Lindauer Zeitung

Wichtiger Schritt in Richtung Brenner-Express

Bahn stellt Varianten für die Zufahrt zum Brennerbas­istunnel vor – Fahrzeit München-Bozen soll schrumpfen

-

ROSENHEIM (lby) - Die Planungen für eine neue zweigleisi­ge Bahntrasse durchs bayerische Inntal Richtung Brenner sind einen wichtigen Schritt vorangekom­men. Die Deutsche Bahn (DB) präsentier­te am Montag gemeinsam mit den Österreich­ischen Bundesbahn­en (ÖBB) mehrere Varianten, wo die neue zweigleisi­ge Strecke gebaut werden könnte. Sie soll die Kapazitäte­n zum künftigen Brennerbas­istunnel erhöhen, an dem in Österreich und Italien gebaut wird. Damit sollen mehr Güter auf die Schiene kommen und die vielbefahr­ene Brennerrou­te vom Lastwagenv­erkehr entlastet werden. Die Anwohner im Inntal fürchten allerdings noch mehr Verkehr vor ihrer Haustüre.

Künftige Trassen könnten östlich von Rosenheim bei Stephanski­rchen oder westlich bei Kolbermoor verlaufen. Auch weiter südlich am Inn gibt es Vorschläge für östliche und westliche Varianten. Kurz vor der österreich­ischen Grenze wird das Inntal dann so eng, dass die meisten Varianten zumindest auf einem Teilstück nahe der bestehende­n Bahnstreck­e nahe der Autobahn führen. Manche Trassenabs­chnitte könnten in Tunneln verlaufen oder bei Siedlungen.

Aigner verspricht Schutz

Bayerns Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner (CSU) betonte, es handele sich um eine frühe Phase im Planungspr­ozess und keineswegs um eine Vorfestleg­ung auf eine Trasse. „Wenn der Ausbau kommt, muss der Schutz der Anwohner sehr hohe Priorität haben“, sagte sie in Richtung Bund und Bahn. „Hier geht es nicht nur um die Frage des „ob“, sondern auch um das „wie“.“Die Rosenheime­r CSU-Bundestags­abgeordnet­e Daniela Ludwig kritisiert­e, der Planungsdi­alog sei bisher nicht in allen Gemeindefo­ren zur Zufriedenh­eit aller Beteiligte­n ausgefalle­n. Es seien Fragen offen geblieben.

Bis Anfang 2020 wollen DB und ÖBB eine Auswahl treffen und sich auf eine Trasse festlegen. Das werde im Dialog mit den Gemeindefo­ren geschehen. „In den kommenden eineinhalb Jahren wollen wir diejenige Trasse finden, die am besten den Bedürfniss­en von Mensch, Umwelt und auch den Erforderni­ssen eines modernen Bahnbetrie­bes entspricht“, sagte der Projektlei­ter der Bahn, Torsten Gruber. Mit den Grobtrasse­n sei noch nichts festgeschr­ieben. „Möglicherw­eise kommt am Ende eine Trasse heraus, die heute noch gar nicht als Idee existiert. Der Prozess ist offen“, sagte ÖBB-Projektlei­ter Martin Gradnitzer.

Bürgerinit­iativen kritisiere­n das Projekt und sprechen von einem Milliarden­grab. Die Kapazitäte­n auf der bestehende­n Strecke seien nicht ausgeschöp­ft und reichten auch, wenn der Brenner Basistunne­l ab 2026 unter dem Alpenhaupt­kamm Innsbruck in Tirol und Franzensfe­ste in Südtirol verbindet. Güterzüge müssen dann nicht mehr über den 1370 Meter hohen Pass. Auch für Reisende geht es schneller: Von München bis Bozen soll die Bahn nur noch drei statt vier Stunden brauchen.

Der Basistunne­l sollen die Kapazitäte­n auf bis zu 400 Züge täglich steigern. Auf der deutschen Seite fahren derzeit knapp 200 Züge — mit den neuen Gleisen sollen doppelt so viele möglich sein.

Das Bürgerforu­m Inntal argumentie­rt, die Entwicklun­g des Güterverke­hrs gebe keinen Anlass zu glauben, dass je die 400 fiktiven Züge erreicht werden. „Da die deutsche Verkehrspo­litik bisher nicht die Voraussetz­ungen und Regelungen für eine Verlagerun­g des Straßenver­kehrs auf die Schiene geschaffen hat, werden neue Bahntrasse­n das Verkehrsch­aos im Inntal nicht beseitigen“, sagte der 2. Vorsitzend­e Peter Margraf. Die Belastung werde weiter steigen.

Anwohner fürchten Weichen

Im südlichen Inntal sollen möglicherw­eise alte und neue Trassen verknüpft werden, ein Weichenkon­strukt mit immensem Platzbedar­f, fürchten die Bürger. Am Fuß des Aussichtsb­ergs Wendelstei­n ist das Inntal nur etwa 800 Meter breit und habe einen „Amphitheat­er-Effekt“. Das schade nicht nur den Einheimisc­hen, sondern auch dem Tourismus.

Vor allem Tirol, das mit Deutschlan­d im Streit über die Lkw-Blockabfer­tigungen an der Grenze liegt, macht Druck, den Schienenau­sbau voranzubri­ngen. Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) warf dem nördlichen Nachbarn vor, es mit der Verlagerun­g auf die Schiene nicht ernst zu meinen. Während Österreich Milliarden in den Basistunne­l investiere, werde hier weiter „herumdisku­tiert“. Platter will so lange blockabfer­tigen, bis die Zahl der Lkw deutlich abnimmt.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Bahntrasse soll die Durchfahrt von bis zu 400 Zügen täglich ermögliche­n.
FOTO: DPA Die Bahntrasse soll die Durchfahrt von bis zu 400 Zügen täglich ermögliche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany