Neues Busunglück
Reiseleiterin stirbt nach Unfall in der Nähe von Karlsruhe
KARLSRUHE (dpa) - Tödliches Ende eines Kurzurlaubs: Auf dem Weg in die Provence ist eine Reisegruppe aus Oberfranken schwer verunglückt. Am frühen Mittwochmorgen fuhr der Bus auf der Autobahn 5 bei Karlsruhe bei plötzlich stockendem Verkehr auf einen Müllwagen auf. Die 30 Jahre alte Reiseleiterin neben dem Busfahrer hatte keine Chance, sie starb noch an der Unfallstelle. Ein Mann und eine Frau, die hinter ihr saßen, erlitten lebensgefährliche Verletzungen. 29 weitere Menschen, laut Polizei überwiegend Senioren, wurden leichter verletzt. Wie genau es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. Der 62-jährige Busfahrer konnte noch nicht vernommen werden. „Er steht unter Schock“, sagte ein Polizeisprecher. Hinweise auf einen technischen Defekt gibt es laut Polizei nicht. Gegen den Busfahrer wird wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung ermittelt.
Der Bus mit insgesamt 32 Menschen an Bord war am Mittwoch gegen 1.30 Uhr in Bayreuth gestartet. Knapp fünf Stunden später passierte er Karlsruhe. Kurz vor der Ausfahrt Karlsruhe-Rüppurr/Ettlingen geriet der Verkehr Richtung Süden ins Stocken. Laut Verkehrspolizei drosselte ein Sattelzugfahrer auf der rechten Spur deshalb sein Tempo, das nachfahrende Müllauto bremste. Der Busfahrer aus Bayern realisierte demnach offenbar zu spät die Situation, er machte eine Vollbremsung und zog sein Fahrzeug nach links, krachte aber mit der rechten Seite gegen das Heck des Müllautos. Die junge Reiseleiterin wurde in dem an der Seite völlig demolierten Bus eingeklemmt. Eine 71-jährige Frau hinter ihr wurde ebenfalls eingeklemmt. Sie erlitt, wie ein 76-Jähriger neben ihr, lebensgefährliche Verletzungen. Die anderen 27 Businsassen sowie der Müllfahrer und sein Beifahrer wurden laut Polizei leichter verletzt.
120 Verstöße registriert
Um 6.27 Uhr alarmierte ein Zeuge die Rettungskräfte. „Uns war schnell klar, dass es sich um ein großes Ereignis mit Verletzten und möglicherweise Toten handelt“, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Markus Pulm. Anwohner waren am frühen Morgen durch Martinshörner von Polizei und Rettungskräften aufgeschreckt worden. Drei Hubschrauber kreisten über der Unfallstelle. 80 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten waren mit 30 Fahrzeugen und Helfern im Einsatz.
Über eine wegen der A 5-Baustelle gesperrten Ausfahrt kamen die Retter schnell als „Geisterfahrer“an die Unglücksstelle. Doch spätere Helfer und Abschleppwagen die über die A 5 und A 8 aus Norden kamen, hatten Probleme, weil Autos keine Rettungsgasse freiließen. Im etliche Kilometer langen Rückstau auf beiden Autobahnen notierte die Polizei 120 Verstöße wegen Zufahrens der Rettungsgasse. „Sie müssen mit einer Anzeige rechnen“, sagt Polizeisprecher Raphael Fiedler. Dafür hätten die Helfer diesmal weniger mit Gaffern zu tun gehabt. Der Verkehr Richtung Norden rollte die meiste Zeit an der Unfallstelle vorbei. Gegen 9.30 Uhr wurde er auf einer Spur nach Süden weitergeführt. Mittags, nach Bergung des Busses, wurde die Sperrung aufgehoben. Kilometerlange Rückstaus bildeten sich nicht nur auf den Autobahnen, sondern auch auf den Umleitungsstrecken in und um Karlsruhe.
Der Unfallort liegt vor einer Großbaustelle der A 5 zwischen Karlsruhe und Rastatt, wo sich seit Tagen regelmäßig lange Staus bilden. Die Polizei weist mit Stauwarnanlagen auf die gefährliche Stelle hin, die
täglich 170 000 Fahrzeuge passieren.
Aus Sicht von Verkehrsforscher Heiner Monheim können Straßenbeschilderungen ohnehin nur eingeschränkt helfen, Unfälle zu vermeiden. „Es ist ziemlich schwer, für die Sicherung an der tagesaktuellen oder zeitaktuellen Stelle die bekannten Leuchten und Schilder aufzustellen“, sagte er im Radioprogramm SWR Aktuell. Autofahrer würden nicht rechtzeitig vor Staus gewarnt, weil die Staulängen stark variierten. Helfen würden aus seiner Sicht hingegen generelle Tempolimits auf Autobahnen und Assistenzsysteme an Bord der Fahrzeuge.