Liebherr-Aerospace führt neue Beschichtungstechnik ein
Anlage zum Korrosionsschutz für Flugzeugteile ist Teil des 200 Millionen-Euro-Projektes „Fabrik 2020“
LINDENBERG (wa/pem) - LiebherrAerospace spricht von einer „zukunftsweisenden Beschichtungstechnologie“. Das Unternehmen hat in Lindenberg eine Anlage für ein neues Korrosionsschutzverfahren in Betrieb genommen. Profitieren soll nicht zuletzt die Umwelt, denn die Anlage verzichtet auf das bisher verwendete Cadmium. Derzeit läuft der Zulassungsprozess für eine serienreife Produktion.
Liebherr-Aerospace fertigt in Lindenberg Fahrwerke und Flugsteuerungssysteme. Sie müssen in der Wüste genauso zuverlässig funktionieren wie am Nordpol. Das stellt extrem hohe Anforderungen an die Materialien. Eine Voraussetzung sind robuste und widerstandsfähige Oberflächen. Um sie zu schaffen, erhalten die Flugzeugkomponenten eine Beschichtung. Dazu nutzt die Flugzeugbranche auch Cadmium.
Ziel von Liebherr-Aerospace ist es, künftig auf das Schwermetall zu verzichten, ohne an Qualität einzubüßen. Dabei setzt das Unternehmen auf eine Zink-Nickel-Oberflächenbeschichtung, ein elektrolytisches Verfahren. Ergebnis sind stabile Oberflächen, die sich je nach Kundenwunsch lackieren lassen.
Das Verfahren ist im Maschinenbau und der Automobilindustrie verbreitet, nicht aber in der Luftfahrtbranche. Die Anlage bei Liebherr-Aerospace in Lindenberg ist bislang einmalig in Europa. „Die Erforschung innovativer Beschichtungssysteme für unsere vielfältigen, hochtechnologischen Produkte sichert uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung auf dem sehr anspruchsvollen Luftfahrtmarkt“, beschreibt Geschäftsführer Josef Gropper die Bedeutung. Die neue Anlage ist circa 25 Meter lang, zehn Meter breit und etwa zwölf Meter hoch. Eine aufeinander abgestimmte Zu- und Abluftanlage sorgt für eine saubere Atmosphäre in der Halle. Über die integrierte Wärmerückgewinnung spart die Anlage Energie und Kosten. Die Anlage ist auch für größere Bauteile mit einem Gewicht von maximal 1500 Kilogramm ausgelegt. Damit kann Liebherr-Aerospace in Lindenberg Teile beschichten, die dazu bislang außer Haus gegeben wurden. Das verkürzt Lieferzeiten.
Die Anlage ist ein Teil der „Fabrik 2020“, der Werkserweiterung in Lindenberg. Dafür investiert das Unternehmen insgesamt 200 Millionen Euro. Im Zuge des Projektes hat Liebherr die Oberflächenbehandlung um ein Gebäude vergrößert. Damit wurde nicht nur Platz für neue Anlagen geschaffen; bestehende wurden erweitert, gleichzeitig wurde deren Anordnung verbessert. So sorgte das Unternehmen nach eigenen Angaben für einen wegeoptimierten Ablauf des gesamten Beschichtungsprozesses.
Für den Betrieb ihrer Anlagen setzt Liebherr-Aerospace auch auf selbst ausgebildete Fachkräfte. Die Ausbildung zum Oberflächenbeschichter dauert drei Jahre und beinhaltet neben dem Aufbringen von technischen und dekorativen Schutzschichten auch Themen wie Wärmebehandlung, Werkstoffprüfungen sowie Abwasser- und Labortechnik.