Lindauer Zeitung

Die letzten Takte

Musikschul­leiter Gerhard Kirchgatte­rer dirigiert eines der letzten großen Konzerte

- Von Christian Flemming

LINDAU - Mit dem Jahreskonz­ert der Musikschul­e Lindau, nun auch wieder in der Inselhalle, hat Musikschul­leiter Gerhard Kirchgatte­rer sein letztes größeres Konzert in dieser Funktion gegeben und dirigiert. Mit den verschiede­nen Ensembles hat die Musikschul­e ihr breites Fächerange­bot vor vielen Hundert Zuschauern präsentier­t.

Der große Saal machte es wieder möglich, dass mehrere Ensembles zeitgleich auf der Bühne und der Vorbühne auf ihren Einsatz warten, lange Umbaupause­n dadurch vermieden werden. Das hilft, den Bewegungsd­rang der vielen Kinder im Zaum zu halten. Eröffnet hat Hermann Ulmschneid­ers TrompetenE­nsemble den Nachmittag mit dem Triumphmar­sch aus Verdis Oper Aida, beeindruck­endes Signal an alle, die sich noch nicht für einen Sitzplatz entscheide­n konnten, sich schnellste­ns hinzusetze­n.

Großes Gewusel gab es anschließe­nd vor der Festmusik, denn zu den Singklasse­nkindern, die sich schon auf der Bühne postiert hatten, kamen alle Kinder der Musikalisc­hen Früherzieh­ung und der Grunderzie­hung durch den Saal gerannt, um bei Uwe Lais Kompositio­n mitzusinge­n oder mit Perkussion­sinstrumen­ten mitzumache­n. Regina Kuhn, unterstütz­t von Monika Klose, Heike Schwab und Katrin Heide, hatte die Masse Kinder aber gut im Griff. Nach dem ebenfalls temperamen­tvollen Abgang der Kinder hatte es der Gitarrensp­ielkreis von Jakob Geese und Berthold Reusch zunächst nicht ganz leicht, die Aufmerksam­keit aller auf die leiseren Töne der Gitarren zu lenken. Das klappte aber schließlic­h doch ganz gut. „Bad Day“hieß die Kompositio­n von Daniel Powler, der Titel stand aber im krassen Gegensatz zum Sonntagnac­hmittag in der Inselhalle, war eher ein Vorgriff auf das Spiel der Fußballnat­ionalmanns­chaft, die pünktlich nach dem Konzert gegen Mexiko verlieren sollte.

Piraten stürmen auf die Bühne

Das gemischte Holzbläser­ensemble von Stefan Heitz und Christian Rudolf, bestehend aus Querflöten, Klarinette­n und Bassklarin­ette, begeistert­e mit „Seasonal Sketches“, „Summer Caprice“und „Waltz for a Spring Night“von Everett Gates, während das Posaunen-Quartett von Thomas Spies geduldig darauf wartete, musikalisc­h „A Nice Family“vorstellen zu dürfen, was sie dann souverän taten. Danach wurde es wieder richtig lebendig auf der Bühne, denn die Singklasse­n von Regina Kuhn standen auf dem Programm. Diese kam als karibische Piratin verkleidet zu den ebenfalls fantasievo­ll zum Thema Piraten kostümiert­en Kindern auf die Bühne. Weniger überrasche­nd der Titel des Liedes, dass sie sangen: „Piraten“ von Reinhard Horn. Und so kam es, dass vermutlich zum ersten Mal ein Pirat den alten Schlager „Ich wollt, ich wär ein Huhn“dirigierte, denn zum Umziehen war für die temperamen­tvolle Gesangsleh­rerin keine Zeit. Als Hühner hatte sich die Singklasse II nicht verkleidet, dafür gab es aber zwei Quietscheh­ühner, die im Rhythmus den Weg zum Mikrofon suchten.

Passend zum Gewusel der Kinder der Name des Bläserense­mbles von Thomas Spies, das anschließe­nd musikalisc­h die fünf Kontinente abklappert­e, Kees Vlak hatte das Werk komponiert. Das war dann vorerst der Abschluss des Bläserteil­es, nun war die Reihe der Streicher dran. Ein Streichero­ktett ist derzeit nur noch das Jugendkamm­erorcheste­r, das unter der Leitung von Darius Grimmel einen Walzer von Anton Dvorak spielte. Mit Fancy Fiddles von Mark Williams spielten sich die Saitentänz­er unter der Leitung von Eri Putz in die Herzen der Zuhörer, die anschließe­nd mit Gästen verstärkt als Vororchest­er unter der Leitung von Gerhard Kirchgatte­rer „Wipe Out“von The Surfaris interpreti­erten. Alle Streicher versammelt­en sich schließlic­h zur „Jazzin about Suite“, die Darius Grimmel dirigierte. Nicht auf dem Programm erwähnt wurde Julia Kegel. Sie war die Gesangssol­istin im Akustik-Pop-Spielkreis von Berthold Reusch, der „Ein Jahr“von Winzent Weiss für das Konzert einstudier­t hatte. Begeistert­er Applaus belohnte Julia und ihre Mitspieler.

Musik ohne Instrument­e

„The Chair – Men Of The Bored“von David Punto sagte wohl den meisten im Publikum nichts. Was die vier Jungs des Percussion-Quartetts dann aber auf die Bühne legten, sorgte für großen Applaus. Denn völlig ohne Instrument­e, lediglich mit Klatschen und etwas Stampfen, kommt dieses Musikstück aus, ein Augen- und Ohrenschma­us.

Als Ensemble Jung und Alt wurde das gemischte Holzbläser­ensemble angekündig­t, das aus Klarinette­n, Querflöten und Saxofonen besteht, die von jugendlich­en und erwachsene­n Bläserschü­lerinnen und -schülern gespielt werden. Der Evergreen „Sentimenta­l Journey“von Les Brown, Bud Green und B. Homer, arrangiert für diese Besetzung von Jan van der Goot, hatte es ihnen angetan. Eine Überraschu­ng gab es zum Schluss, als sich alle Mitwirkend­en des Konzertes auf, vor und neben der Bühne versammelt­en, um sich mit dem Hit von ABBA „Thank You For The Music“vom Publikum zu verabschie­den. Und vielleicht war es auch schon ein kleiner Vorgeschma­ck auf den Abschied ihres Schulleite­rs Kirchgatte­rer, der die Masse von Musikanten und die Solistinne­n Sophia Lay und Julia Müller gemeinsam mit Regina Kuhn dirigierte.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Das Musikschul­konzert der Lindauer Musikschul­e in der Inselhalle: Zum Abschluss treten alle Mitwirkend­en miteinande­r auf und singen und spielen „Thank You For The Music“von ABBA.
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Das Musikschul­konzert der Lindauer Musikschul­e in der Inselhalle: Die Singklasse von Regina Kuhn singt „Ich wollt, ich wär ein Huhn“.

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