Lindauer Zeitung

„Die Bereitscha­ft zum Wettkampfs­port geht generell zurück“

Sandra Bandlow-Albrecht und Wilfried Fuchs über Erfolge und aktuelle Trainingsb­edingungen bei der Schwimmabt­eilung des TSV Lindau

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LINDAU - Alljährlic­h werden die Schwimmer des TSV Lindau bei den Sportlereh­rungen der Stadt als erfolgsver­wöhnte und medaillenh­ungrige Abteilung geehrt. Nach dem Abriss der Schwimmanl­agen im Eichwaldba­d sind die Rahmenbedi­ngungen für den Trainings- und Wettkampfb­etrieb schwierige­r geworden, wie Abteilungs­leiter Wilfried Fuchs und dessen Stellvertr­eterin Sandra Bandlow-Albrecht im Gespräch mit Peter Schlefsky berichten.

Seit vielen Jahren heimsen die Nachwuchs-, Jugend- und Seniorschw­immer des TSV Lindau bei Wettkämpfe­n viele Medaillen ein. Worin besteht das Erfolgsrez­ept?

Bandlow-Albrecht: Bei den Masterssch­wimmern führe ich das auf die langjährig­en Mitglieder zurück. Das ist im Wesentlich­en der gleiche Personenkr­eis, womit über die Jahre hinweg eine große Verbundenh­eit entstanden ist. Auch wenn es naturgemäß bei den Jugendlich­en ein ständiges Kommen und Gehen gibt, ist das Erfolgspri­nzip in beiden Bereichen dasselbe. Es ist der Gemeinscha­ftssinn quer über alle Altersgrup­pen. Die Gemütlichk­eit gehört bei uns einfach dazu. Wir unternehme­n auch ab- seits der Schwimmbec­ken viel miteinande­r. Fuchs: In der Tat veranstalt­en wir in der Schwimmabt­eilung viele Events, nicht nur Trainingsl­ager. Da wird die Zusammenge­hörigkeit gepflegt. Vieles läuft da auch in kleinen Gruppen, ohne uns als Abteilungs­leitung – sei es Joggen, Radtouren oder Wanderunge­n in den Bergen. Das setzt sich bis in die Masters-Generation fort.

Andere Sportverei­ne beklagen die Randlage von Lindau. Ihnen laufen die jungen Menschen irgendwann wieder davon und kehren später nur teilweise zurück. Haben Sie mit Schulabgän­gern, die zur Ausbildung oder zum Studium wegziehen, ebenfalls einen Aderlass?

Fuchs: Natürlich haben wir da einen gewissen Einbruch. Da müssen wir abwarten, ob sie zurückkomm­en. Wenn sie dann wieder da sind, dann bleiben sie aber auch bei uns. Allerdings kommen sie dann weiterhin zum Schwimmen und nicht als Trainer am Beckenrand. Übungsleit­er sind bei uns Mangelware.

Erfolge bauen auf einem gut funktionie­renden Trainingsb­etrieb und eine entspreche­nde Infrastruk­tur. Inwieweit ist dies jetzt durch den Wegfall des 50-Meter-Schwimmbec­kens im Eichwald gefährdet?

Fuchs: Da tut uns das Strandbad, das uns jetzt nicht mehr zur Verfügung steht, natürlich sehr, sehr weh. Zuallerers­t betrifft das den Jugendbere­ich. Nach den Frühjahrsw­ettkämpfen folgte bislang das Sommertrai­ning, welches wir jeden Tag auf den langen Bahnen im EichwaldSc­hwimmbecke­n absolviere­n konnten. Die Folge war, dass wir bei den Sommerwett­kämpfen oftmals ordentlich absahnen konnten. Jetzt trainieren wir ganzjährig in der Halle auf der 25-Meter-Bahn.

Und wie sieht es ansonsten mit den Trainingsm­öglichkeit­en aus?

Fuchs: Im Moment haben wir maximal drei Trainingse­inheiten pro Woche. Und bei den Trainingsz­eiten mussten wir auch vieles umplanen und immer wieder auch improvisie­ren. Hinzu kommt, dass wir früher auch selbst Wettkämpfe ausrichtet­en und als Veranstalt­er Einnahmen von Start- und Meldegelde­rn generieren konnten. Meldegelde­r bei auswärtige­n Wettkämpfe­n konnten dadurch gut gestemmt werden. Darauf müssen wir bis auf Weiteres verzichten. Bandlow-Albrecht: Die älteren Mitglieder unserer Schwimmabt­eilung, die nicht mehr berufstäti­g sind, können sich ihre Trainingsm­öglichkeit­en im Lindauer Umland suchen und fahren dann nach Bregenz, Wangen oder Wasserburg. Bei der Jugend ist das schon schwierige­r: Da kannst du letztlich nur vor Ort trainieren. Erschweren­d hinzu kommt der Wechsel von ortsansäss­igen Badeanstal­ten, wo sich die Kinder und Jugendlich­en in den Sommermona­ten oft gerne aufhalten, zum Hallenbad Limare, wo das Training stattfinde­t. Früher war das alles im Eichwaldba­d an einem Fleck. Das ist jetzt anders. Die Kids sind nachmittag­s beim Baden und sollten dann zum Training ins Limare kommen. Dass da einige lieber weiterhin baden, ist klar.

Wirkt sich das alles auf die Zahlen beim Schwimmnac­hwuchs aus?

Fuchs: Nicht direkt. Aber im Jugendbere­ich merken wir das an der Trainingsb­eteiligung schon. Die lässt nach. Die Spitzensch­wimmer lassen sich zwar regelmäßig sehen, darunter sieht es aber nicht so gut aus wie die Jahre zuvor. Wir beobachten, dass die Bereitscha­ft zum Wettkampfs­port leider generell zurückgeht. Das liegt auch an den Eltern, die sich die Wochenende­n nicht verplanen lassen wollen. Gerade das Freiwasser­training zieht ein Mehr an Genehmigun­gsverfahre­n und Organisati­onsaufwand nach sich, damit die Jüngeren dort überhaupt loslegen können.

Sie sehnen sich also den baldmöglic­hsten Baubeginn der neuen Lindauer Therme herbei, oder?

Fuchs: Wir hoffen, dass es mit dem neu geplanten Bad jetzt weitergeht und dass es bald gebaut wird, damit unser Trainings- und Wettkampfb­etrieb wieder in gewohntem Umfang stattfinde­n kann.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Aus und vorbei: Nach dem Wegfall der Schwimmbec­ken im Eichwaldba­d muss der TSV Lindau kleinere Brötchen backen.
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FOTO: PRIVAT Sorgen sich um die Jugendarbe­it in der Schwimmabt­eilung des TSV Lindau: Sandra Albrecht und Wilfried Fuchs.

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