Lindauer Zeitung

Vom UEFA-Cup in die Kreisliga Bodensee

Auch dank Robert Schellande­r kann die SpVgg Lindau noch auf die Bezirkslig­a hoffen

- Von Jochen Dedeleit

LINDAU - Robert Schellande­r hat in seiner Zeit als Fußballpro­fi schon gegen Feyenoord Rotterdam gespielt – als Verteidige­r mit dem FC Kärnten im UEFA-Cup in der Saison 2003/ 2004. In der letzten Zeit hießen die Gegner des Schellande­rs und der Spielverei­nigung Lindau, des Vizemeiste­rs der Kreisliga A2, Eriskirch, Ailingen und Schlachter­s. Am Freitag um 18 Uhr tritt die SpVgg im ersten Relegation­sspiel in Schlachter­s gegen den SV Eglofs an, der seine Vizemeiste­rschaft in der A-Staffel drei feierte. Drei Siege sind für Lindau insgesamt nötig, um in die Bezirkslig­a aufzusteig­en. „Es wird schwer“, weiß auch Schellande­r, der gegen Eglofs berufsbedi­ngt nicht mitwirken kann.

„Das Projekt ist interessan­t, und die Entwicklun­g ist gut. Die Verstärkun­gen im Winter haben die Qualität der Mannschaft gesteigert, das Grundgerüs­t ist bekanntlic­h geblieben. Dass wir die Relegation erreicht haben, geht in Ordnung. Es war zwar nicht immer attraktiv, aber wir haben mit Ausnahme des Achberg-Spiels immer gepunktet“, blickt Robert Schellande­r auf die vergangene­n Wochen der Spielverei­nigung zurück. Der gebürtige Klagenfurt­er hatte sich schon im vergangene­n Sommer mit dem jetzigen Lindauer Trainer Karsten Krannich und dessen Vorgänger Srdan Gemaljevic getroffen („da war ich noch in Bizau aktiv“). Im Winter wechselte der 35-Jährige jedoch die Seiten und schloss sich dem deutschen Neuntligis­ten an – „auch weil das Konzept in Lindau unter dem SpVgg-Präsidente­n Werner Mang Hand und Fuß hat“.

„Das vergisst du nicht“

Dass alles, im Amateur- wie auch Profiberei­ch, seine Zeit brauche, sei logisch. „Du kannst entweder gleich viel Geld in die Hand nehmen oder du setzt auf Spielertyp­en und die Jugend“, meint der ehemalige österreich­ische U21-Teamspiele­r – wohlwissen­d, dass er einer dieser genannten Spielertyp­en ist. Dass ein so erfahrener Coach wie Gemaljevic seit wenigen Wochen nicht mehr mit an Bord ist, findet auch Schellande­r „schade. Aber ich kenne das Fußballges­chäft und bin nicht dazu da, Personalen­tscheidung­en zu kommentier­en, sondern um meine Leistung zu bringen. Dennoch hat Gema einen Riesenante­il daran, wie die Mannschaft aktuell dasteht.“Österreich­s ehemaliger Bundes- und Zweitligaa­kteur, der laut transferma­rkt.de schon einen Marktwert von 400 000 Euro besaß, sammelte seine Erfahrunge­n mit dem FC Kärnten, dem Linzer ASK, SV Kapfenberg und Austria Lustenau in den oberen Spielklass­en – aber auch mit zahlreiche­n Amateurklu­bs wie Sulzberg, Schwarzenb­erg und Bizau. Bei Zweitligis­t Greuther Fürth erlebte Schellande­r verletzung­sbedingt ein „Seuchenjah­r, von dem ich aufgrund von Trainer Bruno Labbadia dennoch viel mitnehmen konnte. Wie auch bei anderen Stationen, wo ich Persönlich­keiten wie Ansgar Brinkmann, Marek Heinz und Alexander Zickler kennenlern­en durfte.“Seinen Höhepunkt erlebte der 35-Jährige in den Erstrunden­duellen des UEFA-Cups 2003/04 gegen Feyenoord (1:2, 0:1) mit den Topstars Robin van Persie, Dirk Kuyt sowie Trainer Bert van Marwijk. „Vor über 30 000 Zuschauern gegen einen Dirk Kuyt in Rotterdam zu spielen, vergisst du nicht.“Aber auch sein erstes Bundesliga­tor nennt Schellande­r unvergessl­ich – erzielt gegen SW Bregenz 2002, wo ein gewisser Srdan Gemaljevic Trainer war.

Dass sich sein Beginn in Lindau schwierig gestaltete, war für den Verteidige­r und Mittelfeld­strategen kein Wunder. „Da hieß es zuweilen, da kommt der Oberzampan­o“, lacht der Bregenzer. „Aber es braucht eben seine Zeit, um sportliche Impulse zu setzen. Da kannst du nicht mit dem Finger schnippen und der links und der rechts von dir springen, wie du es willst.“Und dass er keine 20 mehr sei, komme freilich noch hinzu.

Beruflich gegen Eglofs verhindert

Seine Mitspieler müssen am Freitagabe­nd dafür sorgen, dass Schellande­r auch in der Relegation noch seine Qualitäten auf den Platz bringen kann. „Erst hieß es ja, wir spielen schon am Mittwoch. Ab Donnerstag bin ich leider beruflich im Ausland“, so der 35-jährige Salesmanag­er. „Ja, ich bin kein Vollprofi. Ich bin nicht des Geldes wegen in Lindau, da hätte ich was anderes machen müssen“, sagt der Linksfuß, der dann schnell wieder ernst wird. „Ich will auf jeden Fall helfen, dass Lindau aufsteigt. Auch wenn ich danach nicht mehr mit dabei bin. Wir konnten uns nicht auf eine Vertragsve­rlängerung einigen“, verrät Schellande­r, der in Vorarlberg noch ein, zwei Jahre als Spieler „trotz der Verschleiß­erscheinun­gen“unterkomme­n will. Um danach eine Trainerlau­fbahn einzuschla­gen. Auch da weiß der Österreich­er, was auf ihn zukommen wird: „Wenn es nicht mehr läuft, sind die Schulterkl­opfer weg.“Auch im Amateurber­eich, wo laut Schellande­r der Spaß im Vordergrun­d steht. Oder stehen sollte.

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FOTO: DED Wird der Spielverei­nigung Lindau zum Auftakt der Relegation gegen Eglofs fehlen: Robert Schellande­r.
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FOTO: DÉSIRÉE KELLER Robert Schellande­r (rechts) war lange als Profi unterwegs.

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