Bodensee-Fischer fangen 47 Prozent weniger, der Kormoran fängt mehr
Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) thematisiert geringe Erträge
VIKTORSBERG (sz) - Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) hat sich in Viktorsberg in Vorarlberg getroffen. Thema waren die geringen Fangerträge im Bodensee.
2017 habe man das zweitniedrigste Fangergebnis seit 1936 eingefahren. Der Gesamtertrag der Berufsfischer am Bodensee-Obersee erreichte im Jahr 2017 rund 298 Tonnen (6,3 kg/ha). Dieser Wert liegt laut IBKF 47 Prozent unter dem Mittelwert der letzten zehn Jahre (562,8 Tonnen). Die Ursachen dafür seien vielfältig: niedriger Nährstoffgehalt im See, hoher Fraßdruck der Kormorane , Einfluss der Stichlinge sowie die Umsetzung der Patentreduktion und die Anpassung einiger Befischungsregeln.
Der Felchenertrag lag mit 194,8 Tonnen weit unter dem zehnjährigen Mittel von 408 Tonnen. Der Anteil der Felchen am Gesamtfang betrug 65 Prozent. Der Barschertrag ist nochmals vom niedrigen Niveau von 28,1 Tonnen im Vorjahr auf 26,5 Ton- nen zurückgegangen. Einen bedeutenderen Anteil am Gesamtfang der Berufsfischer machen inzwischen Weißfische und Brachsen aus (11,7 Prozent beziehungsweise 35 Tonnen). Aber auch bei diesen Fischarten war ein Rückgang um 16,3 Prozent zum Vorjahr zu verzeichnen. Weiter nennenswert ist der Fang an Aalen (4,4 Prozent oder 13,1 Tonnen) und Hechten (4,0 Prozent oder 11,9 Tonnen). Rückläufig sind die Erträge allerdings auch bei diesen beiden Arten (minus 6 Prozent). Die Seeforellenfänge lagen gleich wie im Vorjahr bei 2,5 Tonnen, der Seesaiblingsertrag ist auf 0,8 Tonnen zusammengebrochen.
Um den aktuellen Verhältnissen im See Rechnung zu tragen, wurden einige Bestimmungen zu den Fanggeräten und Einsatzzeiten angepasst. Für Angler wurde die Entnahmepflicht bei Barschen geändert. Die Berufsfischer jener Anrainerländer, die die Patentzahlen bereits auf den 2015 beschlossenen Wert reduziert haben, können seit Anfang 2018 ein weiteres Schwebnetz einsetzen. Bayern wurde ein verlängerter Zeitraum zum Erreichen der Zielzahl zugestanden. Alle bei der Konferenz beschlossenen Anpassungen treten 2019 in Kraft.
Der Bestand an Kormoranen am Bodensee (Obersee und Untersee) habe weiter zugenommen. Im April 2017 wurden 1833 Vögel gezählt. Die Fischentnahmen durch den Kormoran aus dem Bodensee und den mündungsnahen Abschnitten der Zuflüsse werden auf 220 bis 260 Tonnen geschätzt. Zum Vergleich: Die Fänge der Angler am Obersee betrugen knapp 50 Tonnen, jene der Berufsfischer rund 300 Tonnen.
Der Brutbestand an Kormoranen am Bodensee ist von 454 (2016) auf über 500 Brutpaare im Jahr 2017 wiederum sehr stark angestiegen. In der Fußacher Bucht konnte ein Anwachsen der Kolonie durch Vergrämungsmaßnahmen verhindert werden, ohne dass negative Effekte auf die Vogelwelt festgestellt wurden. Die Zunahme bei den Brutpaaren ist nur am baden-württembergischen Ufer zu beobachten. Die Bevollmächtigten halten zum Schutz der Fische ein wirksames Kormoranmanagement rund um den See für zwingend notwendig.