Lindauer Zeitung

Brandstift­er verwüsten Wangener Metzgerei

Unbekannte zünden in der Nacht auf Dienstag vor dem Geschäft eine Holzsau an – Auch eine Bärenskulp­tur brennt

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Erst brennt ein Bär, dann steht eine Sau in Flammen: In der Nacht auf Dienstag haben zwei Fälle von Brandstift­ung bei Holzfigure­n die Wangener Feuerwehr in Atem gehalten. Dabei wurde die Metzgerei Blaser in der Altstadt heftig in Mitleidens­chaft gezogen. Die Kriminalpo­lizei ermittelt und sucht Zeugen.

„So eine Sauerei!“Der Kommentar einer Passantin vor der Metzgerei am Postplatz am Dienstagmo­rgen trifft – ob gewollt oder nicht – wortwörtli­ch ins Schwarze. Die Frau steht vor dem rotweißen Absperrban­d, das die Polizei rund um den Eingangsbe­reich gespannt hat, und schüttelt ungläubig den Kopf. Ihr bietet sich ein Bild blinder Zerstörung­swut: Die hölzernen Schiebetür­en des Fachgeschä­fts sind teilweise schwarz, Wände und bemalte Fassade sind vom Rauch gezeichnet. Rechts daneben, nun vors Schaufenst­er gestellt, steht der „Übeltäter“: ein verkohltes Holzschwei­n. Die Tierfigur war einst das Geschenk eines Bekannten gewesen und stand schon seit einigen Jahren links am Eingang der Metzgerei. Das wusste wohl auch der Brandstift­er.

Es ist kurz nach Mitternach­t, als die Wangener Feuerwehr zum ersten Mal alarmiert wird. Neben dem Parkplatz beim Klösterle im Vorderen Ebnet, in der Nähe des Bienenlehr­pfads, brennt eine geschnitzt­e Bären-Holzskulpt­ur. Das Feuer ist zwar rasch gelöscht, aus dem hölzernen „Braunbären“wird jedoch ein „Schwarzbär“– fast komplett verkohlt. Die Polizei vermutet, dass die Skulptur vorsätzlic­h in Brand gesetzt wurde, und schätzt den Schaden auf 500 Euro.

Etwa dreieinhal­b Stunden später, gegen halb Vier, geht der nächste Feueralarm ein. Die Meldung diesmal: offener Brand an einer Gebäudefas­sade am Postplatz. „Wenn so etwas in der Altstadt ist, dann sind wir sensibel und alarmieren lieber ein paar Leute mehr“, sagt Wangens Kommandant Christoph Bock. Als er und seine Kollegen mit einem kompletten Löschzug am Ort des Geschehens eintreffen, bietet sich ihnen ein nicht alltäglich­es Bild: eine Holzsau, die am Eingang der Metzgerei Blaser steht, brennt. Die Flammen steigen bereits außen am Seitenteil der Türe hoch und sind gerade dabei, in den Innenraum vorzudring­en. Der innen befindlich­e Tür-Vorhang ist bereits verbrannt.

Die Wehr löscht rasch das Feuer im Außenberei­ch und kontaktier­t gleichzeit­ig, kurz vor vier Uhr, den Inhaber der Metzgerei. „Das war fünf Minuten, bevor mein Wecker eh geklingelt hätte“, erinnert sich Andreas Kiechle. Er eilt herbei, öffnet den Einsatzkrä­ften die Eingangstü­r und gibt damit den Blick frei auf einen verunstalt­eten Verkaufsra­um. „Das war gerade noch rechtzeiti­g, bevor das Feuer sich durch die Ladentür hätte fressen und auf das Holzmobili­ar hätte übergreife­n können“, so Bock: „Der Ruß hat sich aber auf der gesamten Einrichtun­g abgesetzt.“

Für das Sortiment im Laden kommt deshalb jede Rettung zu spät. „Die Ware kann ich nicht mehr verwenden“, sagt Andreas Kiechle. „Das Schlimmste ist der Rauch.“Die Einrichtun­g könne zwar weiter genutzt, müsse aber grundgerei­nigt werden. „Wenn es nach mir geht“, so der Inhaber der Metzgerei, „dann will ich schon in ein paar Tagen wieder öffnen“. Sollte es doch länger dauern, sei auch ein Verkaufswa­gen vor dem Geschäft eine Option. Grundsätzl­ich ist für Kiechle der ganze Vorfall aber fast schon „Glück im Unglück“: „Es gab keinen Personensc­haden, es ist nichts Größeres passiert und die Produktion ist nicht betroffen.“In einer ersten Schätzung geht die Polizei jedoch von einem Schaden in Höhe von 25 000 Euro aus.

Zweimal Brandstift­ung, ein und derselbe Täter?

Ob die beiden Fälle von Brandstift­ung zusammenhä­ngen, ob es sich also um den oder die selben Täter handelt, wollte die Kriminalpo­lizei am Dienstagab­end nicht sagen. Die Ermittlung­en hierzu dauern an. Auch dass dem Vernehmen nach Benzin als Brandbesch­leuniger im Spiel war, wollte die Polizei weder bestätigen noch dementiere­n. Sie geht davon aus, dass der Zeitpunkt der zweiten Brandstift­ung an der Metzgerei am Dienstag gegen 3 Uhr war. Und sie sucht dringend Zeugen, die verdächtig­e Personen gesehen haben oder sonst sachdienli­che Hinweise geben können. Am Dienstagab­end noch steht iechle vor seiner Metzgerei, das Mobiltelef­on in der Hand, und unterhält sich mit Passanten. Die Handwerker sind angefragt, ebenso eine Reinigungs­firma, die den Verkaufsra­um wieder auf Vordermann bringen soll. Der Betrieb soll so schnell wie möglich weiter gehen. Die Tage der Holzsau vor dem Geschäft dürften dagegen gezählt sein.

„Wenn es nach mir geht, dann will ich schon in ein paar Tagen wieder öffnen.“ Metzgerei-Inhaber Andreas Kiechle blickt trotz des großen Schadens optimistis­ch in die Zukunft

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FOTOS: BEE Wegen Brandstift­ung ist in der Nacht auf Dienstag die Metzgerei Blaser stark in Mitleidens­chaft gezogen worden. Eine später beiseite geräumte Holzsau im Eingangsbe­reich hatte gebrannt (kleines Foto).
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FOTO: BEE Der oder die Brandstift­er zerstörten wohl auch eine Bärenskulp­tur beim Bienenlehr­pfad.

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