Allgäuer Strategien für ganz Bayern
In Kempten und Füssen entstehen wissenschaftliche Zentren
Jährlich eine Million Euro für ein bayerisches Zentrum für Tourismus in Kempten, fünf Jahre lang 2,7 Millionen Euro für ein Wissenstransferzentrum für Tourismusentwicklung in Füssen und 20 Millionen Euro unter anderem für ein „Zentrum Naturerlebnis Alpin“am Riedberger Horn: Die Staatsregierung hat in den vergangenen Wochen angekündigt, viel Geld in den Tourismus und verschiedene Zentren im Allgäu zu investieren. Doch was steckt genau dahinter? Was wird wo gemacht? Und was bringt das der Region?
Der Unterschied zwischen den geplanten Zentren liegt darin, dass im Bayerischen Zentrum für Tourismus in Kempten Wissen gebündelt und für den ganzen Freistaat aufbereitet werden soll. In Füssen finde hingegen angewandte Forschung statt, erläutert Professor Alfred Bauer, Dekan der Fakultät Tourismus an der Hochschule Kempten, der das Bayerische Zentrum für Tourismus leiten wird.
Eine solche Einrichtung sei grundsätzlich positiv zu bewerten, sagt Stefan Fredlmeier, Geschäftsführer von Füssen Tourismus und Marketing. Dass es nach Kempten kommt, freue ihn sehr, „da es das Allgäu als Tourismusregion und nicht zuletzt die Hochschule Kempten zusätzlich aufwertet.“Diese Entscheidung unterstreiche die Wertigkeit des Allgäus, sagt auch Horst Graf, Geschäftsführer von Oberstdorf Tourismus: „Viele schauen bundesweit aufs Allgäu. Die Marke ist hoch aufgeladen.“Graf erwartet sich vom neuen Zentrum in Kempten einen besseren „Know-How-Transfer“und hofft, dass Oberstdorf als größte Tourismusgemeinde im Oberallgäu ihren Beitrag leisten könne. Gleichzeitig erwartet er sich neue Erkenntnisse aus anderen Regionen.
Fredlmeier weist darauf hin, dass eine optimale Schnittstelle zwischen Tourismuspolitik, Wissenschaft und operativer Praxis, wie sie in Kempten geplant ist, derzeit fehle. Durch sie soll der Tourismus bayernweit noch besser koordiniert und in bester Wettbewerbsposition aufgestellt werden. Und das im Einklang mit den Einheimischen.
Dazu werde auch das Wissenstransferzentrum in Füssen beitragen, ist Fredlmeier sicher. Es sei an einem Standort angesiedelt, an dem sich die aus dem Tourismus erwachsenden Chancen und Risiken gut sichtbar zeigen und präsentieren lassen. Themen, die auch über das Allgäu hinaus Bedeutung haben, gebe es für die Wissenschaftler in Füssen genug, sagt Fredlmeier.
Dazu gehören der Ausgleich zwischen Naturschutz und Naturnutzung, eine an die Bedürfnisse des Tourismus angepasste Mobilität und die Anpassung vor allem des Wintertourismus an den Klimawandel. Je mehr Kenntnisse man über solche Themen habe, desto besser könne man sie in touristische Strategien einbauen. In Oberstdorf sei vor allem die Vereinbarkeit von Natur und Tourismus ein wichtiges Thema. Lohnenswert wäre es aus Grafs Sicht, eine intelligente Besucherlenkung bei Forschungen in den Mittelpunkt zu stellen.
Alles im Anfangsstadium
Umweltfreundlicher Tourismus soll künftig in Obermaiselstein und Balderschwang im Mittelpunkt stehen. Nach dem Aus für die umstrittene Liftverbindung am Riedberger Horn hat Ministerpräsident Markus Söder den Hörnerdörfern 20 Millionen Euro versprochen. Unter anderem ist ein „Zentrum Naturerlebnis Alpin“geplant. Wie das genau aussehen soll, ist aber noch unklar, sagt Peter Stehle, Bürgermeister von Obermaiselstein. „Das ist alles noch im Anfangsstadium.“In einer Projektgruppe werden die Hörnerdörfer aber mit einbezogen. Neben dem Naturerlebniszentrum sind ein Pilotprojekt für umweltfreundlichen Personennahverkehr im Alpenraum, die Förderung modernen Skisports sowie die digitale Weiterentwicklung beider Gemeinden geplant.