Das pralle Leben der Elisabeth Hummler
Haus Marililla präsentiert Werkschau der Lindauer Künstlerin
SIGMARSZELL – Wie viele Menschen sich heute noch der Lindauer Künstlerin Elisabeth Hummler eng verbunden fühlen, widerspiegelte der Besucherandrang am Samstag im Künstlerhaus und Atelier Haus Marililla. Vor genau zehn Jahren verstarb „Liesel“Hummler und hat ihrer Familie einen großen Nachlass mit Malerei und Graphik geschenkt. Aus diesem schöpft die Ausstellung mit „Kleinen und mittleren Formaten“, die „Akte, Menschen aus aller Welt und Engel“zeigen.
Die pure landschaftliche Idylle empfängt den Besucher, der sich auf den Weg zu dem oberhalb von Sigmarszell gelegenen Haus von Mathilde Recksiek begibt. 1956 von dem Maler Otto Valentien errichtet, ist Recksiek nach dessen Tod hier eingezogen und hat es zu Seminarräumen und einem Atelier umgebaut. Hier präsentiert sie gemeinsam mit der Familie Hummler die Werkschau.
Den nie vergessenen Traum verwirklichen
Mit Enkelin Paolina Hantke am Klavier, Schwiegertochter Christine Hummler, Tochter Sabine Schindler und Enkelin Anna Hummler gaben sie persönliche Einblicke in das Leben der im Alter von 76 Jahren in Aeschach verstorbenen Elisabeth. Nach schweren Schicksalsschlägen galt sie als Hoffnungsträgerin. Künstlerisch habe sie Freunden stets weitergeholfen, und, so Christine Hummler, sie sei eine herzensgute Schwiegermutter gewesen. In ihrem prall gefüllten Leben, das sie über 70 Jahre im Haus in der Cramergasse auf der Insel verbrachte, kam sie zunächst den Wünschen und Erwartungen ihrer Familie nach. Als das Einzelhandelsgeschäft 1987 geschlossen wurde, war sie 56 Jahre alt und konnte endlich ihren nie vergessenen Traum, den Einstieg in die Kunst verwirklichen, erinnerte sich Margrit Otten in ihrer Laudatio.
Auch sie war mit ihr eng befreundet und beschreibt sie als gütige und humorvolle Frau. Ihr und ihrem künstlerischen Schaffen zu Ehren ist diese Schau gewidmet. An Anna Hummler stellvertretend für alle Enkelkinder war es, sich im Vorfeld der Sichtung des Nachlasses mit ihrer Großmutter zu beschäftigen. Wie wenig sie wisse, wer sie war, kam ihr dabei zu Bewusstsein. Gemeinsame Reisen nach Italien und Holland oder ihr Lachen über sich selbst sind noch präsent. Als Oma, eben als „Liesel“, habe sie im Hintergrund gewurschtelt – als die gute Seele. Als Künstlerin und „Elisabeth“sei sie ziemlich radikal gewesen, wenn ihr Geschaffenes nicht genügte.
„Menschen aus anderen Ländern“faszinieren
Entlang der Wände sind Bilder ausgestellt, von denen vor allem die „Menschen aus anderen Ländern“faszinieren. In langen weiten Gewändern stecken die dunkelhäutigen Körper, die orientalisch anmuten. Sehr sinnliche haptische Oberflächen in gedeckten Farben machen die Frauen und Männer aus, die dominant ins Bild gerückt sind. Sie vermitteln eine große bewegte Stille. Zugleich leuchtender und transparenter geben sich die Aquarelle von Menschen aus Tibet oder Nepal in traditioneller Tracht. Daneben eine Serie kleinformatiger Porträtköpfe als Charakterstudien. Im angrenzenden Raum findet sich eine Reihe von Akten, die den Reichtum verschiedenster Posen wiedergeben. „Ihr müsst in die Bücher und Mappen schauen. Das ist keine Hobbykünstlerin, sondern eine reife Persönlichkeit“, so die Aufforderung von Margrit Otten, was sich beim Durchblättern bestätigt.
Das Spektrum reicht von Zeichnungen in Zentralperspektive über Maltechniken in Acryl, Eitempera und Pigmenten bis hin zu Collagen, Monotypien und Linoldrucken. All dies wurde frei miteinander kombiniert zu Themen wie Landschaften, Architektur, Abstraktes oder Umsetzung von Lyrik. Ihrem sicheren Sinn für Farbe, Proportion und Komposition sei sie dabei stets treu geblieben. Im „Offenen Atelier“auf der Insel malte sie ihre letzten Bilder, von denen die Ausstellung zeugt. Einer ihrer oft vorgebrachten Sätze war: „Winzig ist immer schwierig!“, der auch am Samstag noch viel zu lachen gab. Ganz im Sinne der Künstlerin und der Botschaft der Familie, dass die Ausstellung weitergeht.