Historiker blicken zurück in die Vergangenheit
Mitglieder der Heimatpflegertagung in Weißensberg in der ehemaligen Schwatzenmühle befassen sich mit Geschichte des Anwesens
WEISSENSBERG (lz) - Ortsheimatpfleger, Chronisten, Archivare und Museumsleiter des Landkreises Lindau haben sich kürzlich haben sich in der ehemaligen Schwatzenmühle im gleichnamigen Weißenberger Ortsteil Schwatzen zur Junisitzung getroffen. Der Miteigentümer der ehemaligen Schwatzenmühle, Christoph Ganal, informierte über die Geschichte des Anwesens und wie aus der alten Sägemühle, das Sägewerk, der heutige Holzhandel und der Obsthof mit Mosträdlewirtschaft geworden war, wie es in einem Bericht heißt.
Ein Glücksfall für die Gemeinde sei es, dass die Eigentümer einen Teil des Gebäudes für die Heimatpflege zur Verfügung stellten. Heidi Müller, Mitglied des Kulturstammtisches Weißensberg, erläuterte die kleine, aber feine Sammlung. Viele Aspekte der Weißensberger Ortsgeschichte würden dort in beispielhaften Exponaten angerissen.
So erfuhren die Besucher, dass der Ortsteil Rothkreuz früher „Loch“hieß, dieser Name aber dem werbewirksameren Rothkreuz weichen musste, der wiederum dem inzwischen in Kopie wiederaufgestellten tatsächlich roten Kreuz bei der ehemaligen Schanzwirtschaft geschuldet sei. Nicht jeder wusste, dass das scheinbar zu Schlachters und somit zu Sigmarszell gehörende Milchwerk auf Weißensberger Gemarkung liegt und somit die Relikte aus der regionalen Milchverarbeitungsindustrie in der Weißensberger Heimatstube am richtigen Ort ausgestellt werden.
Auf den Spuren der Römer an der Bundesstraße
Ein Schmuckstück sei die tatsächliche Stube, die im Wesentlichen aus der Sammlung und somit dem Privatbesitz von Helmut Egle, einem ehemaligen Ortsheimatpfleger, stammt. Ein schön geschreinertes und bemaltes Himmelbett, ein abgelaugter Schrank mit vielem, was so ein Wäsche- und Kleidungsbehältnis auch früher beherbergte. Nicht nur die sehr „gebrauchte“Bubenlederhose des Malermeisters Egle fand hier einen würdigen Aufbewahrungsort, auch Kleidung und Wäsche sind sachgemäß ausgestellt.
An den Maler Adolf von Velasco, der nach Aufenthalten in den USA, wo es im Empire State Building noch eine von seiner Künstlerhand gestaltete Wand geben soll, erinnern in Ehren gehaltene Gemälde. Seine Wahlheimat Weißensberg, in der er durch die Liebe sesshaft wurde, erweist ihm damit ihre Referenz. Ortsheimatpfleger Willi Locher führte die Versammlung dann über die B 12 zu einem ehemaligen Straßenstück, dass als Hohlweg noch an den Verlauf der Straße von Lindau Richtung Wagen erinnert. Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass es sich um Reste einer Römerstraße handelt, die dann aber wohl auch das Mittelalter hindurch als Handelsweg genutzt wurde. Ein archäologischer Befund stehe aber noch aus, meinte Locher.
Zur Versammlung war außerdem der zweite Vorsitzende des Förderkreises Heimatkunde Tettnang vor Ort. Den nordwestlichen Nachbarlandkreis auf württembergischen Gebiet verbinden viele historische Linien, wie zum Beispiel über das Adelshaus Montfort-Tettnang, mit dem Landkreis Lindau.
Bettina Deubel, die Kreisarchivpflegerin und Redaktionschefin der Westallgäuer Heimatblätter berichtete von der bisher erfolgreichen Arbeit des Redaktionsteams, bedauerte aber, dass es so schwierig sei, diese monatliche Veröffentlichung auch im unteren Landkreis zu platzieren.