Die letzten Takte
Musikschulleiter Gerhard Kirchgatterer dirigiert eines der letzten großen Konzerte
LINDAU - Mit dem Jahreskonzert der Musikschule Lindau, nun auch wieder in der Inselhalle, hat Musikschulleiter Gerhard Kirchgatterer sein letztes größeres Konzert in dieser Funktion gegeben und dirigiert. Mit den verschiedenen Ensembles hat die Musikschule ihr breites Fächerangebot vor vielen Hundert Zuschauern präsentiert.
Der große Saal machte es wieder möglich, dass mehrere Ensembles zeitgleich auf der Bühne und der Vorbühne auf ihren Einsatz warten, lange Umbaupausen dadurch vermieden werden. Das hilft, den Bewegungsdrang der vielen Kinder im Zaum zu halten. Eröffnet hat Hermann Ulmschneiders TrompetenEnsemble den Nachmittag mit dem Triumphmarsch aus Verdis Oper Aida, beeindruckendes Signal an alle, die sich noch nicht für einen Sitzplatz entscheiden konnten, sich schnellstens hinzusetzen.
Großes Gewusel gab es anschließend vor der Festmusik, denn zu den Singklassenkindern, die sich schon auf der Bühne postiert hatten, kamen alle Kinder der Musikalischen Früherziehung und der Grunderziehung durch den Saal gerannt, um bei Uwe Lais Komposition mitzusingen oder mit Perkussionsinstrumenten mitzumachen. Regina Kuhn, unterstützt von Monika Klose, Heike Schwab und Katrin Heide, hatte die Masse Kinder aber gut im Griff. Nach dem ebenfalls temperamentvollen Abgang der Kinder hatte es der Gitarrenspielkreis von Jakob Geese und Berthold Reusch zunächst nicht ganz leicht, die Aufmerksamkeit aller auf die leiseren Töne der Gitarren zu lenken. Das klappte aber schließlich doch ganz gut. „Bad Day“hieß die Komposition von Daniel Powler, der Titel stand aber im krassen Gegensatz zum Sonntagnachmittag in der Inselhalle, war eher ein Vorgriff auf das Spiel der Fußballnationalmannschaft, die pünktlich nach dem Konzert gegen Mexiko verlieren sollte.
Piraten stürmen auf die Bühne
Das gemischte Holzbläserensemble von Stefan Heitz und Christian Rudolf, bestehend aus Querflöten, Klarinetten und Bassklarinette, begeisterte mit „Seasonal Sketches“, „Summer Caprice“und „Waltz for a Spring Night“von Everett Gates, während das Posaunen-Quartett von Thomas Spies geduldig darauf wartete, musikalisch „A Nice Family“vorstellen zu dürfen, was sie dann souverän taten. Danach wurde es wieder richtig lebendig auf der Bühne, denn die Singklassen von Regina Kuhn standen auf dem Programm. Diese kam als karibische Piratin verkleidet zu den ebenfalls fantasievoll zum Thema Piraten kostümierten Kindern auf die Bühne. Weniger überraschend der Titel des Liedes, dass sie sangen: „Piraten“ von Reinhard Horn. Und so kam es, dass vermutlich zum ersten Mal ein Pirat den alten Schlager „Ich wollt, ich wär ein Huhn“dirigierte, denn zum Umziehen war für die temperamentvolle Gesangslehrerin keine Zeit. Als Hühner hatte sich die Singklasse II nicht verkleidet, dafür gab es aber zwei Quietschehühner, die im Rhythmus den Weg zum Mikrofon suchten.
Passend zum Gewusel der Kinder der Name des Bläserensembles von Thomas Spies, das anschließend musikalisch die fünf Kontinente abklapperte, Kees Vlak hatte das Werk komponiert. Das war dann vorerst der Abschluss des Bläserteiles, nun war die Reihe der Streicher dran. Ein Streicheroktett ist derzeit nur noch das Jugendkammerorchester, das unter der Leitung von Darius Grimmel einen Walzer von Anton Dvorak spielte. Mit Fancy Fiddles von Mark Williams spielten sich die Saitentänzer unter der Leitung von Eri Putz in die Herzen der Zuhörer, die anschließend mit Gästen verstärkt als Vororchester unter der Leitung von Gerhard Kirchgatterer „Wipe Out“von The Surfaris interpretierten. Alle Streicher versammelten sich schließlich zur „Jazzin about Suite“, die Darius Grimmel dirigierte. Nicht auf dem Programm erwähnt wurde Julia Kegel. Sie war die Gesangssolistin im Akustik-Pop-Spielkreis von Berthold Reusch, der „Ein Jahr“von Winzent Weiss für das Konzert einstudiert hatte. Begeisterter Applaus belohnte Julia und ihre Mitspieler.
Musik ohne Instrumente
„The Chair – Men Of The Bored“von David Punto sagte wohl den meisten im Publikum nichts. Was die vier Jungs des Percussion-Quartetts dann aber auf die Bühne legten, sorgte für großen Applaus. Denn völlig ohne Instrumente, lediglich mit Klatschen und etwas Stampfen, kommt dieses Musikstück aus, ein Augen- und Ohrenschmaus.
Als Ensemble Jung und Alt wurde das gemischte Holzbläserensemble angekündigt, das aus Klarinetten, Querflöten und Saxofonen besteht, die von jugendlichen und erwachsenen Bläserschülerinnen und -schülern gespielt werden. Der Evergreen „Sentimental Journey“von Les Brown, Bud Green und B. Homer, arrangiert für diese Besetzung von Jan van der Goot, hatte es ihnen angetan. Eine Überraschung gab es zum Schluss, als sich alle Mitwirkenden des Konzertes auf, vor und neben der Bühne versammelten, um sich mit dem Hit von ABBA „Thank You For The Music“vom Publikum zu verabschieden. Und vielleicht war es auch schon ein kleiner Vorgeschmack auf den Abschied ihres Schulleiters Kirchgatterer, der die Masse von Musikanten und die Solistinnen Sophia Lay und Julia Müller gemeinsam mit Regina Kuhn dirigierte.