Bodolzer Wirtschaft ist mittlerweile breit aufgestellt
Neben der Landwirtschaft gibt es in der Gemeinde auch viele Gewerbetreibende – Tourismus boomt ebenfalls
BODOLZ - Die Bodolzer Wirtschaft ist seit jeher von der Landwirtschaft geprägt. Zuerst war es der Weinbau, der die beherrschende Rolle spielte, später der Obstbau. Das Handwerk, ebenso wie die Rädlewirtschaften und später die Wirtshäuser, standen meist damit in Verbindung. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich zudem langsam der Fremdenverkehr zu entwickeln. Und im Laufe der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts siedelte sich zunehmend Gewerbe in Bodolz an, das nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatte. Allerdings ist die Fläche, die die Gemeinde bis heute Gewerbetreibenden zur Verfügung stellen kann, begrenzt, und es bestehen derzeit keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten.
Bodolz ist eine ländliche Gemeinde, in der die Landwirtschaft die bestimmende Rolle spielt und gleichzeitig auch die Landschaft prägt. Mittlerweile kommt jedoch auch den zahlreichen Gewerbetreibenden, Handwerkern und Dienstleistern, die sich in der Gemeinde ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt haben, eine wachsende Bedeutung für die Bodolzer Wirtschaft zu. Abgesehen davon, dass sie zur Vielfalt der Berufe beitragen, nimmt die Gemeinde durch sie immerhin jedes Jahr um die 430 000 Euro Gewerbesteuer bei einem Hebesatz von 320 v.H. ein. Allein rund 245 000 Euro von jenen acht Betrieben, die sich im Gewerbegebiet zwischen dem Enzisweiler Bahnhof und dem Einkaufszentrum angesiedelt haben.
Es ist Bodolz’ einziges Gewerbegebiet und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Der Gemeinde fehlt schlichtweg Fläche, um es zu erweitern oder ein neues Gewerbegebiet auszuweisen. Versuche dahingehend gab es in der Vergangenheit zwar öfter. So stand zum letzten Mal 2012 die gemeindeeigene südliche Fläche an der LI 16, die den Bodolzern als „Meyerhalde“ein Begriff ist, zur Diskussion. Allerdings legte der Gemeinderat die 10 379 Quadratmeter große Fläche endgültig ad acta, nachdem ein Gutachten zu viele unlösbare Probleme beschied. Weil Bodolz über keine anderen geeigneten größeren Flächen verfügt, war somit auch die letzte Möglichkeit, neues Gewerbe im Gemeindegebiet anzusiedeln, gestorben.
Ein weiterer Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde ist der Tourismus. Dabei können die Anfänge des Fremdenverkehrs in Bodolz auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert werden und sind eng verbunden mit dem Hotel Bad Schachen in Lindau und dem Bau des Bahnhofs in Enzisweiler (1899). Anziehungspunkte für die Gäste waren die Bodolzer „Rädles und Einkehrwirtschaften in Menge“, wie es in einem Reiseführer von 1859 hieß.
Aber auch die reizvolle Landschaft. So empfiehlt der Baedeker von 1890 die „sehr schöne Aussicht“vom „Hoierberg“aus und den Besuch der beiden dort gelegenen Wirtshäuser, von dem eines auch eine Pension sei.
Damit war die Gastwirtschaft Restaurant & Pension Hoyerberg gemeint, die im Volksmund „Zum ewigen Licht“hieß, aber 1918 schloss. Ebenfalls empfohlen wurde der Spaziergang nach Lindau über Enzisweiler mit der Restauration Schmid. Die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof gelegene Wirtschaft verfügte über 20 Fremdenzimmer. Allerdings brannte sie 1911 ab und wurde durch das damals hochmoderne und herrschaftliche Hotel Traube ersetzt, das wiederum 1978 dem Einkaufszentrum weichen musste. Seit 1900 existierte zudem der Gutsgasthof Köberle in der Ortsmitte, der seit 1992 im Besitz der Gemeinde ist.
Übernachtungszahlen sind um 30 Prozent gestiegen
Von den zahlreichen Rädle- und Schankwirtschaften und den vier großen Gasthäusern, die es zur Blütezeit der Bodolzer Wirtshauskultur zwischen 1857 und 1953 im Gemeindegebiet gab, sind nur mehr fünf geblieben: Das Dorfstüble und die Kleine Kneipe in Enzisweiler, das Gau- chos auf dem Taubenberg, das Hotel Villino auf dem Hoyerberg sowie das Gutsgasthaus Koeberle in Bodolz. „Damit hat Bodolz eine nette Auswahl an unterschiedlicher Gastronomie“, findet Bürgermeister Christian Ruh und erklärt, dass der Tourismus für die Gemeinde sicher nicht den gleichen Stellenwert einnehme, wie für die Nachbargemeinden Nonnenhorn und Wasserburg. Trotzdem gibt es in Bodolz 38 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt 342 Betten.
Und in dem Zeitraum zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2017 konnten die Übernachtungszahlen von 17 388 auf 29 969, und damit um fast 30 Prozent, gesteigert werden. Allein im vergangenen Jahr waren 9000 Gäste zu Besuch in der Gemeinde Bodolz.