Laufleinen treiben Radlerin in Rage
Polizist Steur: Hundehalter sind verantwortlich für ihre Tiere.
LINDAU - Ältere Damen, Hunde und Laufleine – damit steht Uschi Fischer zurzeit auf Kriegsfuß. Der Grund: Gleich zweimal hintereinander wäre sie mit ihrem Fahrrad beinahe über eine Laufleine gestürzt. Hundehalter müssen an Radwegen auf ihre Tiere besser aufpassen, fordert sie. Verkehrspolizist Thomas Steur stimmt ihr zu – und geht sogar noch weiter. Denn wenn ein Radler über eine Hundeleine stürzt, ist der Hundehalter schuld.
Uschi Fischer ist viel mit dem Fahrrad in der Bodenseeregion unterwegs. Ein Problem mit Hunden an der Laufleine gibt es immer dann, wenn sich Fußgänger und Radler Wege teilen müssen, sagt sie. „Auf dem Bodenseeradweg ist es zum Beispiel ganz schlimm. Da sind Menschen mit Kinderwagen und Radler, die zu viert nebeneinander fahren. Und die Hunde, die irgendwo dazwischen laufen.“
Dass da von allen Seiten Vorsicht geboten ist, ist Fischer klar. Allerdings hatte sie erst kürzlich zwei Erlebnisse, bei denen es fast zum Unfall gekommen wäre. Das erste Mal war in Heimesreutin. „Da ist es recht kurvig und deshalb passe ich – nicht nur als Auto-, sondern auch als Radfahrerin – sehr gut auf“, sagt sie. Kurz vor einer Kurve habe sie dann eine Dame gesehen, die lächelnd nach links schaute und ein paar Worte sprach. „Und ich denke: Ach du Schreck, Hund an der Laufleine! Nichts wie rein in die Bremse und kurz vor der Leinen-Straßensperrung stand das Rad. Wenn Blicke töten könnten, wär’ ich sofort vom Rad gefallen“, erzählt sie.
Weil sie weder Zeit noch Lust für Diskussionen gehabt habe, habe sie nur kurz mit dem Kopf geschüttelt und sei weitergefahren. „Mir wurde noch eine ordentliche Verwünschung hinterher geschickt. Da war: ,immer diese Radfahrer’ noch der netteste Teil.“
Tierführer muss sich kümmern, dass Hund keine Gefahr ist
Nur ein paar Tage später dann ein ganz ähnliches Szenario: „Früher Morgen, Bahndamm Richtung Insel. Räder rechts, Fußgänger links – eigentlich alles im grünen Bereich“, sagt Fischer. Aber dann, sie habe es schon geahnt: Eine Dame mit kleinem Hund an der Laufleine kam ihr von der Insel aus auf dem Fußweg entgegen. „Und wozu hat man denn so ein Teil? Natürlich um dem Hund Freiheit zu gönnen und ihn laufen zu lassen. Nicht nach rechts, Richtung kleiner See, nein, nach links gefällt’s ihm besser. Besonders, weil Frauchen auch grad eine nette andere Dame trifft und sich nicht zwischen Begrüßung und Hundaufpassen entscheiden kann.“Fischer musste eine Vollbremsung einlegen, bei der sie fast in einer Hecke gelandet sei. Geerntet habe sie dafür nur ein Kopfschütteln.
Laut Thomas Steur, Vize-Chef der Lindauer Polizeiinspektion, völ- lig zu unrecht. „Wenn ein Fußgänger einen Hund an der Leine hat, dann ist er ein Tierführer“, erklärt er.
Und als solcher müsse man sich darum kümmern, dass sein Tier im Verkehr keine Gefahr darstelle. „Wenn der Radler fallen würde, dann wäre der Hundehalter dafür verantwortlich.“Steur selbst habe schon erlebt, dass Hundeleinen – zum Beispiel im Lotzbeckpark – quer über den Weg gespannt waren. „Das Problem gibt es eben überall, wo sich Fußgänger und Radfahrer gemeinsam aufhalten“, sagt er. Aller- dings passierten dadurch glücklicherweise nicht auffällig viele Unfälle.
Auch Uschi Fischer ist bis jetzt unfallfrei geblieben. „Aber mich wundert, dass nicht öfter was passiert“, sagt sie. Denn gerade Leute mit E-Bikes oder Pedelecs seien ja oft schnell unterwegs. „Da überschlägt man sich beim Bremsen schnell.“Und deswegen appelliert sie an die Hundebesitzer: „Ich möchte einfach wieder gesund nach Hause kommen. Meinen Mann würde das auch freuen.“