Brian Eno entwirft musikalische Skulpturen
Der Multi-Künstler gibt einen Einblick in die Breite seines Schaffens
RAVENSBURG - Eigentlich wollte er Maler werden. Das schreibt Brian Eno im Beiheft dieses neuen BoxSets. Als der Absolvent einer Kunsthochschule dann doch in die Musikszene wechselte, werkelte er mit Alben wie „Discreet Music“daran, Musik so zu verlangsamen, dass sie sich statischen Gemälden annähert. Gleichzeitig wollte der Brite Bewegung in den visuellen Aspekt von Ausstellungen hineinbringen. Die ideale Schnittmenge dieser beiden Ansätze fand er dann in Kunstinstallationen. Wer Eno bislang vor allem als frühes Mitglied von Roxy Music und Produzent von Bands wie den Talking Heads oder U2 kannte, wird überrascht sein, wie viele Kunstinstallationen er seit den 1980er-Jahren konzipiert hat: Von Beiträgen zu konventionelleren Ausstellungen bis hin zu Werken in einem Park in Peking oder auf dem Segel-Dach der Oper von Sydney.
Eine Auswahl der klanglichen Dimension dieses Schaffens versammelt nun eine Box auf sechs CDs. Darunter finden sich reichlich rare und unveröffentlichte Titel. So unterschiedlich die ursprünglichen Kontexte der Werke sind, so harmonisch fügen sie sich meist in die Ambient-Arbeiten Enos im Stile von „Music for Airports“ein. Klassische Songstrukturen sollte man somit eher nicht erwarten, dafür ruhig fließende Klanggemälde.
Immer auf der Suche
Eno wäre nicht Eno, wenn er das Konzept der Box nicht eigenwillig durchbrechen würde: Die fünfte CD „Making Spaces“enthält Musik, die er bislang bei seinen Ausstellungen nicht spielte, sondern bei diesen exklusiv verkaufte, und die sechste heißt programmatisch „Music for Future Installations“. Dass sie bei solchen auch tatsächlich zum Einsatz kommt, darauf sollte man angesichts Enos ungebrochenem Experimentierwillen allerdings besser nicht wetten – eher begibt er sich bis dahin bereits auf die Suche nach neuen Klangwelten.
Die Musik funktioniert auch ohne Bilder. Wer dennoch etwas fürs Auge will, muss tief in die Tasche greifen: Die limitierte Edition samt Fotobuch mit Plexiglas-Cover kostet über 300 Euro. Mit der schön gestalteten regulären Box samt faszinierender Essays ist man aber auch gut bedient.