen in der Gunst der Eltern offensichtlich hoch: Beide haben nach den derzeitigen Zahlen im kommenden Schuljahr mehr Fünftklässler. Ein Grund dafür dürfte das neue G 9 in Bayern sein, das im kommenden Herbst offiziell startet. Die beiden Lindauer Realschulen spüren unterdessen den Drang in die Gymnasien genauso wie den Geburtenrückgang.
192 Buben und Mädchen fiebern derzeit in Lindau dem Ende ihrer Grundschulzeit entgegen, weitere knapp 180 in den Grundschulen der Gemeinden von Nonnenhorn bis Hergensweiler. In ihren Familien ist in den vergangenen Wochen die Entscheidung gefallen, welche weiterführende Schule diese Kinder ab Herbst besu- chen. Klare Favoriten sind dabei die beiden Lindauer Gymnasien: Rein rechnerisch wechselt jeder zweite Viertklässler ins Bodensee- oder Valentin-Heider-Gymnasium. Wobei „das neue G 9 auch für Schüler aus Baden-Württemberg attraktiv ist“, vermutet Bogy-Direktor Edward König. Genaue Zahlen, woher die künftigen Bogyianer kommen, hat er allerdings noch nicht vorliegen.
Genauso wenig wie sein VHG-Kollege Waldemar Schmitt. Der erinnert sich allerdings noch gut daran, dass in Zeiten des früheren neunjährigen Gymnasiums pro Jahrgang „fast eine ganze Klasse aus Baden-Württemberg“im VHG gelernt hat. Dort sind die fünften Klassen im kommenden September bereits der dritte Jahrgang in Folge, der vierzügig startet.
Schmitt ist sehr zufrieden, dass seine Schule mit 102 Anmeldungen noch mal rund zehn mehr als vor einem Jahr verbuchen könne. Das Bogy verzeichnet sogar ein Plus von knapp 20 Kindern gegenüber dem Vorjahr. Auf solche Zahlen können die Schulleiter der beiden Realschulen nur mit Neid blicken. Dabei ist Rektor Michael Rechtsteiner schon glücklich, dass der fünfte Jahrgang in seiner Schule ab September wieder mit zwei Klassen starten kann: 41 Familien haben ihren Sohn oder ihre Tochter dort fürs neue Schuljahr angemeldet. „An der Gesamtsituation ändert das aber nichts“, gibt Rechtsteiner zu bedenken.
Realschüler schauen auch nach Württemberg
Während die Staatliche Realschule im Dreiländereck vor gut zehn Jahren noch aus allen Nähten platzte, lernen dort jetzt gerade noch 250 Kinder und Jugendliche mit Blick auf die Mittlere Reife. Das hat nach den Worten des Schulleiters „ein Bündel von Gründen“. Zu denen gehöre der Trend ins Gymnasium genauso wie die einfachere Aufnahme in den weiterführenden Schulen in der württembergischen Nachbarschaft: Nonnenhorner und Wasserburger würde es eben eher nach Kressbronn ziehen, auch in Bod- negg würden zahlreiche Kinder aus dem Kreis Lindau unterrichtet.
Für die vom Diözesanschulwerk getragene Maria-Ward-Realschule haben sich in diesem Frühjahr 42 Familien entschieden. Das sind zwei Kinder weniger als im Vorjahr. Aber die Mädchen-Realschule auf der Insel wird im neuen Schuljahr wieder mit zwei kleinen fünften Klassen starten, wie Rektorin Barbara Lamina sagt. Ursache sei unter anderem, dass dieser ohnehin geburtenschwache Jahrgang auch noch „ein bubenlastiger“sei.
Zu den weiterführenden Schulen zählt offiziell aber auch die Lindauer Mittelschule. Rektor Ulrich Kunstmann kann derzeit noch keine endgültigen Zahlen zu den kommenden Fünftklässlern abgeben: Denn die Mittelschule müsse jeden Schüler aufnehmen, der dort lernen will. Er geht aber davon aus, dass in den fünften Klassen im September in den beiden Standorten Aeschach und Reutin rund 60 Buben und Mädchen unterrichtet werden. Das wären dann etwas mehr als zuletzt.