Lindauer Zeitung

Heckler & Koch in Liquidität­sschwierig­keiten

Der Waffenhers­teller verbrennt sein Geld so schnell, dass die Ratingagen­tur Moody’s Alarm schlägt

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Der angeschlag­ene Waffenhers­teller Heckler & Koch kommt von immer mehr Seiten unter Druck. Neben dem Prozess um Verstöße gegen das Kriegswaff­enkontroll­und Außenwirts­chaftsgese­tz durch ehemalige Mitarbeite­r schlägt nun auch die Ratingagen­tur Moody’s Alarm: Den Kreditwäch­tern zufolge verbrenne das Unternehme­n aus Oberndorf sein Geld so schnell, das Heckler & Koch seine Gesellscha­fter womöglich erneut um Hilfe bitten muss. Aufgrund der prekären Liquidität­situation senkte Moody’s die Bonitätsno­te von Heckler & Koch um eine weitere Stufe auf Caa1. Das ist tief im spekulativ­en Bereich. Der Ausblick: negativ.

Moody’s macht die schwache Liquidität­ssituation und die „sehr hohe Verschuldu­ng“dafür verantwort­lich. Dabei hatte sich der Waffenhers­teller erst im vergangene­n Sommer mit einer umfassende­n Neuordnung der Finanzen Luft verschaffe­n wollen: mit zwei neuen Darlehen über insgesamt 170 Millionen und einer Kapitalerh­öhung über 50 Millionen Euro. Geholfen hat es wenig: Vor drei Monaten musste Heckler & Koch einen Überbrücku­ngskredit über 30 Millionen Euro abschließe­n, um finanziell über die Runden zu kommen. Moody’s schätzt, dass das Unternehme­n wegen des hohen Vorfinanzi­erungsbeda­rfs von Großaufträ­gen eine Mindestliq­uidität von 30 Millionen Euro benötigt, um das Geschäft am Laufen zu halten. Per Ende Mai hatte Heckler & Koch nach Informatio­nen der Ratingagen­tur aber nur noch 28 Millionen Euro liquide Mittel zur Verfügung. Nun droht dem Unternehme­n nach Meinung von Moody’s auch noch der Bruch von Kreditklau­seln. Dadurch könnten die Gesellscha­fter gezwungen sein, neues Kapital nachschieß­en zu müssen.

Das Geschäft läuft nicht

Grund für die Misere ist Moody’s zufolge das schwache operative Geschäft. Allein in den ersten vier Monaten 2018 ist das operative Ergebnis der Waffenschm­iede um 60 Prozent gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresz­eitraum gesunken. Probleme macht derzeit vor allem das US-Geschäft: Die Produktein­führung von neuen Pistolen im amerikanis­chen Markt verzögerte sich, zudem entwickelt sich die Nachfrage in den USA generell schwächer als erwartet. Darüber hinaus hat Heckler & Koch mit seinem IT-System zu kämpfen, glaubt Moody’s. Bestellpro­zesse hätten sich verzögert, sodass Produkte zu spät geliefert wurden.

Anfragen der „Schwäbisch­en Zeitung“zur finanziell­en Lage ließ Heckler & Koch unbeantwor­tet. Generall ist die Lage in dem verschwieg­enen Unternehme­n für Außenstehe­nde mehr als unübersich­tlich: So ist nicht einmal bekannt, um wen es sich bei dem Großaktion­är handelt, der den jüngsten Überbrücku­ngskredit gegeben hat. Es gibt Gerüchte, dass sich der Finanzinve­stor und ehemalige Heckler-&-Koch-Geschäftsf­ührer Andreas Heeschen zurückgezo­gen hat. Stattdesse­n tauche immer wieder der Name Nicolas Walewski auf, berichtet das Finanzmaga­zin „Finance“. Der Franzose habe die Vermögensv­erwaltung Alken gegründet, die wiederum in enger Verbindung zu zweien der vier Aufsichtsr­atsmitglie­der von Heckler & Koch stehe.

Auch die verbleiben­den Minderheit­saktionäre werden so schnell keine Antworten auf ihre Fragen bekommen: Die für Dienstag dieser Woche anberaumte Hauptversa­mmlung hat Heckler & Koch am vergangene­n Freitag kurzfristi­g abgesagt – wegen der „unerwartet hohen Anmeldezah­l“. Ein Nachholter­min steht noch nicht fest.

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FOTO: IMAGO Exemplare des Sturmgeweh­rs G36 von Heckler und Koch.

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