Obstbauern und Winzer bisher zufrieden mit Saison
Die Angst vor Extremwitterung bleibt – Nach dem Frost 2017 denken viele Landwirte über Versicherung nach
KREIS LINDAU - Im letzten Jahr saß der Schock bei vielen Obstbauern und Winzern tief. Frost im April vernichtete bis zu drei Viertel der Ernte der Landwirte am Bodensee. In diesem Jahr sieht es deutlich besser aus. Der Schutz vor Frost und Hagel bleibt aber weiterhin Thema.
Thomas Gierer pflückt große, dunkelrote Kirschen der Sorte Regina und sammelt sie in einem Korb. Zehn Tage etwa dauert die Kirschernte noch. Zwar muss der Nonnenhorner Obstbauer seine Kirschen unter einem Netz vor Vögeln und Kirschessigfliegen schützen, aber weitere Anstrengungen seien nicht nötig gewesen für eine gute Frucht. Dieses Jahr wird er voraussichtlich drei bis vier Tonnen Kirschen ernten. „Die Früchte sind schön fest und groß.“
Bäume haben sich gut erholt
„Kirschen laufen gerade auf Hochtouren und sie haben eine herausragende Qualität“, stellt auch Martin Nüberlin, Sprecher der Obstbauern am bayerischen Bodensee, fest. „An den vielen Blüten hat man schon gesehen, dass die Ernte gut wird“, sagt er. Im Vergleich zum letzten Jahr sei das ein riesiger Unterschied, denn da hatte der späte Frosteinbruch Ende April vielen Landwirten die Ernte kaputt gemacht. „Das war schon heftig“, sagt Nüberlin, „aber die Bäume haben sich gut erholt, gerade weil sie sich letztes Jahr nicht verausgabt haben“.
Da jetzt mehr geerntet werden kann als im letzten Jahr, sind auch die Preise wieder günstiger. „Große Kirschen kosten im Schnitt acht Euro pro Kilo, kleine fünf Euro.“Im letzten Jahr habe der Preis bei acht Euro aufwärts gelegen.
Ernte beginnt früher
Auffällig ist, dass die Landwirte in diesem Jahr schon sehr früh ernten. Die Monate April und Mai waren außergewöhnlich warm und haben die Früchte schnell zur Reife gebracht. „Im Schnitt haben wir in diesem Jahr zehn Tage Vorsprung“, sagt Nüberlin.
Das spürt auch Winzer Roland Hornstein aus Nonnenhorn. Er geht davon aus, dass er bereits in der ersten Septemberwoche mit der Vorlese seines Weines beginnen wird. „Seit Mai ist praktisch Sommer und das merken die Pflanzen“, sagt er. Auch die Lese fällt damit in eine wärmere Jahreszeit als sonst: „Die muss dann schnell gehen und man muss viel mehr kühlen“, sagt er. „Auch für die Arbeiter wird das anstrengender.“
Prinzipiell aber ist auch er mit dem Verlauf der diesjährigen Saison zufrieden. „Ich will nicht zu euphorisch sein, aber bis jetzt sieht es mengenmäßig und qualitativ gut aus.“
Angst vor Hagel
Was das noch ändern könnte, wäre ein Hagelschlag. Bereits Ende Mai hat es in der bayerischen Bodenseeregion starke Gewitter mit Hagel gegeben. Der Wein sei davon weitgehend verschont geblieben, weil der Hagel noch vor der Blüte des Weins runterkam, erklärt Hornstein. „Aber ein Hagelschlag jetzt oder später im Sommer wäre fatal.“
Viele Obstbauern am bayerischen Bodensee hingegen seien bereits von dem Hagelschlag im Mai betroffen, sagt Sprecher Martin Nüberlin. „Da ist vieles beschädigt worden“, sagt er. „Die Bauern müssen dann mit viel Aufwand durchgehen und die wenigen optimalen Früchte selektieren.“
Wie sehr die Obstbauern betroffen sind, ist abhängig davon, ob sie Hagelnetze über ihren Obstplantagen angebracht haben. Obstbauer Thomas Gierer beispielsweise hat seine Äpfel mit einem Hagelnetz geschützt. „Das macht dann schon einen Unterschied“, sagt er.
Versicherung ist zu teuer
Über eine Frost- und Hagelschutzversicherung denken die Landwirte trotzdem nach. „Nach 2017 wurden deutlich mehr Versicherungen abgeschlossen“, weiß Martin Nüberlin. Problematisch seien aber die hohen Kosten. Eine Komplett-Versicherung gegen Hagel und Frost sei für die Obstbauern und Winzer nicht zu stemmen.
Das bestätigen auch Thomas Gierer und Roland Hornstein. Beide sagen, sie hätten sich zwar über eine Versicherung informiert, die Kosten hätten sie aber abgeschreckt. Bis es eine Lösung gibt, wie Zuschüsse durch das Land, müssen die Hagelnetze ausreichen.