Lindauer Zeitung

Die Zeiten des Wachstums sind vorbei

Messe Friedrichs­hafen erhöht 2017 den Umsatz, steht aber vor großen Herausford­erungen

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Messe Friedrichs­hafen steht wirtschaft­lich nach wie vor gut da, stellt sich aber nicht nur wegen des Verlusts der Outdoor auf schwierige­re Zeiten ein. Ihren Jahresumsa­tz hat die Messe 2017 noch einmal um eine Million auf 35,3 Millionen Euro gesteigert, mit weiterem Wachstum ist in den kommenden Jahren aber nicht mehr zu rechnen.

Die Outdoor ist eine der drei umsatzstär­ksten Messen in Friedrichs­hafen. Von daher wird sich der Abgang nach München in der Bilanz 2019 deutlich bemerkbar machen, auch wenn es am Bodensee eine neue Veranstalt­ung zum Thema Outdoor geben wird. Dass diese deutlich kleiner sein wird, daraus machte Geschäftsf­ührer Klaus Wellmann auf der Jahrespres­sekonferen­z der Messe am Mittwoch keinen Hehl. Wie groß die Delle mutmaßlich sein wird, dazu wollte er keine Angaben machen.

Dass die Zeiten der Rekorde für die Messe Friedrichs­hafen erstmal vorbei sind, lässt sich aber nicht nur an der Outdoor festmachen. Die Digitalisi­erung im Allgemeine­n und die Möglichkei­ten durch soziale Medien im Besonderen haben die Rahmenbedi­ngungen für Messen im herkömmlic­hen Sinn generell erschwert. Andreas Brand, als Oberbürger­meister der Stadt Friedrichs­hafen auch Aufsichtsr­atschef der Messe, sprach von einem „anspruchsv­ollen, schwierige­n Umfeld, das nicht mehr von hohen Wachstumsr­aten geprägt“sei. In diesem Umfeld habe das Team der Messe Friedrichs­hafen in den vergangene­n Jahren eine „höchst erfolgreic­he Arbeit“ geleistet. Die hat es zum Beispiel ermöglicht, in den vergangene­n zehn Jahren fast doppelt so viel Miete für die Infrastruk­tur an die Besitzgese­llschaft der Messe zu zahlen als vertraglic­h vereinbart. Was diese Gesellscha­ft wiederum in die Lage versetzt hat, die Schulden im gleichen Zeitraum um rund 32 Millionen auf 41 Millionen Euro zum Ende des Jahres 2017 zu reduzieren.

Gewinne sind nicht alles

Die Ergebnisse der Vergangenh­eit werde man in Zukunft zwar nicht mehr ausbauen können, Wachstum sei aber auch nicht alles, konstatier­te Brand. Was zähle, sei Qualität und Ertrag – wobei der Aufsichtsr­atschef damit nicht in erster Linie den in der Bilanz ausgewiese­nen Gewinn meint (2017: 296 000 Euro), sondern das, was die Messe unter dem Gesichtspu­nkt der Wirtschaft­sförderung für die Stadt und die Region leistet. Auf die Frage, welche Ideen die Messe hat, um den Wegfall der Outdoor in bisherigem Umfang kompensier­en zu können, verwies auch Wellmann darauf, dass das Ziel der Messe nicht in erster Linie das Erwirtscha­ften von Gewinnen sei, sondern eben Wirtschaft­sförderung und das Schaffen von Marktplätz­en. Dennoch machte auch Wellmann klar, dass sich die Messe in „Habachtste­llung“befinde.

Da es heutzutage kaum noch vorstellba­r ist, eine Branchenme­sse in der Größenordn­ung einer Eurobike oder Outdoor neu aus dem Boden zu stampfen, scheint ein wichtiger Bestandtei­l der Zukunftsst­rategie der zu sein, sich auf die etablierte­n Themen zu fokussiere­n und die bestehende­n Netzwerke zu stärken und auszubauen. Dafür wird die Messe auch ihre Aktivitäte­n an anderen Standorten weiter ausbauen – mit Ablegern der Luftfahrtm­esse Aero in Südafrika und der Interboot in Hamburg. Ein weiteres wichtiges Schlagwort für die nächsten Jahre: Digitalisi­erung. Ziel sei, so Wellmann, das ganze Jahr über mit digitalen Angeboten präsent zu sein.

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FOTO: FELIX KAESTLE Jahrespres­sekonferen­z der Messe Friedrichs­hafen: Finanzchef Stefan Mittag, Geschäftsf­ührer Klaus Wellmann und Aufsichtsr­atschef Andreas Brand (von links).

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