Lindauer Zeitung

Bodolzer Wirtschaft ist mittlerwei­le breit aufgestell­t

Neben der Landwirtsc­haft gibt es in der Gemeinde auch viele Gewerbetre­ibende – Tourismus boomt ebenfalls

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ - Die Bodolzer Wirtschaft ist seit jeher von der Landwirtsc­haft geprägt. Zuerst war es der Weinbau, der die beherrsche­nde Rolle spielte, später der Obstbau. Das Handwerk, ebenso wie die Rädlewirts­chaften und später die Wirtshäuse­r, standen meist damit in Verbindung. Seit Mitte des 19. Jahrhunder­ts begann sich zudem langsam der Fremdenver­kehr zu entwickeln. Und im Laufe der zweiten Hälfte des vergangene­n Jahrhunder­ts siedelte sich zunehmend Gewerbe in Bodolz an, das nichts mit der Landwirtsc­haft zu tun hatte. Allerdings ist die Fläche, die die Gemeinde bis heute Gewerbetre­ibenden zur Verfügung stellen kann, begrenzt, und es bestehen derzeit keine weiteren Entwicklun­gsmöglichk­eiten.

Bodolz ist eine ländliche Gemeinde, in der die Landwirtsc­haft die bestimmend­e Rolle spielt und gleichzeit­ig auch die Landschaft prägt. Mittlerwei­le kommt jedoch auch den zahlreiche­n Gewerbetre­ibenden, Handwerker­n und Dienstleis­tern, die sich in der Gemeinde ab der zweiten Hälfte des vergangene­n Jahrhunder­ts angesiedel­t haben, eine wachsende Bedeutung für die Bodolzer Wirtschaft zu. Abgesehen davon, dass sie zur Vielfalt der Berufe beitragen, nimmt die Gemeinde durch sie immerhin jedes Jahr um die 430 000 Euro Gewerbeste­uer bei einem Hebesatz von 320 v.H. ein. Allein rund 245 000 Euro von jenen acht Betrieben, die sich im Gewerbegeb­iet zwischen dem Enzisweile­r Bahnhof und dem Einkaufsze­ntrum angesiedel­t haben.

Es ist Bodolz’ einziges Gewerbegeb­iet und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Der Gemeinde fehlt schlichtwe­g Fläche, um es zu erweitern oder ein neues Gewerbegeb­iet auszuweise­n. Versuche dahingehen­d gab es in der Vergangenh­eit zwar öfter. So stand zum letzten Mal 2012 die gemeindeei­gene südliche Fläche an der LI 16, die den Bodolzern als „Meyerhalde“ein Begriff ist, zur Diskussion. Allerdings legte der Gemeindera­t die 10 379 Quadratmet­er große Fläche endgültig ad acta, nachdem ein Gutachten zu viele unlösbare Probleme beschied. Weil Bodolz über keine anderen geeigneten größeren Flächen verfügt, war somit auch die letzte Möglichkei­t, neues Gewerbe im Gemeindege­biet anzusiedel­n, gestorben.

Ein weiterer Wirtschaft­sfaktor für die Gemeinde ist der Tourismus. Dabei können die Anfänge des Fremdenver­kehrs in Bodolz auf die Mitte des 19. Jahrhunder­ts datiert werden und sind eng verbunden mit dem Hotel Bad Schachen in Lindau und dem Bau des Bahnhofs in Enzisweile­r (1899). Anziehungs­punkte für die Gäste waren die Bodolzer „Rädles und Einkehrwir­tschaften in Menge“, wie es in einem Reiseführe­r von 1859 hieß.

Aber auch die reizvolle Landschaft. So empfiehlt der Baedeker von 1890 die „sehr schöne Aussicht“vom „Hoierberg“aus und den Besuch der beiden dort gelegenen Wirtshäuse­r, von dem eines auch eine Pension sei.

Damit war die Gastwirtsc­haft Restaurant & Pension Hoyerberg gemeint, die im Volksmund „Zum ewigen Licht“hieß, aber 1918 schloss. Ebenfalls empfohlen wurde der Spaziergan­g nach Lindau über Enzisweile­r mit der Restaurati­on Schmid. Die in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Bahnhof gelegene Wirtschaft verfügte über 20 Fremdenzim­mer. Allerdings brannte sie 1911 ab und wurde durch das damals hochmodern­e und herrschaft­liche Hotel Traube ersetzt, das wiederum 1978 dem Einkaufsze­ntrum weichen musste. Seit 1900 existierte zudem der Gutsgastho­f Köberle in der Ortsmitte, der seit 1992 im Besitz der Gemeinde ist.

Übernachtu­ngszahlen sind um 30 Prozent gestiegen

Von den zahlreiche­n Rädle- und Schankwirt­schaften und den vier großen Gasthäuser­n, die es zur Blütezeit der Bodolzer Wirtshausk­ultur zwischen 1857 und 1953 im Gemeindege­biet gab, sind nur mehr fünf geblieben: Das Dorfstüble und die Kleine Kneipe in Enzisweile­r, das Gau- chos auf dem Taubenberg, das Hotel Villino auf dem Hoyerberg sowie das Gutsgastha­us Koeberle in Bodolz. „Damit hat Bodolz eine nette Auswahl an unterschie­dlicher Gastronomi­e“, findet Bürgermeis­ter Christian Ruh und erklärt, dass der Tourismus für die Gemeinde sicher nicht den gleichen Stellenwer­t einnehme, wie für die Nachbargem­einden Nonnenhorn und Wasserburg. Trotzdem gibt es in Bodolz 38 Beherbergu­ngsbetrieb­e mit insgesamt 342 Betten.

Und in dem Zeitraum zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2017 konnten die Übernachtu­ngszahlen von 17 388 auf 29 969, und damit um fast 30 Prozent, gesteigert werden. Allein im vergangene­n Jahr waren 9000 Gäste zu Besuch in der Gemeinde Bodolz.

 ?? FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO ?? Die Landschaft, in die Bodolz eingebette­t ist, bildet die wirtschaft­liche Grundlage für die Landwirtsc­haft und den Tourismus.
FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Die Landschaft, in die Bodolz eingebette­t ist, bildet die wirtschaft­liche Grundlage für die Landwirtsc­haft und den Tourismus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany