„Wir brauchen eine zeitnahe Entscheidung“
Nach der vorläufigen Dienstenthebung von Bolsterlangs Bürgermeisterin Monika Zeller hoffen die Bürger, dass endlich Ruhe im Dorf einkehrt
BOLSTERLANG - Schlendert man am Mittwoch durch die Straßen Bolsterlangs, empfängt einen vor allem eines: Ruhe. Landwirte gehen ihrer Arbeit nach, Hausbesitzer nutzen das sonnige Wetter, um ihre Rasen zu trimmen. Doch die Idylle trügt, denn viele Einwohner des Hörnerdorfs beschäftigt an diesem Tag vor allem eines: Die Suspendierung ihrer ersten Bürgermeisterin Monika Zeller ( wir berichteten ).
Am Dienstag gab die Landesanwaltschaft Bayern bekannt, dass sie die Rathauschefin vorläufig des Dienstes enthoben hat. Der Grund: Zeller stehe der sogenannten „Reichsbürgerbewegung“nahe. Unter anderem hatte sie für sich und ihre Söhne Staatsangehörigkeitsausweise („gelbe Scheine“) beantragt und zugelassen, dass ein Redner aus den Kreisen der Reichsbürgerbewegung 2016 einen Gemeindesaal für einen Vortrag nutzen konnte. Zeller bestreitet die ihr vorgeworfene Nähe zu den Reichsbürgern und will juristisch gegen die vorläufige Dienstenthebung vorgehen.
„Wenn sie jetzt Widerspruch gegen die Suspendierung einlegt, schadet sie der Gemeinde noch mehr als sowieso schon“, meint Margret Hohberger. Die Bolsterlangerin hatte im März 2017 eine Demonstration organisiert, an der rund 70 Bürger teilnahmen. Ihr sei es dabei nicht darum gegangen, jemanden „anzufeinden“, sondern die Wahrheit über die ReichsbürgerVeranstaltung ans Licht zu bringen. An dieser hatten Gemeinderäte und die Rathauschefin teilgenommen. „Mir persönlich tut es für Monika Zeller leid, dass sie nicht die Weisheit besessen und sich sofort deutlicher von diesem unsinnigen Reichsbürgergedankengut distanziert hat“, sagt Hohberger. Dafür hätte sie eineinhalb Jahre Zeit gehabt, jetzt sei es für eine Entschuldigung zu spät und das Amt beschädigt.
Aufgrund der langen Ermittlungszeit habe Zellers Suspendierung so- wohl die Gemeinde als auch ihn überrascht, gab Bolsterlangs zweiter Bürgermeister Rolf Walter gestern in einer Stellungnahme bekannt. Bis zu einer Entscheidung des Münchner Verwaltungsgerichts übernehme er stellvertretend die Amtsgeschäfte „auf unbestimmte Zeit“.
Der Ort sei gespalten, Zeller habe nach wie vor viele Anhänger, sagt ein Bolsterlanger, der an der Demonstration vor dem Kitzebichl teilgenommen hat. „Ich glaube immer noch nicht, dass sie eine Reichsbürgerin ist.“Dennoch sei Zellers Handeln nicht verantwortbar – „nicht in ihrer Position.“Für den Ort sei es gut, dass „nach so langer Zeit“endlich eine Entscheidung gefallen sei. „Es gab im letzten Jahr viele Spekulationen und Meinungsverschiedenheiten, die sich hochgeschaukelt haben.“Bols- terlang brauche einen Neuanfang – und einen neuen Gemeinderat. „Wer Reichsbürger ist, muss mit Konsequenzen rechnen, das nimmt Frau Zeller nicht aus“, sagt ein Bolsterlanger, der gerade auf den Bus wartet. „Irgendwas muss an der Sache dran sein, sonst wäre sie nicht suspendiert worden.“Neuwahlen seien für ihn „dringend notwendig“.
Die Gemeinde fordere „eine zeitnahe Entscheidung über die vorläufige Suspendierung“und einen „rechtskräftigen Abschluss des Disziplinarverfahrens“, erklärte Rolf Walter. Dies sei von großer Bedeutung, damit das Amt des ersten Bürgermeisters schnellstmöglich wieder besetzt werden könne. Auch die Bolsterlanger hoffen, dass endlich wieder Ruhe in ihren Ort einkehrt – auch in den Köpfen.