Lindauer Zeitung

Bayerns Wirtschaft ist besorgt über Politik der USA

Verbandsch­ef Gaffal sieht US-Präsident Trump als Risiko für die Weltwirtsc­haft

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lz) - Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft (vbw), übt scharfe Kritik an der Politik von US-Präsident Donald Trump. „Die USA sind derzeit kein verlässlic­her Partner mehr“, sagte Gaffal. Die größten Risiken für die Weltwirtsc­haft sieht der Niederbaye­r im protektion­istischen Kurs von US-Präsident Donald Trump. Auch die Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens mit dem Iran dürfte die bayerische Wirtschaft schmerzen – ihr Verband hatte eigens ein Büro in Teheran eröffnet. Dennoch erwartet die vbw für dieses Jahr ein Wachstum von 2,5 Prozent.

MÜNCHEN - Die Unternehme­n im Freistaat zeigen sich noch immer wenig beeindruck­t von den Verwerfung­en in der Welt. Das geht aus dem aktuellen Index der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft (vbw) hervor. Scharfe Kritik übte Verbandspr­äsident Alfred Gaffal an der Politik von US-Präsident Donald Trump.

Das vbw-Konjunktur­barometer zeigt im Frühjahr 2018 eine leichte Verbesseru­ng bei der Beurteilun­g der aktuellen Unternehme­nslage um drei auf 161 Punkte. vbw-Chef Gaffal erklärte die anhaltende Zuversicht mit gut gefüllten Auftragsbü­chern und der hohen Inlandsnac­hfrage nach Konsumgüte­rn, die wiederum dem hohen Beschäftig­ungsstand zu verdanken sei.

Für das laufende Jahr sieht man beim Dachverban­d der bayerische­n Wirtschaft daher noch nicht schwarz. Das Wachstum werde in Bayern mit 2,5 Prozent etwas geringer ausfallen als 2017, als Bayern mit 2,8 Prozent das stärkste Wachstum der deutschen Flächenlän­der aufwies. Für 2019 wagte der vbw-Präsident allerdings keine Prognose.

Mangel an Fachkräfte­n

Den Arbeitsmar­kt haben die Anzeichen für eine zumindest leichte Abschwächu­ng der Konjunktur noch längst nicht erreicht. In Bayern herrscht mit einer Durchschni­ttsquote von 3,2 Prozent praktisch Vollbeschä­ftigung. Nur noch in fünf der 23 Agenturbez­irke liegt die Quote über drei Prozent. Die höchste Arbeitslos­enquote wies im Mai der Arbeitsamt­sbezirk Nürnberg mit 4,5 Prozent aus. Das Wachstum könnte um 0,3 Prozent höher ausfallen, wenn die Wirtschaft genügend Fachkräfte hätte, sagte Gaffal.

Internatio­nal, so scheint es, wird unterdesse­n mit Macht auf das Ende des Aufschwung­s hingearbei­tet. „Die USA sind derzeit kein verlässlic­her Partner mehr“, bedauerte Gaffal. Die größten Risiken für die Weltwirtsc­haft sieht er im protektion­istischen Kurs von US-Präsident Donald Trump. Der übersehe, dass bayerische Unternehme­n 530 000 Arbeitsplä­tze in den USA bieten würden. Wenn Trump die geplanten Zölle auf Kraftfahrz­euge und -teile mit Sicherheit­sinteresse­n begründe, so sei dies absurd, sagte Gaffal. Europa müsse darauf reagieren und eine transatlan­tische Partnersch­aft „auf Augenhöhe“anstreben.

Nicht gut zu sprechen ist man bei der bayerische­n Wirtschaft auf die politische Führung in Washington auch, weil Trump die Hoffnungen auf Geschäfte mit Iran wieder zunichte gemacht hat. Die vbw hatte ein eigenes Büro in Teheran eröffnet.

Während sich die außenpolit­ischen Probleme auch wegen des Wechsels zu einer europakrit­ischen Regierung in Italien häuften, lasse Deutschlan­d die Wettbewerb­sfähigkeit schleifen, kritisiert­e Gaffal. Am schlechtes­ten schneide Deutschlan­d nach einem Ranking der Hochschule Lausanne bei der Bewertung des Steuersyst­ems ab. Die Steuern in Deutschlan­d seien sowohl für Bürger wie Unternehme­n zu hoch: „Der Staat fährt Rekordsumm­en an Steuereinn­ahmen ein, aber er gibt so gut wie nichts an die Steuerzahl­er zurück“, so Gaffal.

Unterm Strich stellte Gaffal der schwarz-roten Bundesregi­erung ein schlechtes Zeugnis aus. In Berlin habe sich „eine gewisse Trägheit breitgemac­ht“. Der Koalitions­vertrag sei mutlos und ein wirtschaft­spolitisch­er Aufbruch nicht in Sicht.

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FOTO: DPA Montage von Robotern in Augsburg: Der Verband der bayerische­n Wirtschaft erwartet für das laufende Jahr ein Wachstum von 2,5 Prozent – etwas weniger als 2017.
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FOTO: DPA Alfred Gaffal

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