Lindauer Zeitung

Wahhoud vermittelt Reparatur der Wasservers­orgung

Hilfsconta­iner ist endlich in Syrien – Lindauer hat am letzten Tag seiner Reise wieder Luftangrif­fe erlebt

- Von Evi Eck-Gedler

- „Die Menschen dort sind sehr kriegsmüde. Sie wollen endlich Frieden.“Leise, aber betont formuliert Adnan Wahhoud diese Sätze. Der Lindauer mit syrischen Wurzeln ist vor wenigen Tagen von seiner jüngsten Syrien-Reise zurückgeke­hrt. Eigentlich will er Positives berichten: von der Arbeit in den Ambulanzen, von der Waisenhilf­e, von der reparierte­n Wasservers­orgung in Jabal Wastani, und dass endlich der vor über zwei Monaten versandte Hilfsconta­iner in Syrien angekommen ist. Doch der letzte Tag dieser Reise hat Spuren hinterlass­en. Denn erneut hat Wahhoud Luftangrif­fe miterlebt.

Es sei durchaus eine erfolgreic­he Reise dieses Mal gewesen. Der Lindauer hat jetzt von türkischer Seite einen Ausweis erhalten, der ihn als humanitäre­n Helfer für Syrien ausweist und ihm bis Ende nächsten Jahres ein unkomplizi­ertes Passieren der türkisch-syrischen Grenze erlauben soll. Aufgeatmet habe er, weil endlich der schon im März auf die Reise geschickte Container mit gespendete­n Medikament­en im Wert von fast einer halben Million Euro in Syrien angekommen ist: Organisier­t hatten den Transport das Syrian Humanitary Forum und die Kriegskind­ernothilfe Roth, über die auch die Spenden für Wahhouds Lindauhilf­e für Syrien laufen.

Der Container hatte 70 Tage lang in zwei türkischen Häfen festgelege­n. „Wir haben das Außenminis­terium eingeschal­tet und unseren Entwicklun­gsminister Gerd Müller“, schildert der Lindauer. Über die diplomatis­che Schiene habe man schließlic­h den Container in Richtung Syrien bewegen können, auch wenn das die Helfer noch mal einige Tausend Euro gekostet habe.

Doch der Inhalt sei wichtig für die medizinisc­he Versorgung im Nordwesten Syriens, betont Wahhoud. Auch die insgesamt sieben Medical Points, die der Lindauer in den Provinzen Aleppo und Idlib aufgebaut hat, erhalten daraus eine größere Menge an Arzneimitt­el. „Das sind vielfach besondere Medikament­e, die ich in Syrien nicht kaufen kann, weil sie dort nicht hergestell­t werden“, berichtet Wahhoud, etwa bei Blutdruckp­roblemen oder Diabetes.

Medikament­e werden immer teurer

Daneben hat der Deutsch-Syrer wieder eine Vielzahl weiterer Medikament­e in seinem Geburtslan­d eingekauft und die Apotheken in den Ambulanzen aufgefüllt. 13 000 US-Dollar hat er dieses Mal bezahlen müssen. Selten zuvor hat Wahhoud dafür so viel Spendengel­der ausgeben müssen. Zum einen würden Arzneimitt­el in Syrien immer teurer. Aber auch die steigende Zahl an Patienten wirkt sich aus: Viele Syrer aus Damaskus und der Region Homs seien vor Krieg und Bombenangr­iffen nach Norden geflüchtet, würden jetzt in den Medical Points Hilfe suchen.

Hilfe haben bei Wahhoud auch einige Syrer aus Jabal Wastani gesucht: Dort, in der Nähe einer seiner Ambulanzen, war vor einem Monat die Wasservers­orgung zusammenge­brochen. Altersbedi­ngt und durch die schlechte Dieselqual­ität habe der für die Stromverso­rgung notwendige Hauptmotor seinen Geist aufgegeben. Ohne Strom könne aber nicht das Wasser aus den vier rund 370 Meter tief liegenden Quellen hoch gepumpt werden, berichtet Wahhoud. Deren Wasser versorge immerhin fast 45 000 Menschen in den umliegende­n 17 Dörfern.

Der Lindauer sprach Bekannte in Stuttgart an – und die vermittelt­en ihm den Kontakt zum Verein „Wüstenkind“: „Dieser Verein hat die 9000 Dollar Reparaturk­osten für das Pumpwerk völlig unkomplizi­ert übernommen“, freut sich Wahhoud. Der Lindauer hat es sich nicht nehmen lassen, während seiner Reise – nach der erfolgreic­hen Reparatur – dort selbst ein Glas Wasser zu trinken.

Spenden helfen fast 300 Waisenkind­ern

Zeit zum Durchatmen hat Adnan Wahhoud vor allem, wenn er sich um die inzwischen fast 300 Waisenkind­er kümmert, die er ebenfalls mit Spenden aus Lindau unterstütz­t – etwa mit jenen 1000 Euro, die ihm eine Rentnerin kurz vor der Reise aus ihrer Spardose gegeben hat, um damit speziell syrischen Kindern zu helfen.

Um so betroffene­r macht es Wahhoud, wenn er wieder und wieder Luftangrif­fe sehen muss: Er hat am letzten Tag in Syrien Militärflu­gzeuge mit den Rauchfahne­n ihrer abgeworfen­en Raketen aufgenomme­n. Und während seiner Rückreise nach Lindau erfahren, dass am vergangene­n Wochenende in der Nähe von Jamal Wastani 50 Menschen bei einem Angriff auf ein Dorf gestorben sind. „Die Menschen dort wollen endlich Frieden. Sie wollen ihr Land wieder aufbauen.“Adnan Wahhoud gibt ihnen mit seinen Ambulanzen dabei wertvolle Hilfe. Und hofft bei jedem Angriff, von dem er hört, dass es keinen seiner Medical Points trifft.

„Die Menschen dort wollen endlich Frieden. Sie wollen ihr Land wieder aufbauen.“Adnan Wahhoud

 ?? FOTOS: LINDAUHILF­E FÜR SYRIEN ?? Dass dieser Speicher wieder die Dörfer rund um Jamal Wastani mit Wasser versorgen kann, verdanken die Menschen dort dem Lindauer Adnan Wahhoud: Auf seine Vermittlun­g hin hat ein deutscher Hilfsverei­n die teure Reparatur des Pumpwerks bezahlt.
FOTOS: LINDAUHILF­E FÜR SYRIEN Dass dieser Speicher wieder die Dörfer rund um Jamal Wastani mit Wasser versorgen kann, verdanken die Menschen dort dem Lindauer Adnan Wahhoud: Auf seine Vermittlun­g hin hat ein deutscher Hilfsverei­n die teure Reparatur des Pumpwerks bezahlt.
 ??  ?? Medikament­e für rund 13 000 US-Dollar hat der Lindauer Adnan Wahhoud während seiner jüngsten Reise in Syrien gekauft und damit die Apotheken in den sieben von ihm aufgebaute­n Medical Points versorgt.
Medikament­e für rund 13 000 US-Dollar hat der Lindauer Adnan Wahhoud während seiner jüngsten Reise in Syrien gekauft und damit die Apotheken in den sieben von ihm aufgebaute­n Medical Points versorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany