Lindauer Zeitung

Bürgern liegt Erhalt des Dorfladens am Herzen

Fast jeder zehnte Einwohner aus dem Ort kommt zum Bürgerinfo­rmationsab­end

- Von Maria Luise Stübner

SIGMARSZEL­L - Ist in Niederstau­fen das Interesse am Weiterbetr­ieb des Dorfladens da? „Die Frage ist beantworte­t“, meinte Ortsheimat­pfleger Wolfgang Sutter angesichts von gut 80 Bürgern, die sich zum Informatio­nsabend im Pfarrsaal eingefunde­n hatten. Fast jeder Zehnte im Ort hatte sich aufgemacht, um zu hören, welche Möglichkei­ten bestehen, den Dorfladen zu erhalten. Haben doch die bisherigen Betreiber den Pachtvertr­ag zum Ende diesen Jahres gekündigt.

In der Nachbargem­einde Opfenbach hat man ein solches Problem durch die Gründung einer Unternehme­rgesellsch­aft gelöst, in der Bürger Anteile zeichnen, um die Finanzieru­ng des Dorfladen-Projekts zu ermögliche­n. Opfenbach hat bei seinem „Dorfmarkt Kromer“mit dem Dorfladen-Netzwerk Newway zusammenge­arbeitet. Der Sigmarszel­ler Gemeindera­t hat in der Maisitzung bei Newway einen ersten Baustein für das Projekt gebucht, eben die Bürgerinfo­rmation. Handelsfac­hwirt Wolfgang Gröll zeigte am Infoabend die drei Phasen des Gründungsa­blaufs auf, in den für den Fall der Fälle drei Sollbruchs­tellen eingearbei­tet sind. Die Bürgerinfo­rmation sei der erste Schritt in der Sensibilis­ierungspha­se, so Gröll. Diese soll in die Gründung eines Arbeitskre­ises münden. Gelinge das, folge der nächste Baustein mit Machbarkei­tsstudie, Festlegung der Rechtsform, Gründungsv­eranstaltu­ng und Abklärung der Finanzieru­ng. In der Umsetzungs­phase bestehe vor der juristisch­en Gründung des Rechtsträg­ers noch einmal die Möglichkei­t, aus dem Projekt auszusteig­en, wenn beispielsw­eise Räumlichke­iten wegfallen oder die Investitio­nen stark von der Planung abweichen. Erst dann gehe es an die Einzahlung des Gründungsk­apitals, erläuterte Gröll. „Es heißt also nicht, dass wir übermorgen vor ihrer Tür stehen“, meinte Wolfgang Sutter zu der Liste, die er rumgehen ließ, um zu erfahren, wer eventuell einen Anteil zeichnen will.

Tante Emma ist zurück

Die Resonanz heute sei ein gutes Zeichen für den Dorfladen, der nicht nur Infrastruk­tur, sondern auch ein Stück Lebensqual­ität bedeute, sagte Bürgermeis­ter Jörg Agthe. Und mit Wolfgang Gröll habe man einen Experten, der schon verschiede­ne Dorfläden zum Laufen gebracht habe. Damit beschäftig­e er sich schon seit mehr als 20 Jahren, sagte Gröll. Anfang der 90er-Jahre habe man mit Nachbarsch­aftsläden in den neuen Bundesländ­ern angefangen. In Bayern gebe es inzwischen 170 Dorfläden, in diesem Jahr habe man 18 Läden begleitet, so Gröll. Für seine Arbeit habe das Netzwerk zahlreiche Preise erhalten, darunter im Jahr 2011 den Sonderprei­s Bürgerkult­urpreis des Bayerische­n Landtags.

Der Fachmann zeigte auf, was Dorfläden vermögen und dass sie bei Verkaufsak­tionen auch preislich schon mal mit den „Großen“mithalten können. In einem Laden sind es die Frischkäse­torten, die die Käufer anziehen. Im anderen Eier, auf denen die Namen der Hühner stehen, die sie gelegt haben. Hier kann sich jeder entscheide­n, ob er lieber die von Hilde, Gertrud oder Erna mag. „Tante Emma is back“, heißt es beim Dorfladen in Harthausen. Stehen doch regionale Produkte wieder hoch im Kurs, und ein Dorfladen bietet eben nicht nur Waren, sondern auch Menschlich­keit. In Gelting schreibe man schon seit zehn Jahren schwarze Zahlen, sagte Gröll. Aber natürlich seien auch Dorfläden nicht vor einer Pleite gefeit. Wobei hier Anteilseig­ner ausschließ­lich mit ihrer Einlage haften würden.

Fragen an Gröll gab es einige, auch die nach dem Zeitfenste­r. Wenn alles gut laufe, sei eine Eröffnung im Januar und somit ein nahtloser Übergang möglich, meinte er. Jetzt liegt der Ball beim Gemeindera­t. Der muss entscheide­n, ob er sich aufs nächste Konzept-Modul einlässt. Zwingend zu buchen sind hier die Bewertung von Standorten und das Erarbeiten von Empfehlung­en. Und das macht mit 3850 Euro den Löwenantei­l am insgesamt 9200 Euro teuren Gesamtpake­t aus. Wolfgang Gröll machte deutlich, dass man sich die Standortfr­age bewusst offenhalte­n müsse.

 ?? FOTO: HIPP ?? Volles Haus: Die Bürger kommen in Scharen zum Bürgerinfo­rmationsab­end im Pfarrsaal.
FOTO: HIPP Volles Haus: Die Bürger kommen in Scharen zum Bürgerinfo­rmationsab­end im Pfarrsaal.
 ?? FOTO: HIPP ?? Wolfgang Gröll (rechts) zeigt Wege für den Erhalt des Dorfladens Niederstau­fen auf. Sigmarszel­ls Bürgermeis­ter Jörg Agthe freut sich, mit ihm einen Experten vor Ort zu haben.
FOTO: HIPP Wolfgang Gröll (rechts) zeigt Wege für den Erhalt des Dorfladens Niederstau­fen auf. Sigmarszel­ls Bürgermeis­ter Jörg Agthe freut sich, mit ihm einen Experten vor Ort zu haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany