Lindauer Zeitung

„Wir brauchen eine zeitnahe Entscheidu­ng“

Nach der vorläufige­n Dienstenth­ebung von Bolsterlan­gs Bürgermeis­terin Monika Zeller hoffen die Bürger, dass endlich Ruhe im Dorf einkehrt

- Von Stefanie Dürr

BOLSTERLAN­G - Schlendert man am Mittwoch durch die Straßen Bolsterlan­gs, empfängt einen vor allem eines: Ruhe. Landwirte gehen ihrer Arbeit nach, Hausbesitz­er nutzen das sonnige Wetter, um ihre Rasen zu trimmen. Doch die Idylle trügt, denn viele Einwohner des Hörnerdorf­s beschäftig­t an diesem Tag vor allem eines: Die Suspendier­ung ihrer ersten Bürgermeis­terin Monika Zeller ( wir berichtete­n ).

Am Dienstag gab die Landesanwa­ltschaft Bayern bekannt, dass sie die Rathausche­fin vorläufig des Dienstes enthoben hat. Der Grund: Zeller stehe der sogenannte­n „Reichsbürg­erbewegung“nahe. Unter anderem hatte sie für sich und ihre Söhne Staatsange­hörigkeits­ausweise („gelbe Scheine“) beantragt und zugelassen, dass ein Redner aus den Kreisen der Reichsbürg­erbewegung 2016 einen Gemeindesa­al für einen Vortrag nutzen konnte. Zeller bestreitet die ihr vorgeworfe­ne Nähe zu den Reichsbürg­ern und will juristisch gegen die vorläufige Dienstenth­ebung vorgehen.

„Wenn sie jetzt Widerspruc­h gegen die Suspendier­ung einlegt, schadet sie der Gemeinde noch mehr als sowieso schon“, meint Margret Hohberger. Die Bolsterlan­gerin hatte im März 2017 eine Demonstrat­ion organisier­t, an der rund 70 Bürger teilnahmen. Ihr sei es dabei nicht darum gegangen, jemanden „anzufeinde­n“, sondern die Wahrheit über die Reichsbürg­erVeransta­ltung ans Licht zu bringen. An dieser hatten Gemeinderä­te und die Rathausche­fin teilgenomm­en. „Mir persönlich tut es für Monika Zeller leid, dass sie nicht die Weisheit besessen und sich sofort deutlicher von diesem unsinnigen Reichsbürg­ergedanken­gut distanzier­t hat“, sagt Hohberger. Dafür hätte sie eineinhalb Jahre Zeit gehabt, jetzt sei es für eine Entschuldi­gung zu spät und das Amt beschädigt.

Aufgrund der langen Ermittlung­szeit habe Zellers Suspendier­ung so- wohl die Gemeinde als auch ihn überrascht, gab Bolsterlan­gs zweiter Bürgermeis­ter Rolf Walter gestern in einer Stellungna­hme bekannt. Bis zu einer Entscheidu­ng des Münchner Verwaltung­sgerichts übernehme er stellvertr­etend die Amtsgeschä­fte „auf unbestimmt­e Zeit“.

Der Ort sei gespalten, Zeller habe nach wie vor viele Anhänger, sagt ein Bolsterlan­ger, der an der Demonstrat­ion vor dem Kitzebichl teilgenomm­en hat. „Ich glaube immer noch nicht, dass sie eine Reichsbürg­erin ist.“Dennoch sei Zellers Handeln nicht verantwort­bar – „nicht in ihrer Position.“Für den Ort sei es gut, dass „nach so langer Zeit“endlich eine Entscheidu­ng gefallen sei. „Es gab im letzten Jahr viele Spekulatio­nen und Meinungsve­rschiedenh­eiten, die sich hochgescha­ukelt haben.“Bols- terlang brauche einen Neuanfang – und einen neuen Gemeindera­t. „Wer Reichsbürg­er ist, muss mit Konsequenz­en rechnen, das nimmt Frau Zeller nicht aus“, sagt ein Bolsterlan­ger, der gerade auf den Bus wartet. „Irgendwas muss an der Sache dran sein, sonst wäre sie nicht suspendier­t worden.“Neuwahlen seien für ihn „dringend notwendig“.

Die Gemeinde fordere „eine zeitnahe Entscheidu­ng über die vorläufige Suspendier­ung“und einen „rechtskräf­tigen Abschluss des Disziplina­rverfahren­s“, erklärte Rolf Walter. Dies sei von großer Bedeutung, damit das Amt des ersten Bürgermeis­ters schnellstm­öglich wieder besetzt werden könne. Auch die Bolsterlan­ger hoffen, dass endlich wieder Ruhe in ihren Ort einkehrt – auch in den Köpfen.

 ?? FOTO: STEFANIE DÜRR ?? Die Idylle trügt: Bereits seit Februar 2017 beschäftig­en die Geschehnis­se rund um einen Redner aus den Kreisen der Reichsbürg­erbewegung die Einwohner von Bolsterlan­g. Der hatte 2016 in einem Gemeindesa­al einen Vortrag gehalten und unter anderem für...
FOTO: STEFANIE DÜRR Die Idylle trügt: Bereits seit Februar 2017 beschäftig­en die Geschehnis­se rund um einen Redner aus den Kreisen der Reichsbürg­erbewegung die Einwohner von Bolsterlan­g. Der hatte 2016 in einem Gemeindesa­al einen Vortrag gehalten und unter anderem für...

Newspapers in German

Newspapers from Germany