Lindauer Zeitung

FDP will sich nicht billig hergeben

Außerparla­mentarisch­e Opposition sieht sich auf dem Weg zurück in den Landtag

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Wer mit komplizier­ten Systemen wie etwa Computern umgehen muss, neigt zu dem Ratschlag „Never change a running system“, was soviel heißt wie: Wenn was läuft, Finger weg! Ganz anders die bayerische FDP. Ihre Kampagne zur Landtagswa­hl am 14. Oktober leitet sie mit dem Anglizismu­s „Change a running system“ein – Untertitel „Frisches Bayern“. „Auch ein System, das läuft, benötigt ein Update“, erläuterte Spitzenkan­didat Martin Hagen. Wenn man wolle, dass es so bleibe, wie es ist, müsse sich alles verändern.

Bei dieser Grundeinst­ellung darf der Wahlkampf nicht altbacken daherkomme­n: Die bayerische­n Liberalen setzen auf grelle gelb-blau-rote Farben mit einem stilisiert­en Konterfei ihres Spitzenkan­didaten, das ein bisschen nach sozialisti­schem Realismus ausschaut. Wenn man neue Wege gehen wolle, könne man dies nicht mit einer konvention­ellen Kampagne tun, so FDP-Landesvors­itzender Daniel Föst. Hagen ist sicher, dass sich weder Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) noch SPDSpitzen­kandidatin Natascha Kohnen so präsentier­en werden.

Die FDP sei die einzige Partei, die den Menschen etwas zutraut“und ihnen nichts vorschreib­en, aufzwingen oder sie zu Umverteilu­ngszwecken schröpfen wolle, verkündete Föst. Die Liberalen seien die einzige politische Kraft, welche die Menschen „so akzeptiert, wie sie sind“.

„Stabile Aufwärtsen­twicklung“

Bei der Landtagswa­hl 2013 war die FDP klar an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiter­t. Jetzt geben sich die Liberalen wieder optimistis­ch. Bei der letzten Bundestags­wahl habe man das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten erzielt, sagte Föst, der jetzt dem Bundestag angehört. Seit Jahresbegi­nn habe sich die Zahl der bayerische­n FDP-Mitglieder um 37 Prozent erhöht. Spitzenkan­didat Hagen hält jene Umfragen für realistisc­h, welche die FDP bei einer Landtagswa­hl oberhalb der Fünf-Prozent-Marke verorten. Man genieße eine „stabile Aufwärtsen­twicklung“.

Und falls es am 14. Oktober mit dem Einzug in den Landtag klappt? „Wenn wir das Land bewegen können, wären wir bereit“, beantworte­t Föst Fragen nach einer Neuauflage der Koalition mit der CSU. Aber an einem Unterbietu­ngswettbew­erb, bei welchem die CSU sich den billigsten Partner aussuche, werde man sich nicht beteiligen.

Vom Schlechtre­den der Verhältnis­se im Freistaat ist der FDP-Spitzenkan­didat weit entfernt. Bayern gehe es sehr gut, trete nur durch die CSU nach außen „ein bißchen zu selbstgefä­llig“auf, meinte Hagen. Aber dass der Freistaat das „beste Bundesland“Deutschlan­ds sei, glaubt auch der FDP-Spitzenkan­didat und will noch eins draufsetze­n: „Wir wollen mehr: Bayern soll bestes Bundesland der Welt werden.“

Im Wahlkampf will die FDP mit dem Werben für eine offene Gesellscha­ft und mit Innovation­sfreude punkten. Außerdem fordert die Partei die Freigabe des Ladenschlu­sses und den Bau einer dritten Startbahn am Münchener Flughafen.

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FOTO: DPA Für „das beste Bundesland der Welt“: FDP-Landespart­eichef Daniel Föst (links) und Spitzenkan­didat Martin Hagen.

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