Gute Erfahrungen mit Gafferschutzwänden
Pilotversuch auf A 6 und A 9 läuft bis Ende des Jahres – Baden-Württemberg zieht nach
RAVENSBURG - Auf Autobahnen in Bayern kommen nach schweren Unfällen Sichtschutzwände gegen Gaffer zum Einsatz. Seit August 2017 wurden sie bereits etwa zehnmal aufgestellt, teilt das Verkehrsministerium in München auf Anfrage der „Lindauer Zeitung“mit.
Der Pilotversuch beschränkt sich auf die Bereiche der Autobahnmeistereien in Herrieden (A 6) und Münchberg (A 9). Er läuft bis Ende 2018. Danach soll entschieden werden, ob die Aktion auf weitere Regionen ausgeweitet wird. Erste Erfahrungen zeigten, dass sich Rettungskräfte hinter Sichtschutzwänden sicherer fühlen würden, heißt es aus dem Ministerium.
Ab Herbst auch im Südwesten
Das Nachbarland Baden-Württemberg will nachziehen. In den Autobahnmeistereien wolle man mit allen Sichtschutzsystemen bis spätestens zum Ende des dritten Quartals 2018 einsatzbereit sein, teilte das Stuttgarter Verkehrsministerium mit – Anfang des Jahres war noch die Rede davon, dass das Projekt im Sommer startet. Doch noch ist nicht geregelt, welches Sichtschutzsystem für die Autobahnen im Südwesten eingesetzt werden soll. Die Ausschreibung selbst läuft derzeit noch, heißt es aus dem Ministerium. Eine Entscheidung soll bis Ende Juli fallen.
Im Polizeipräsidium Ulm befürwortet man die Pläne. „Sichschutzwände sind bei schweren Unfällen sehr wichtig“, sagt Sprecher Uwe Krause. Allerdings hätten die Einsatzkräfte unmittelbar nach dem Eintreffen bei einem schweren Unfall andere Dinge zu tun, als die Wände zu installieren. Doch speziell bei länger dauernden Unfallszenarien könnten die Wände helfen, auch um beispielsweise Auffahrunfälle auf der Gegenfahrbahn durch Schaulustige zu vermeiden.
So auch Mitte Mai. Damals hatte ein tödlicher Unfall auf der A 8 die Sensationsgier zahlreicher Gaffer geweckt. Diese erreichte eine neue Dimension, als Autofahrer auf der Gegenfahrbahn eine Panne simulierten, um besser gaffen zu können. Auch ein Familienvater war damals negativ aufgefallen – er hatte im Beisein seiner Kinder den tödlichen Unfall auf seinem Smartphone gefilmt.