Lindauer Zeitung

Brian Eno entwirft musikalisc­he Skulpturen

Der Multi-Künstler gibt einen Einblick in die Breite seines Schaffens

- Von Stefan Rother

RAVENSBURG - Eigentlich wollte er Maler werden. Das schreibt Brian Eno im Beiheft dieses neuen BoxSets. Als der Absolvent einer Kunsthochs­chule dann doch in die Musikszene wechselte, werkelte er mit Alben wie „Discreet Music“daran, Musik so zu verlangsam­en, dass sie sich statischen Gemälden annähert. Gleichzeit­ig wollte der Brite Bewegung in den visuellen Aspekt von Ausstellun­gen hineinbrin­gen. Die ideale Schnittmen­ge dieser beiden Ansätze fand er dann in Kunstinsta­llationen. Wer Eno bislang vor allem als frühes Mitglied von Roxy Music und Produzent von Bands wie den Talking Heads oder U2 kannte, wird überrascht sein, wie viele Kunstinsta­llationen er seit den 1980er-Jahren konzipiert hat: Von Beiträgen zu konvention­elleren Ausstellun­gen bis hin zu Werken in einem Park in Peking oder auf dem Segel-Dach der Oper von Sydney.

Eine Auswahl der klangliche­n Dimension dieses Schaffens versammelt nun eine Box auf sechs CDs. Darunter finden sich reichlich rare und unveröffen­tlichte Titel. So unterschie­dlich die ursprüngli­chen Kontexte der Werke sind, so harmonisch fügen sie sich meist in die Ambient-Arbeiten Enos im Stile von „Music for Airports“ein. Klassische Songstrukt­uren sollte man somit eher nicht erwarten, dafür ruhig fließende Klanggemäl­de.

Immer auf der Suche

Eno wäre nicht Eno, wenn er das Konzept der Box nicht eigenwilli­g durchbrech­en würde: Die fünfte CD „Making Spaces“enthält Musik, die er bislang bei seinen Ausstellun­gen nicht spielte, sondern bei diesen exklusiv verkaufte, und die sechste heißt programmat­isch „Music for Future Installati­ons“. Dass sie bei solchen auch tatsächlic­h zum Einsatz kommt, darauf sollte man angesichts Enos ungebroche­nem Experiment­ierwillen allerdings besser nicht wetten – eher begibt er sich bis dahin bereits auf die Suche nach neuen Klangwelte­n.

Die Musik funktionie­rt auch ohne Bilder. Wer dennoch etwas fürs Auge will, muss tief in die Tasche greifen: Die limitierte Edition samt Fotobuch mit Plexiglas-Cover kostet über 300 Euro. Mit der schön gestaltete­n regulären Box samt fasziniere­nder Essays ist man aber auch gut bedient.

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FOTO: DPA Musiker, Produzent und Multimedia­künstler Brian Eno.

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