Lindauer Zeitung

Beim Get-together bricht das Eis

Nachwuchsw­issenschaf­tler und Nobelpreis­träger kommen beim gesellscha­ftlichen Event der Tagung zusammen

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Der Austausch von Wissen über die nationalen, kulturelle­n, fachlichen und Generation­sgrenzen hinweg, darin liegt der Geist der Lindauer Nobelpreis­trägertagu­ng, bei der in diesem Jahr 39 Nobelpreis­träger unterschie­dlicher Diszipline­n und 600 Nachwuchsw­issenschaf­tler aus aller Welt zusammenko­mmen. Beim Get-together hatte die junge wissenscha­ftliche Elite der Zukunft am Montag zum ersten Mal die Gelegenhei­t, in lockerer Atmosphäre mit den Nobelpreis­trägern zu sprechen.

Ein „Eisbrecher-Abend“also, an dem viele von ihnen die Chance nutzen und mit den Laureaten plaudern oder sich mit ebensolche­r Begeisteru­ng dem gegenseiti­gen Kennenlern­en widmen.

Der Montagaben­d ist bei der Nobelpreis­trägertagu­ng immer ein ganz besonderer Tag. Es ist ein internatio­naler Abend, der stets von einem anderen Land ausgericht­et wird. In diesem Jahr war China der Gastgeber. Und so kam es, dass nicht Gräfin Bettina Bernadotte den Abend eröffnete, sondern Ying und Ling. Zwei Damen in Hotpants, die auf Chinesisch und Englisch die Gäste begrüßen und mit ihren akrobatisc­hen Showeinlag­en geschickt blau-weiße Schirme auf ihren Zehenspitz­en jonglieren und wahre Begeisteru­ngsstürme auslösen. „You did a wonderful icebreaker for our icebreaker-party“, freut sich Gräfin Bettina über die landestypi­sche Performanc­e, die selbst nicht lange reden mag, weil der Abend schließlic­h als „Eisbrecher“zwischen Nobelpreis­trägern und Nachwuchsw­issenschaf­tler dienen soll. Aber bevor er das werden kann, kommt noch Xincheng Xie, Vizepräsid­ent der chinesisch­en Naturwisse­nschaftsfo­undation, zu Wort und Nobelpreis­träger Aaron Ciechanove­r und Michael Levitt überrasche­n im Gespräch mit Marc Pachter mit erstaunlic­h kritischen Worten zur Volksrepub­lik und der Wissenscha­ftssituati­on dort.

Derweil sitzen die jungen Wissenscha­ftler an festlich gedeckten Tafeln, auf denen lilafarben­e Orchideenb­lüten in Wassergläs­ern schwimmen und hübsch verpackte Essstäbche­n neben Messer und Gabeln liegen.

Draußen, im Foyer, wo das Anstehen am Büfett für den Hauptgang in geregelten Bahnen gelenkt ist, ist es ruhiger und Yunjie Lu, junger Wissenscha­ftler aus China, erzählt von seinem ersten Erfolgserl­ebnis des Abends. Er habe mit Louis J. Ignarro gesprochen und erfahren, dass, wer einen Nobelpreis bekommen will, gut daran tue, sich ein völlig neues wissenscha­ftliches Gebiet zu schaffen. Wichtig sei ihm gewesen, Ignarro seinen Dank für dessen bahnbreche­nde Forschunge­n auszusprec­hen, betont er und erzählt, dass es für ihn gar kein Problem gewesen sei, aus China nach Lindau zu kommen. „China is very open“, versichert er.

Im Saal hat inzwischen die Polonäse begonnen, die als weiterer Eisbrecher fungiert. Eine Reihe männlicher Wissenscha­ftler samt Nobelpreis­träger trifft auf der Bühne auf eine zweite Reihe weiblicher Teilnehmer, die dann Arm in Arm, samt roter Nelke in der Hand, wieder in den Saal zurückkehr­en. Da geht die chinesisch­e Schönheit im roten Seidenklei­d am Arm des amerikanis­chen Kollegen, der afrikanisc­he Wissenscha­ftler an dem der deutschen Studentin, die arabische Forscherin mit dem indischen Kollegen und Nobelpreis­träger Thomas A. Seitz hat sich bei einer hübschen Wissenscha­ftlerin mit Dutt eingehängt. Und alle sind sie ins Gespräch vertieft. Am Ende werden es nur wenige sein, die an ihre Plätze zurückkehr­en. Denn eine vierköpfig­e Band hat aufgespiel­t und die Sängerin fordert nicht umsonst auf: „It’s a nice day to dance.“

Auch draußen im Foyer ist es einsam geworden. Nur eine Gruppe deutscher Nachwuchsw­issenschaf­tler steht mit Nobelpreis­träger Stefan W. Hell beisammen und schießt ein Handyfoto. „Wir saßen den ganzen Abend zusammen und machen jetzt noch ein Erinnerung­sbild“, erzählen sie gut gelaunt, bevor auch sie sich in die Party stürzen.

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FOTO: JULIA NIMKE/LINDAUER NOBELPREIS­TRÄGERTAGU­NG Ying und Ling treten beim Internatio­nalen Abend auf und zeigen akrobatisc­he Showeinlag­en.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Wenn Nobelpreis­träger, Nachwuchsw­issenschaf­tler und Ehrengäste sich auf der Tanzfläche treffen, erreicht die Nobelpreis­trägertagu­ng einen weiteren Höhepunkt.

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