Lindauer Zeitung

Nobels spenden für Klimaschut­z im Degermoos

Veranstalt­er suchen Ausgleich für Belastunge­n vor allem durch die Anreise der Teilnehmer aus aller Welt

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LINDAU (dik) - Nobelpreis­träger, Nachwuchsw­issenschaf­tler und Tagungsver­anstalter wollen nicht mehr nur über Klimaschut­z reden, sondern ihn auch verwirklic­hen. Das ist nicht so einfach bei einer Tagung, für die Teilnehmer aus aller Welt anreisen. Jetzt haben Kuratorium und Stiftung der Nobelpreis­trägertagu­ng eine Lösung gefunden, um die Klimabelas­tung zum Teil auszugleic­hen.

Anreise, Verpflegun­g, Drucksache­n – bei einer Tagung sind viele Dinge nötig, die zum Ausstoß von Kohlendiox­id führen. Mit Einzelmaßn­ahmen versuchen die Verantwort­lichen schon seit Jahren, die Umweltbela­stung zumindest zu verringern. So ist alles Gedruckte laut Zertifikat­en kohlendiox­id-neutral produziert. Die Taschen stammen aus Filz, also einem nachwachse­nden Rohstoff. Zum Essen gibt es Bio-Speisen.

Nichts ändern lässt sich aber an der Tatsache, dass die Teilnehmer nach Lindau anreisen müssen. „Der CO2Ausstoß von Flugreisen ist der mit weitem Abstand umweltbela­stendste Faktor“, heißt es in einer Broschüre der Nobelpreis­trägertagu­ngen. Anderersei­ts sind die Verantwort­lichen überzeugt, dass der Wert der Treffen auch für Teilnehmer aus Australien, Südostasie­n, Afrika und Süd- und Nordamerik­a so groß ist, dass sie weiterhin nach Lindau kommen sollen.

Wolfgang Huang, Geschäftsf­ührer des Kuratorium­s der Lindauer Treffen, hat sich mit seinen Mitarbeite­rn und den Mitglieder­n des Kuratorium­s viele Gedanken gemacht. Er weiß inzwischen, dass sich die genaue CO2Belastu­ng des Treffens gar nicht ausrechnen lässt, weil die bei neuen Flugzeugen viel geringer ist als bei alten Maschinen und mit vielen Zwischenst­opps weiter steigt im Verhältnis zum Non-Stop-Flug. Aber Fachleute von Atmosfair schätzen die Belastung durch eine Nobeltagun­g in Lindau auf 1000 bis 1500 Tonnen Kohlendiox­id.

Auf der Suche nach einem Ausgleich ist Huang auf die Bemühungen des Bund Naturschut­z und des Landschaft­spflegever­bands Lindau-Westallgäu zur Renaturier­ung des Degermoose­s hinter Hergenswei­ler gestoßen. Denn Moore sind sehr wichtig als Kohlendiox­id-Speicher. Ein Moor speichert sechsmal so viel CO2 wie ein Wald. Deshalb entspricht ein solches Projekt den Vorstellun­gen der Nobelpreis­träger, die zuletzt vor drei Jahren mit einer Erklärung zum Klimaschut­z vom Bodensee aus weltweit Schlagzeil­en gemacht haben.

Die Tagung wird deshalb von diesem Jahr an einen Betrag zur Renaturier­ung des Degermoose­s spenden, Huang nennt vor allem die Einnahmen aus dem Grill and Chill. Kuratorium­spräsident­in Bettina Gräfin Bernadotte hatte zusätzlich bei der Tagungserö­ffnung die Teilnehmer um Spenden gebeten. Dabei ist ein Gast aus Australien für mehr CO2-Ausstoß verantwort­lich als jemand, der aus München nach Lindau gekommen ist. Und mancher kann sich die 31 Euro wahrschein­lich nicht leisten, die rechnerisc­h pro Tagungsgas­t anfallen, um die Umweltbela­stung auszugleic­hen.

Dennoch hoffen Huang und seine Mitstreite­r auf einen nennenswer­ten Beitrag. Denn als Empfänger staatliche­r Zuschüsse und in der Rechtsform einer Stiftung sind den Veranstalt­ern die Hände einigermaß­en gebunden. Eigene Spenden sind deshalb sogar ausgeschlo­ssen.

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