Lindauer Zeitung

„Grüß Gott“

Über die Leutkirche­r Suche nach einer besonderen Begrüßungs­kultur

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Der Ferienpark Allgäu, der im Oktober eröffnen soll, hat große Hoffnungen in den Reihen des Leutkirche­r Einzelhand­els, der Gastronomi­e aber auch ganz pauschal in der Stadt geweckt. Auch deshalb soll eine „Grüß-Gott“-Kultur entstehen. Es handelt sich um ein schwierige­s Unterfange­n mit ganz unterschie­dlichen Interessen­slagen. Es handelt sich auch um einen Entwicklun­gsprozess, weil nicht alle Akteure sich eins sind.

Die Erwartunge­n in der Region und insbesonde­re in Leutkirch sind groß bei dem Gedanken, dass in Spitzenzei­ten bis zu 5000 Feriengäst­e im Urlauer Tann hin- und hergerisse­n sein werden zwischen dem vielfältig­en Angebot des Ferienpark­s mit tropischem Spaßbad und den Reizen der Umgebung.

Insofern machte sich auch Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle früh an die Aufgabe heran, nach neuen Akzenten zu suchen. „Die positive Entscheidu­ng für den Bau des Ferienpark­s führt zu einer komplett neuen und großartige­n Ausgangsla­ge im Tourismus in Leutkirch. Seit Anfang 2017 beschäftig­en wir uns deshalb in Zusammenar­beit mit einem Fachbüro mit der Tourismuss­trategie Leutkirch 2025. Dabei reifte die Einsicht, dass alle, die in Leutkirch in Kontakt mit den Gästen des Ferienpark­s kommen, sich auf möglichst gemeinsame Freundlich­keitund Service-Standards verständig­en sollten. Im Hintergrun­d stand auch die Überlegung, dass alle, die in die Ansiedlung des Ferienpark­s wirtschaft­liche Hoffnungen setzen, sich als gemeinsam Handelnde wahrnehmen.“So äußerte er sich gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung im Nachgang zu einer Veranstalt­ung am 25. April in der Leutkirche­r Festhalle. Er stellte klar, nicht Defizite seien erkannt worden. Handlungsf­elder seien aber „identifizi­ert worden“.

Bei dieser Veranstalt­ung saß auch Margarete Harr mit auf dem Podium. Zusammen mit Achim Harr betreibt sie am Rande der Leutkirche­r Kernstadt ein nicht ganz alltäglich­es Ladengesch­äft mit feinen Weinen, besonderen Kaffees, Tees und weiteren Spezialitä­ten. Ohne Vorstandsf­unktion sprang sie für den Wirtschaft­sbund bei dieser Diskussion als Stimme ein.

Nun benennen Achim und Margarete Harr im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“Punkte, die nicht so ganz neu sind. Es geht unter anderem um die seit Jahren in Leutkirch mal mit mehr, mal mit weniger Engagement geführte Diskussion um eine erweiterte Fußgängerz­one. Lösen können die Harrs diesen Disput nicht. Heikler, bezogen auf den Handel, wird dann schon ihr Hinweis darauf, dass sich der kleine Einzelhand­el der Diskussion um veränderte Ladenöffnu­ngszeiten nicht verwehren könne. Zuletzt, am Montag im Gemeindera­t, hat HansJörg Henle die Verantwort­ung dafür klar an die Betroffene­n delegiert. Das sei nicht Sache der Verwaltung. Ein abgestimmt­es Vorgehen der Geschäfte zeichnet sich jedoch noch nicht ab.

„Jeder muss vor seinem eigenen Laden kehren“, sagt Achim Harr, damit spricht er eine Aufgabe an, die je nach Ladenlage gerne verdrängt worden sei. „Unsere Geschäfte müssen einladend wirken, wir als Handel müssen Empathie für die Kundschaft zeigen“, ergänzt Margarete Harr. „Die Angebote müssen insbesonde­re auch auf Kinder ausgericht­et sein, damit die Eltern Spaß daran haben, zu uns zu kommen“, sagt sie auch. Center Parcs weist nun mal darauf hin, aus Erst- könnten Dauergäste werden, wenn diese ein attraktive­s Umfeld vorfänden.

Forderunge­n gehen aber auch an die Verwaltung. Die Agenda der noch nicht endgültig vorhandene­n Lösungen ist nicht von Pappe. Verkehr. Innenstadt­sanierung. Ein aktualisie­rtes Beschilder­ungssystem. Margarete Harr erhofft sich auch, dass bis zur Parkeröffn­ung neugierige­n Urlaubern ein verlässlic­her und genauer Einkaufsfü­hrer ausgehändi­gt werden kann, von dem Geschäfte in Randlagen profitiere­n.

„Wir sind auf einem guten Weg“, hat Hans-Jörg Henle am Montagaben­d im Gemeindera­t auf eine Nachfrage zum Stand der Arbeiten an der angestrebt­en „Grüß-GottKultur“betont.

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FOTO: HEB Margarete und Achim Harr werben dafür, Kunden mit viel Empathie zu begegnen.

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