Initiative fürs WG-Kennzeichen ist gegründet
25 Unterstützer versammeln sich – Aktionen geplant – Kreisräte müssen überzeugt werden
- Die Befürworter zur Wiedereinführung des WG-Autokennzeichens haben sich formiert. Sie planen jetzt eine Reihe von Aktionen, um am Ende die – letztlich entscheidenden – Kreistagsmitglieder zu überzeugen. Dazu zählen unter anderem eine Online-Petition, die Entwicklung eines griffigen Slogans für die Kampagne und Unterschriftenlisten.
Es war eine rund 25-köpfige Schar, die sich im Wangener Gasthaus Lamm eingefunden hatte. Zum einen, um sich ausnahmslos für das Retro-Schild auszusprechen. Zum anderen, um das weitere, gemeinsame Vorgehen zu besprechen. Unter allen Befürwortern waren auch Jüngere – und damit nicht nur Bürger, die sich noch an die Abschaffung des damaligen Landkreises Wangen samt des eigenen Kennzeichens im Jahr 1973 erinnern können.
Zur zweiten Gruppe zählt Hans Knöpfler. Der Vorsitzende des Heimatvereins Ratzenried hatte mit seinem Stellvertreter Berthold Büchele sowie Karl Stiefenhofer, bis vor kurzem noch Vorsitzender des Heimatvereins Eglofs, und dem früheren Wangener Stadtrat Gerold Fix das Treffen ins Leben gerufen. Knöpfler erinnerte an diese alten Zeiten: als sich viele Wangener gegen die Abschaffung des Kreises Wangen aussprachen und dies mit Aufklebern auf ihren Fahrzeugen kund taten. Der damalige Schüler Knöpfler zum Beispiel an seiner Vespa.
Es ging aber nicht um eine Reaktivierung des Altkreises oder um Protestaufkleber. Nein: Die Runde bekannte sich mehrfach zum Landkreis Ravensburg als solchem. Büchele zog dabei den Vergleich zum Eherecht: „Da können Mann oder Frau ihren Namen behalten – und die Ehe klappt trotzdem.“Stattdessen pochten die Anwesenden lediglich auf das Recht, ihre Fahrzeugkennzeichen künftig mit den Anfangsbuchstaben „WG“statt „RV“ausstatten zu dürfen. Dafür reihten sie eine Menge Argumente aneinander: etwa den Verweis auf die bundesweite Entwicklung. Seit 1. November 2012 möglich, hätten seither 315 von rund 400 Landkreisen einst abgeschaffte Altkennzeichen wieder zugelassen. Eine Karte verdeutlichte: Dies ist nahezu flächendeckend geschehen. Eine der wenigen geografischen Ausnahmen ist die hiesige Region mit den Landkreisen Ravensburg, Bodensee, Sigmaringen und Konstanz. Überhaupt hinke BadenWürttemberg hinterher: 15 Kreise haben gemäß der an dem Abend vorgelegten Statistiken die Retro-Kennzeichen zugelassen, 14 noch nicht. Anders Bayern, wo das Verhältnis bei 60:12 stehe.
Auch folge die generelle Entwicklung den Wünschen der Bürger, hieß es: Bundesweit sprächen sich laut einer Studie der Hochschule Heilbronn 72 Prozent von ihnen dafür aus. Zudem gebe es im Raum Wangen eine klare Mehrheit. Dabei zitierten die Organisatoren des Treffens zwei OnlineUmfragen der „Schwäbischen Zeitung“: Vor einigen Jahren
hatten sich da 66 Prozent positiv geäußert, zuletzt über Facebook rund 90 Prozent – bei Teilnehmerzahlen von mehr als 1700 beziehungsweise fast 500. Derlei Zustimmungsquoten begründeten Knöpfler, Büchele und Fix mit dem Nutzen, den die Retro-Kennzeichen landauf, landab stifteten: der Stärkung lokaler und regionaler Identität sowie des Heimatgefühls. Berthold Büchele sprach von einem „Identifikationstüpfele“.
Kreisräten „Thema noch fremd“
Für die Stadt sehen die Schilder-Initiatoren eine erhöhte Werbewirksamkeit: WG stärke die Marke Wangen, steigere ihren Bekanntheitsgrad – und sei deshalb auch in Zusammenhang mit der Landesgartenschau von Bedeutung. Gerold Fix ergänzte mit Blick auf das Wangener Veranstaltungsjahr 2024: „Bis dahin sollten wir es spätestens schaffen.“Davon müssten allerdings die Ravensburger Kreisräte überzeugt werden. Diese waren vor einigen Jahren noch einmütig dem Vorschlag des Landratsamts gefolgt, es allein beim RV-Kennzeichen zu belassen. Deshalb will die Initiative den Kreistagskandidaten im Vorfeld der im Frühjahr anstehenden Kommunalwahl auf die Finger zu klopfen. Ähnliches soll im Bodenseekreis passieren, wo eine knappe Kreistagsmehrheit jüngst die dortigen Altkennzeichen TT (Tettnang) und ÜB (Überlingen) abgelehnt hatte.
Fix stellte fest, dass Zuspruch und Ablehnung des WG-Kennzeichens quer durch die Parteien gehen. Stiefenhofer hingegen glaubt, dass das Thema „noch fremd für die Kreisräte ist“. Deshalb gelte es, die Retro-Kennzeichen „salonfähig“zu machen. Dies könne über „Logik oder Emotionen“geschehen. Auf diese Weise solle „Druck“erzeugt werden, wobei man den Kreisräten die Chance lassen müsse, „ihr Gesicht zu wahren“.
Überzeugungsarbeit anderer Art wollen die WG-Befürworter auch über Wangen hinaus leisten. Denn sie wissen nicht, wie das Meinungsbild der Bevölkerung in anderen Städten und Gemeinden des Altkreises ist, etwa in Leutkirch und Isny. Eine positive Stimmung vermuten sie in Weingarten, das sich in den 1970er-Jahren erfolgreich gegen eine Eingemeindung nach Ravensburg gewehrt hatte.