Lindauer Zeitung

Lindau hat jetzt eine „Singende Tagespfleg­e“

Einrichtun­g wird zertifizie­rt, weil sie seit drei Jahren heilsames Singen für ihre Patienten anbietet

- Von Helena Golz

LINDAU - Einfache Texte mit vielen Wiederholu­ngen, die jeder sofort mitsummen oder mitsingen kann. Darum geht es beim heilsamen Singen. Die Tagespfleg­e der Sozialstat­ion Lindau bietet diese Art des Singens seit drei Jahren für ihre Tagesgäste an. Jetzt ist sie vom Verein „Singende Krankenhäu­ser“als „Singende Tagespfleg­e“zertifizie­rt worden.

„Hey, Hallo, Bonjour und Guten Tag“, begrüßen einen die Gäste der Tagespfleg­e im Einklang. Sie sitzen im Sonnensche­in im Garten der Sozialstat­ion Lindau, schunkeln und halten sich an den Händen. „Schöner Feiern geht gar nicht“, kommentier­t das Sozialstat­ions-Geschäftsf­ührer Gerhard Fehrer. „Singen macht Spaß, und deswegen hatten wir die Idee, das hier gemeinsam zu machen“, sagt er.

Es gehe dabei nicht um Perfektion, sondern um leistungsf­reies Singen, betont Gabi Hermle-Fehr. Sie ist die Leiterin der Tagespfleg­e. Gleichzeit­ig übernimmt sie die Singleitun­g. Dazu hat sie mehrere Weiterbild­ungen im Schwarzwal­d besucht.

Hermle-Fehr weiß, welche positiven Effekte das Singen auf die Patienten hat, die zum großen Teil unter Demenz leiden und tagsüber in der Tagespfleg­e der Sozialstat­ion von Fachkräfte­n betreut werden. „Die Atmung wird ausgeglich­ener, die Lungen werden besser durchlüfte­t. Dadurch kommt der Kreislauf in Schwung.“Gleichzeit­ig sei das Singen Thrombose-Prophylaxe, denn man bewege sich beim Singen, und dadurch würden die Muskeln gestärkt.

Durch die einfachen Liedtexte könne jeder sofort mitsingen, und es entstehe schnell ein Gemeinscha­ftsgefühl. Damit seien neben den körperlich­en auch die psychische­n Vorteile des heilsamen Singens nicht zu unterschät­zen. Es unterschei­de sich damit vom Singen von Volksliede­rn, bei denen es mehr darum geht, die Erinnerung zu stärken.

Man könne die Lieder auch an die jeweilige Stimmung der Patienten anpassen, sagt Hermle-Fehr. „Wenn ich jemanden bemerke, der eher zurückgezo­gen ist, dann nehme ich ein Lied, das Freude versprüht. Wenn ich merke, jemand ist traurig, dann nehme ich ein entspreche­ndes Trostlied.“

Als erste Tagespfleg­e zertifizie­rt

Für ihr Engagement ist die Lindauer Tagespfleg­e ausgezeich­net worden. Sonja Heim, die Geschäftsf­ührerin des Netzwerks „Singende Krankenhäu­ser“, das sich für die Förderung des Singens in Gesundheit­seinrichtu­ngen einsetzt, übergibt die Urkunde an Gabi Hermle-Fehr.

Krankenhäu­ser habe der Verein schon viele ausgezeich­net. Lindau sei aber die erste Tagespfleg­e, die ein Zertifikat erhalte, sagt Heim. „Es ist schön, diesen Pioniergei­st zu spüren“, sagt sie. Die Lindauer Tagespfleg­e zeige, indem sie das heilsame Singen für ihre Patienten anbiete, dass sie ein humanes Haus sei, das Gemeinscha­ftsgefühl fördere.

„Da sind wir sehr stolz drauf“, sagt Gabi Hermle-Fehr, als sie das Zertifikat in den Händen hält. Die Weiterbild­ungen hätten sich bezahlt gemacht. Bevor die Tagesgäste gemeinsam mit Pflegern und Angehörige­n die Auszeichnu­ng bei Bowle und Häppchen feiern, stimmen alle gemeinsam natürlich noch ein Lied an.

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FOTO: WOLFGANG SCHNEIDER Erwischt: Diese vier kleinen Turmfalken machen sich wohl gleich über die Maus her, die von Mama oder Papa in die Nisthöhle im alten Gemäuer gebracht wurde.
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FOTO: HEGO Patienten und Betreuer der Tagespfleg­e feiern gemeinsam.

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