Die Lebenshilfe ist eine Erfolgsgeschichte
Viele Aktionen zum 50. Geburtstag – gesteigerte Produktion in den Werkstätten – inklusives Wohnen startet bald
LINDAU (cf) – Werner Berschneider strahlt übers ganze Gesicht: „Die Lebenshilfe ist eine einzige Erfolgsgeschichte“, vermeldet er bei der Jahreshauptversammlung der Lebenshilfe. Diese Auffassung stützte im Verlauf der Versammlung Kassier Heribert Riedmüller mit Zahlen. Geschäftsführer Frank Reisinger gab einen Überblick über alles, was die Lebenshilfe im vergangenen Jahr anlässlich ihres 50. Geburtstags veranstaltet hatte.
Die Verantwortlichen hatten beschlossen, viel für die eigentlich Beteiligten zu tun und den eigentlichen Festakt lieber etwas kleiner zu halten. So lernten die Menschen mit Behinderung die Paul Klee-Ausstellung kennen und ließen sich von der Marionettenoper verzaubern.
Außerdem besuchten sie die Fischbrutanstalt in Nonnenhorn. Dort haben die Sportangler des ESV Lindau sie in die Geheimnisse des Angelns, vor allem des Fliegenfischens, eingeweiht. Auf den Bodensee ging es auch mit zwei Segelyachten vom Lindauer Seglerclub. Schneller wurden die Ausfahrten mit den Motorradclubs Allmannsried, die mit den Kindern beim Sommerfest ausfuhren, und beim Wohnheimfest mit den Motorradfahrern aus Lindenberg.
Die Lindenberger Schützen luden die Lebenshilfe zum Schießen mit Luftgewehr und Lasergewehr ein, wobei das Lasergewehr mehr Begeisterung auslöste, da man die Treffer gleich durch rote oder grüne Leuchten sehen konnte. Auch aufs glatte Eis wagten sich die Menschen mit Behinderung: Sie machten begeistert beim Eisstockschießen mit, wie Reisinger erzählte. Bei all diesen Aktionen war es nach seinen Worten so, dass alle in den ersten fünf Minuten ziemlich vorsichtig waren. Dann aber sei der Bann gebrochen gewesen und es gab kein Zurück, nur noch Begeisterung. Auch beim Boulespiel hätten die Menschen mit Behinderung eine sehr gute Figur abgegeben, „trotz abenteuerlicher Wurftechnik“.
Auch die „Normalen“seien anfangs nicht ganz sicher gewesen, was auf sie zukommt. „Aber auch bei ihnen war es nach fünf Minuten, als ob das ganz normal sei. Es kamen immer ganz tolle Rückmeldungen“, freute sich der Geschäftsführer. Viele wollten ihre Aktionen wiederholen.
Einen Riesenspaß plus 10 000 Euro Spende bereitete der 12-SundenLauf, den der Lionsclub organisiert hatte, berichtete Reisinger weiter. Auch der „Oster-Rock“mit dem Valentin-Heider-Gymnasium habe alle begeistert, bis auf Nachbarn, die spät in der Nacht nicht schlafen konnten ob der nicht zu überhörenden Freude aller Beteiligten. Von all diesen und weiteren Aktionen gab es einen Film zu sehen, der die Ausführungen Reisingers belegte. Geschäftsführer Frank Reisinger zu den Aktionen der Lebenshilfe anlässlich deren 50. Geburtstag
Gesteigerte Produktion in den Werkstätten
Reisinger berichtete weiter, dass es noch nie so viele Teilnehmer bei der Frühförderung in Lindau und Lindenberg gegeben habe. Er betonte, dass ein Entwicklungsdefizit noch bedeute, dass eine Behinderung vorliege. Erfreulich sei, dass die Frühförderung per Gesetz in dieser Weise so weiterlaufen dürfe. Vorübergehend Sorgen bereitete die schulvorbereitende Einrichtung und Tagesstätte. Da der Leiter krankheitsbedingt ausfiel, musste Ersatz gefunden werden, der auf zwei Schultern verteilt wurde, aber sich bestens geschlagen habe. Es musste aber die Essensversorgung umgestellt werden, was die Werkstattküche übernommen habe.
Und Reisinger hatte noch mehr Erfolgsmeldungen im Gepäck: zum Beispiel gesteigerte Produktionen, die die Leistungsfähigkeit der Werkstätten belegten. Manche Aufträge mussten bereits an Subunternehmer, andere Behindertenwerkstätten ausgelagert werden, außerdem sei ein neuer Produktionsleiter eingestellt worden. Dies alles habe eine gute Prämienauszahlung 2017 ermöglicht.
Rainhaus-Baustelle ist im Zeitplan
Kassier Heribert Riedmüller belegte mit seinen Zahlen die Erfolgsgeschichte Lebenshilfe. Die Anzahl der Beschäftigten ist gewachsen, darunter um elf Menschen mit Behinderung, die die Anzahl der zu Betreuenden auf 213 schraubten, insgesamt seien es nun 444 Beschäftigte gegenüber 428 im Vorjahr. Die Umsatzerträge sind auf 567 708 Euro gestiegen, die Erträge aus Zuschüssen seien 2017 auf stolze 6 339 916 Euro ge- wachsen. Dem gegenüber verzeichnete Riedmüller auch gesteigerte Lohnauszahlungen, aber trotz der vielen Jubiläumsfeierlichkeiten, die alle Geld gekostet hätten, brachte 2017 einen Überschuss. Ähnlich sei die Entwicklung bei den Lindenberger Werkstätten verlaufen, den Überschuss von 6000 Euro dort „kann man als Punktlandung bezeichnen oder als mit einem blauen Auge davongekommen“, so Riedmüller.
Es folgte die einstimmige Entlas- tung des Geschäftsführers wie auch des Vorstandes, der erst im kommenden Jahr zur Wiederwahl ansteht.
Einen erfreulichen Überblick über die Baustelle Rainhaus gab Werner Berschneider. Sie liege bestens im Zeitplan. Alle freuten sich schon auf den Tag der offenen Tür am Samstag, 7. Juli. Eine Woche später werden die Mieter einziehen – und dann so schloss Geschäftsführer Reisinger: „sind wir alle gespannt wie das inklusive Wohnen wird.“
„Es kamen immer ganz tolle Rückmeldungen.“