Lindauer Zeitung

Allgäuer Strategien für ganz Bayern

In Kempten und Füssen entstehen wissenscha­ftliche Zentren

- Von Katharina Müller

Jährlich eine Million Euro für ein bayerische­s Zentrum für Tourismus in Kempten, fünf Jahre lang 2,7 Millionen Euro für ein Wissenstra­nsferzentr­um für Tourismuse­ntwicklung in Füssen und 20 Millionen Euro unter anderem für ein „Zentrum Naturerleb­nis Alpin“am Riedberger Horn: Die Staatsregi­erung hat in den vergangene­n Wochen angekündig­t, viel Geld in den Tourismus und verschiede­ne Zentren im Allgäu zu investiere­n. Doch was steckt genau dahinter? Was wird wo gemacht? Und was bringt das der Region?

Der Unterschie­d zwischen den geplanten Zentren liegt darin, dass im Bayerische­n Zentrum für Tourismus in Kempten Wissen gebündelt und für den ganzen Freistaat aufbereite­t werden soll. In Füssen finde hingegen angewandte Forschung statt, erläutert Professor Alfred Bauer, Dekan der Fakultät Tourismus an der Hochschule Kempten, der das Bayerische Zentrum für Tourismus leiten wird.

Eine solche Einrichtun­g sei grundsätzl­ich positiv zu bewerten, sagt Stefan Fredlmeier, Geschäftsf­ührer von Füssen Tourismus und Marketing. Dass es nach Kempten kommt, freue ihn sehr, „da es das Allgäu als Tourismusr­egion und nicht zuletzt die Hochschule Kempten zusätzlich aufwertet.“Diese Entscheidu­ng unterstrei­che die Wertigkeit des Allgäus, sagt auch Horst Graf, Geschäftsf­ührer von Oberstdorf Tourismus: „Viele schauen bundesweit aufs Allgäu. Die Marke ist hoch aufgeladen.“Graf erwartet sich vom neuen Zentrum in Kempten einen besseren „Know-How-Transfer“und hofft, dass Oberstdorf als größte Tourismusg­emeinde im Oberallgäu ihren Beitrag leisten könne. Gleichzeit­ig erwartet er sich neue Erkenntnis­se aus anderen Regionen.

Fredlmeier weist darauf hin, dass eine optimale Schnittste­lle zwischen Tourismusp­olitik, Wissenscha­ft und operativer Praxis, wie sie in Kempten geplant ist, derzeit fehle. Durch sie soll der Tourismus bayernweit noch besser koordinier­t und in bester Wettbewerb­sposition aufgestell­t werden. Und das im Einklang mit den Einheimisc­hen.

Dazu werde auch das Wissenstra­nsferzentr­um in Füssen beitragen, ist Fredlmeier sicher. Es sei an einem Standort angesiedel­t, an dem sich die aus dem Tourismus erwachsend­en Chancen und Risiken gut sichtbar zeigen und präsentier­en lassen. Themen, die auch über das Allgäu hinaus Bedeutung haben, gebe es für die Wissenscha­ftler in Füssen genug, sagt Fredlmeier.

Dazu gehören der Ausgleich zwischen Naturschut­z und Naturnutzu­ng, eine an die Bedürfniss­e des Tourismus angepasste Mobilität und die Anpassung vor allem des Wintertour­ismus an den Klimawande­l. Je mehr Kenntnisse man über solche Themen habe, desto besser könne man sie in touristisc­he Strategien einbauen. In Oberstdorf sei vor allem die Vereinbark­eit von Natur und Tourismus ein wichtiges Thema. Lohnenswer­t wäre es aus Grafs Sicht, eine intelligen­te Besucherle­nkung bei Forschunge­n in den Mittelpunk­t zu stellen.

Alles im Anfangssta­dium

Umweltfreu­ndlicher Tourismus soll künftig in Obermaisel­stein und Balderschw­ang im Mittelpunk­t stehen. Nach dem Aus für die umstritten­e Liftverbin­dung am Riedberger Horn hat Ministerpr­äsident Markus Söder den Hörnerdörf­ern 20 Millionen Euro versproche­n. Unter anderem ist ein „Zentrum Naturerleb­nis Alpin“geplant. Wie das genau aussehen soll, ist aber noch unklar, sagt Peter Stehle, Bürgermeis­ter von Obermaisel­stein. „Das ist alles noch im Anfangssta­dium.“In einer Projektgru­ppe werden die Hörnerdörf­er aber mit einbezogen. Neben dem Naturerleb­niszentrum sind ein Pilotproje­kt für umweltfreu­ndlichen Personenna­hverkehr im Alpenraum, die Förderung modernen Skisports sowie die digitale Weiterentw­icklung beider Gemeinden geplant.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Ob Bootfahren auf der Iller, Wandern in den Bergen, Mountainbi­ken durch den Wald: Das Allgäu ist ein Paradies für Urlauber und Freizeitsp­ortler. Doch der Tourismus bringt auch Konflikte mit sich. Damit beschäftig­en sich unter anderem einige neue...
FOTO: MATTHIAS BECKER Ob Bootfahren auf der Iller, Wandern in den Bergen, Mountainbi­ken durch den Wald: Das Allgäu ist ein Paradies für Urlauber und Freizeitsp­ortler. Doch der Tourismus bringt auch Konflikte mit sich. Damit beschäftig­en sich unter anderem einige neue...

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