Hoffnungslos zerstritten – was nun?
„Die Wunderübung“– Devid Striesow und Aglaia Szyszkowitz als Paar am Rande des Abgrunds
Warum trennen Sie sich eigentlich nicht?“– Das ist eine Frage, die ein Paartherapeut einem zerstrittenen Ehepaar besser nicht stellen sollte, wie die fintenreiche Beziehungskomödie „Die Wunderübung“von Regisseur Michael Kreihsl zeigt. Oder ist es genau die richtige Frage?
Er nimmt den Fahrstuhl, sie die Treppe: Wenn ein Ehepaar nicht mal mehr den Weg zum Paartherapeuten gemeinsam gehen will, ist es dort genau richtig. Mehr als fünf Minuten dauert es, bis das erste Wort im Film gesprochen wird, und damit ist ein wichtiger Punkt schon mal abgehakt: das ewige Schweigen in Langzeitbeziehungen. Joana (Aglaia Szyszkowitz) und Valentin (Devid Striesow) bezeichnen selbst ihre gemeinsame Anfahrt zum Therapeuten als Fehler. Der Film spielt 90 Minuten lang in der Praxis eines Wiener Paartherapeuten (Erwin Steinhauer), der den beiden mit ungewöhnlichen Methoden zum Liebesglück verhelfen will. Sie hält ihm Desinteresse vor, er findet, sie beschuldige ihn permanent. Sie nennt ihn egoistisch, er findet sie empfindlich. Dass irgendwo noch Licht in diesem Beziehungsdunkel herrscht, deutet sich an, wenn es um die Vergangenheit geht – als das Paar sich vor beinahe zwei Jahrzehnten beim Tauchurlaub kennenlernte.
„Die Wunderübung“umschifft die Gefahr, langweilig zu werden, mit schlagfertigen Dialogen und den drei Schauspielern: Striesow nimmt man den gebeutelten Ehemann ebenso ab wie Szyszkowitz die abgekämpfte Gattin. Und Steinhauer als undurchschaubarem Therapeuten schaut man sehr gerne bei der Arbeit zu.
Als der Therapeut die Frage aller Fragen stellt, bekommt der Film eine unerwartete Dynamik. „Warum trennen sie sich eigentlich nicht?“leitet allerlei komische Wendungen ein, und plötzlich wird auch das Privatleben des Therapeuten, dessen Hund natürlich Sigmund heißt, wichtig. Kreihsls Film fügt dem ausgelutschten Thema Beziehungskrise keine neuen Erkenntnisse hinzu, kurzweilig ist er trotzdem. Dank der Schauspieler verzeiht man ihm gar sein vorhersehbares Ende. (dpa)