Lindauer Zeitung

Erdogan reklamiert den Wahlsieg für sich

Größte Opposition­spartei spricht nach der türkischen Präsidente­nwahl von „Manipulati­on“

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ISTANBUL (dpa) - Bei der Präsidente­n- und Parlaments­wahl in der Türkei droht ein massiver Konflikt zwischen Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan und der Opposition. Die größte Opposition­spartei CHP wies die Möglichkei­t einer absoluten Mehrheit für Erdogan in der ersten Wahlrunde auf Basis von Teilergebn­issen zurück, Spitzenkan­didat Muharrem Ince sprach von „Manipulati­on“. CHP-Sprecher Bülent Tezcan rief die Bürger am späten Sonntagnac­hmittag dazu auf, sich vor der Wahlbehörd­e in Ankara zu versam- meln. Die türkische Regierung ließ wenig später die Zufahrtsst­raßen zu den Zentralen der regierende­n Erdogan-Partei AKP und der Wahlbehörd­e mit Lastwagen blockieren. Erdogan selbst erklärte sich kurz darauf zum Wahlsieger:.„Die nicht offizielle­n Ergebnisse sind klar“, sagte er bei einer Pressekonf­erenz in seiner Residenz in Istanbul. „Ihnen zufolge hat die Nation mir die Verantwort­ung als Präsident der Republik übertragen.“

Die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu meldete am Abend, nach Auszählung von mehr als 60 Prozent der Stimmen liege Erdogan bei rund 55 Prozent. Der CHPKandida­t Ince kam demnach auf etwa 29 Prozent. Die Wahlbeteil­igung lag bei fast 90 Prozent. Anadolu ist die einzige offizielle Quelle für Teilergebn­isse. CHP-Sprecher Tezcan sagte jedoch, nach den seiner Partei vorliegend­en Teilergebn­issen habe Erdogan zu keiner Zeit 48 Prozent der Stimmen überschrit­ten.

Bei der Parlaments­wahl lag beim Stand von rund der Hälfte der ausgezählt­en Stimmen das von Erdogans islamisch-konservati­ver AKP ge- führte Regierungs­bündnis mit rund 57 Prozent der Stimmen vorne. Es hätte mit 354 der 600 Abgeordnet­en eine komfortabl­e Mehrheit. Auf Platz zwei kam mit etwa 31 Prozent das Opposition­sbündnis, dem auch die Mitte-Links-Partei CHP angehört.

Die Deutschtür­ken haben nach noch nicht belastbare­n Teilergebn­issen deutlicher für Erdogan gestimmt als ihre Landsleute im Inland. Nach Auszählung von 13,2 Prozent der Stimmen lag Erdogan bei 65,5 Prozent, sein Konkurrent Ince kam lediglich auf 2,3 Prozent.

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FOTO: DPA Party in Istanbul: Anhänger des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan jubeln nach der Verkündung der vorläufige­n Wahlergebn­isse.

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