Komischer Heiliger
Der Vorwurf gegen den Pfarrer von Estella in Spanien wiegt tonnenschwer: Soll der Mann doch für die Restaurierung eines unwiederbringlichen Kulturschatzes eine Handarbeitslehrerin beauftragt haben. Die Statue des heiligen Georg bedurfte einer dringenden Runderneuerung. Doch das Ergebnis freut lediglich Menschen mit einer Vorliebe für Comicfiguren, sieht der generalüberholte Georg nach seiner Restaurierung doch aus wie Tim aus den „Tim & Struppi“-Büchern.
Dem spanischen Restauratorenverband blättert vor lauter Empörung jedenfalls die Farbe ab. Dabei zeichnet sich eine Handarbeitslehrerin doch gerade dadurch aus, gemeinsam mit Kindern scheinbar Unmögliches sehr wohl möglich zu machen, etwa Obst aus Wolle zu häkeln. Oder auch Rehe aus Holzblöcken zu schnitzen, die hinterher wie angetrunkene Meerschweinchen aussehen. Viele Wunder vollbringen diese geschickten Pädagoginnen jedenfalls mit unserem Nachwuchs, was ein Restaurator nie zustande brächte.
In diesem Zusammenhang fällt der verunglückte St. Georg aus Spanien kaum ins Gewicht. Denn auch wenn der Heilige jetzt wie ein Verwandter von Mickymaus wirkt und ihm dadurch die Rolle als Drachentöter niemand mehr abnimmt, so hat die Handarbeitslehrerin eines doch geschafft, was alle Restauratorenverbände dieser Welt nicht vermocht hätten: Sie hat den Heiligen weltweit ins Gespräch gebracht. Georg ist übrigens Patron vieler Berufe: unter anderem der Bergleute und Schlachter. Unter seinem ganz besonderen Schutz aber stehen ab sofort die Handarbeitslehrerinnen. (nyf )